Freitagspredigt

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بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يم:

فَاتَّقُوا اللّٰهَ مَا اسْتَطَعْتُمْ وَاسْمَعُوا وَاَط۪يعُوا وَاَنْفِقُوا خَيْرًا لِاَنْفُسِكُمْۜ (…)

وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ:

الْمُؤْمِنُ لِلْمُؤْمِنِ كَالْبُنْيَانِ يَشُدُّ بَعْضُهُ بَعْضًا.

 

Mit Herz und Hand für Gaza!

(17.10.2025)

 

Im sechsten Jahr der Hidschra sah unser geliebter Prophet (s) in Medina einen Traum. In diesem Traum rasierte er sich die Haare und beendete den Ihram.[1] Der Prophet (s) deutete diesen Traum als ein göttliches Zeichen dafür, dass er die Kaaba besuchen sollte, und machte sich gemeinsam mit seinen Gefährten auf den Weg in die heiligen Gebiete. Nach einer beschwerlichen, tagelangen Reise erreichten die Muslime die Region Hudaybiye in der Nähe von Mekka. Ihr einziges Ziel war es, die Kaaba zu besuchen. Doch die Götzendiener von Mekka erlaubten ihnen dies nicht. Daraufhin kam es in Hudaybiye zu Verhandlungen mit den mekkanischen Vertretern – und dort wurde ein Abkommen geschlossen, das den Lauf der Geschichte verändern sollte.

Laut der ersten Klausel dieses Abkommens sollten beide Seiten für zehn Jahre keine Feindseligkeiten gegeneinander unternehmen, um so Frieden und Sicherheit zu gewährleisten. Auch wenn die übrigen Bestimmungen scheinbar zum Nachteil der Muslime waren, akzeptierte der Prophet der Barmherzigkeit (s) dieses Abkommen. Denn er wusste sehr wohl: Wo kein Frieden herrscht, gibt es keine Ruhe, keine Sicherheit. Wo kein Frieden herrscht, dort sind Angst, Sorge, Schmerz und Tränen. Wo kein Frieden herrscht, dort ist der Tod. Und wo Tod ist, da sind Mütter, die weinen, Väter, die trauern, und Kinder, die zu Waisen werden.

Der Prophet (s) kannte den Wert des Friedens. Mit diesem Friedensabkommen wollte er die Menschen vor der Angst, dem Leid und den Tränen schützen, die der Krieg mit sich bringt. Er zeigte der gesamten Menschheit, dass der Einsatz für den Frieden mindestens ebenso heilig und notwendig ist, wie der Widerstand gegen das Unrecht.

Liebe Geschwister, verehrte Gläubige!

In den letzten zwei Jahren haben im Gazastreifen mehr als siebzigtausend Menschen ihr Leben verloren. Ein großer Teil dieser Opfer sind Kinder und Frauen. Natürlich ist es nicht richtig, das Leben eines Menschen auf bloße Zahlen zu reduzieren. Doch das Ausmaß des Leids in Gaza ist gewaltig und erschüttert jeden Menschen mit Gewissen zutiefst. Jeder getötete Mensch bedeutet nicht nur den Verlust eines Einzelnen, sondern ist der Schmerz einer Familie, die Wunde einer Gesellschaft und der Verlust der gesamten Menschheit. Denn gemäß unserem Glauben ist ein einziges Leben so wertvoll wie die ganze Menschheit. Im edlen Koran heißt es dazu: „...Wer ein Leben tötet, hat die ganze Menschheit getötet; und wer ein Leben rettet, hat die ganze Menschheit gerettet.“[2]

Liebe Geschwister!

Gott sei Dank wurde in Gaza ein Waffenstillstand verkündet und Frieden hergestellt. Dank dieses Friedens ist es nun möglich, humanitäre Hilfe zu leisten, Wunden zu heilen und neue Hoffnung zu pflanzen. Unsere Geschwister, die seit Jahren unter Blockade und Not leiden, haben nun die Möglichkeit, wieder neuen Lebensmut zu schöpfen. In dieser bedeutsamen Zeit rufe ich die internationale Gemeinschaft, die Parteien des Waffenstillstands und alle Menschen guten Gewissens dazu auf, den Frieden zu bewahren und zu schützen.

Als DITIB haben wir gemeinsam mit der Türkiye Diyanet Stiftung die Hilfskampagne Mit Herz und Hand für Gaza gestartet, um zur Linderung des menschlichen Leids in Gaza beizutragen. Ich lade auch Sie ein, sich an dieser segensreichen Solidaritätskampagne zu beteiligen.

Liebe Geschwister, jetzt ist die Zeit, Leben zu schenken. Jetzt ist die Zeit, Hoffnung zu sein – für die etwa zwei Millionen Menschen, die in Gaza leben. Jetzt ist die Zeit, unsere Verantwortung wahrzunehmen, soweit unsere Kraft reicht. Jetzt ist die Zeit, nicht für uns selbst, sondern für andere zu geben und uns so vor Egoismus zu schützen.[3] Jetzt ist die Zeit, wie der Prophet (s) es sagte, einander zu stützen – wie die Bausteine eines festen Gebäudes.[4]

O Allah! Schenke allen Menschen, die sich nach Frieden sehnen, Frieden und Geborgenheit! Mache die Länder, die seit Jahren vom Krieg heimgesucht werden, zu Stätten des Friedens, o Allah! Schenke all unseren Geschwistern, die weltweit unter Not und Unterdrückung leiden, Geduld, Standhaftigkeit und Erlösung! Mache uns zu Werkzeugen für den Aufbau einer Welt, in der Frieden, Barmherzigkeit, Geschwisterlichket und Gerechtigkeit herrschen! (Âmin)

 

DİTİB-Predigtkommission

 

[1] Feth, 48/27.

[2] Mâide, 5/32.

[3] Tağabun, 64/16.

[4] Buhârî, Salât, 88.

 

2025-10-17    


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