2025-06-24 | Mitteilung
Am Donnerstag, den 26. Juni, werden wir die Freude erleben, in das Jahr 1447 nach der Hidschra einzutreten. Wir bitten den Erhabenen Allah darum, dass das neue Hidschra-Jahr ein Jahr wird, in dem Frieden, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in der ganzen Menschheit herrschen.
Der erste Monat des Hidschra-Kalenders ist der Monat Muharrem. Muharrem ist zugleich einer der heiligen Monate, in denen das Leben, das Eigentum sowie die Ehre und Würde des Menschen einen besonders hohen Stellenwert bei Allah haben. Unser geliebter Prophet (Friede und Segen sei mit ihm) betonte die Bedeutung dieses Monats mit den Worten:
„Nach dem Ramadan ist das beste Fasten das im Monat Muharrem, dem Monat Allahs.“
Der Hidschra-Kalender basiert auf der Auswanderung (Hidschra) des Propheten (s.a.s.) und seiner gläubigen Gefährten von Mekka nach Medina. Die Hidschra war nicht nur ein geografischer Ortswechsel, sondern eine göttliche Reise vom Unrecht zur Gerechtigkeit, von der Dunkelheit ins Licht, vom Unglauben zum Glauben.
Unser geliebter Prophet (s.a.s.) sagte:
„Der wahre Auswanderer ist derjenige, der das aufgibt, was Allah verboten hat.“
In diesem Sinne ist die Hidschra nicht nur eine äußere Bewegung, sondern auch ein innerer Wandel. Sich von Fehlern abzuwenden und dem Richtigen zuzuwenden, ist Hidschra. Reue für Sünden zu zeigen und Gutes zu tun, ist Hidschra. Vom Schlechten abzulassen und Gutes zu mehren, ist Hidschra. Hass hinter sich zu lassen und sich der Liebe zuzuwenden, ist Hidschra. Hidschra bedeutet, das Herz zu reinigen, die Moral zu veredeln und sich selbst neu zu formen.
Die Hidschra ist der schönste Ausdruck eines Weges zur Wahrheit, verbunden mit der Bereitschaft, einen Preis für das Festhalten am Richtigen zu zahlen. Für uns, die wir in Deutschland leben, ist die Hidschra nicht nur ein historisches Ereignis, sondern eine erlebte Realität. In gewisser Weise sind wir alle Reisende in der Fremde, Kinder der Hidschra. Auf dieser Reise, die wir aus unterschiedlichen Gründen angetreten haben, war für jeden von uns Arbeit und Mühe ein hohes Gut. Viele von uns haben große Schwierigkeiten überwunden. Wir haben stets darauf geachtet, den Geist der Hidschra nicht nur in der Vergangenheit zu sehen, sondern auch in jedem Moment unseres Lebens lebendig zu halten.
Anlässlich des neuen Hidschra-Jahres lasst uns auch in unserer inneren Welt eine Hidschra vollziehen: Lasst uns von Groll zu Geschwisterlichkeit auswandern. Von Trägheit zu Fleiß, von Nachlässigkeit zu Verantwortungsbewusstsein, von grimmigem Blick zu Freundlichkeit, vom Krieg zum Frieden.
Der zehnte Tag des Monats Muharrem ist der Aschura-Tag. In der türkischen Tradition ist die Aschura-Speise ein Symbol für Einheit und Zusammenhalt. Sie enthält nicht nur eine Vielzahl unterschiedlicher, harmonischer Zutaten, sondern vermittelt uns auch eine Lebenslektion: Trotz aller Unterschiede zusammenzukommen und Freud wie Leid zu teilen – das ist ihr Sinnbild.
Der Monat Muharrem ist auch eine Zeit tiefer Trauer: In Kerbela wurden der Enkel des Propheten, Hz. Hussein, und Dutzende weitere Gläubige – viele aus der Familie des Propheten – grausam ermordet. Dieses schmerzvolle Ereignis hat in den Herzen aller, die dem Gesandten Allahs aufrichtig verbunden sind, tiefe Wunden hinterlassen. Eine der wichtigsten Lehren daraus ist die lebenswichtige Bedeutung von Einheit, Solidarität und Geschwisterlichkeit unter den Muslimen.
Möge Allah (s.t.) das Hidschra-Jahr 1447 zu einem Jahr des Friedens und der Ruhe in der ganzen Welt machen. Mögen das neue Hidschra-Jahr und der Monat Muharrem dazu beitragen, dass Blutvergießen und Tränen auf der Welt ein Ende finden.
Dr. Muharrem Kuzey
DITIB Bundesvorsitzender