
:بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يم
اَفَلَمْ يَس۪يرُوا فِي الْاَرْضِ فَتَكُونَ لَهُمْ قُلُوبٌ يَعْقِلُونَ بِهَٓا اَوْ اٰذَانٌ يَسْمَعُونَ بِهَاۚ فَاِنَّهَا لَا تَعْمَى الْاَبْصَارُ وَلٰكِنْ تَعْمَى الْقُلُوبُ الَّت۪ي فِي الصُّدُورِ
:وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّم
إِنَّ اللَّهَ لاَ يَنْظُرُ إِلَى صُوَرِكُمْ وَأَمْوَالِكُمْ، وَلَكِنْ يَنْظُرُ إِلَى قُلُوبِكُمْ وَأَعْمَالِكُمْ
Wenn Liebe da ist, gibt es keine Hindernisse!
(28.11.2025)
Die Welt ist ein Ort der Prüfung, an dem wir alle auf unterschiedliche Weise auf die Probe gestellt werden. Manche von uns werden mit Reichtum geprüft, manche mit Armut; manche mit Sattheit, manche mit Hunger; manche mit Gesundheit und manche mit Krankheit. So spricht unser Erhabener Herr: „Und Wir werden euch ganz gewiss mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde den Geduldigen frohe Botschaft!“1
Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Eine der schwersten Prüfungen des Lebens ist die Begegnung mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Doch es gibt eine Wahrheit, die wir vergessen: Wir alle haben unsere Augen bedürftig und schutzlos in diese Welt geöffnet. Wir kamen mit Einschränkungen auf die Welt. Wir hatten Hände, konnten aber nicht greifen; wir hatten Füße, konnten aber nicht laufen; wir hatten Augen, konnten aber nicht sehen; wir hatten eine Zunge, konnten aber nicht sprechen. Diese ersten Hindernisse konnten wir nur durch die Zuneigung und Unterstützung unserer Lieben überwinden. Manche von uns begannen diese schwierige Reise von Anfang an mit einer Behinderung, andere wurden im Fluss des Lebens mit dieser Realität konfrontiert. Auch wenn wir heute körperlich gesund sind, weiß niemand von uns, was uns morgen widerfahren wird. Im Grunde sind wir alle auf dieser Lebensreise entweder Menschen mit Behinderung oder potenzielle Anwärter darauf.
Was aber ist eine wahre Einschränkung? Ist es nur, dass das Auge nicht sieht, das Ohr nicht hört oder die Zunge schweigt? Wenn wir die Antwort auf diese Frage dem göttlichen Wort überlassen, begegnet uns eine erschütternde Wahrheit: Das eigentliche Hindernis liegt nicht im Körper, sondern im Gewissen. Nach dem Maßstab unseres Erhabenen Herrn liegt die wahre Blindheit nicht in den Augen, sondern in den Herzen.2 Bei unserem Herrn ist derjenige blind, der die Wahrheit nicht mit dem Auge des Herzens sieht; derjenige stumm, der die Wahrheit nicht spricht; und derjenige taub, der die Weisheit nicht hört.3
Unser Herr beurteilt uns nicht nach unseren körperlichen Eigenschaften. Er schaut nicht auf unsere Form oder unser Aussehen; Er schaut nicht auf unsere Statur oder darauf, ob wir gutaussehend oder schön sind. Wie unser Prophet (s.a.s.) verkündete, schaut Allah der Erhabene auf unsere Herzen und unsere Taten.4
Auch im Umfeld unseres Propheten gab es Menschen mit Behinderungen. Doch der Prophet der Barmherzigkeit (s.a.s.) ließ sie niemals allein; im Gegenteil, er akzeptierte sie als die wertvollsten Teile der Gesellschaft. Unser Prophet (s.a.s.) näherte sich ihnen nicht mit den Worten „Das kannst du nicht“, sondern mit den Worten „Ich vertraue dir“. So sehr, dass er den blinden Abdullah Ibn Umm Maktum (r.a.) ganze dreizehn Mal zu seinem Stellvertreter in Medina ernannte. Er entsandte auch Muadh bin Jabal (r.a.) mit einer wichtigen Aufgabe nach Jemen, sowohl als Zekat-Beauftragten als auch als Richter und verkündete damit der ganzen Welt, dass eine körperliche Behinderung kein Hindernis für Führungspositionen darstellt. Mit dieser Haltung rief unser Prophet (s.a.s.) der gesamten Menschheit folgende Botschaft zu: Das größte Hindernis ist das Hindernis in den Herzen. Wo Gewissen ist, gibt es kein Hindernis! Wo Barmherzigkeit ist, gibt es kein Hindernis! Wo Liebe ist, gibt es kein Hindernis!
Meine Geschwister!
Lassen wir niemals die Verantwortung außer Acht, die wir als Dienende tragen. Sorgen wir dafür, unsere Gesundheitskontrollen regelmäßig durchführen zu lassen, um genetischen Risiken vorzubeugen, die die Gesundheit unserer Nachkommen beeinträchtigen könnten. Tragen wir dieselbe Sensibilität auch in unser Berufsleben und seien wir stets achtsam und umsichtig, um Arbeitsunfälle zu vermeiden. Verrichten wir unsere Arbeit sorgfältig, zuverlässig und sicher, damit Gefahren gar nicht erst entstehen. Doch über all diesen Vorsichtsmaßnahmen hinaus sollten wir nicht gegen das Unglück aufbegehren, das uns trifft. Wenden wir uns nicht vom Leben ab und geben wir den Kampf des Lebens nicht auf. Machen wir uns bewusst, dass jede Schwierigkeit, die wir erleben oder noch erleben werden, eine Prüfung für uns ist. Seien wir dankbar für all das, was uns geschenkt wurde, und gehen wir den Weg in Geduld und Gottvertrauen weiter, auch in Bezug auf das, was uns fehlt.
Wie auch immer wir geprüft werden: Möge unser Herr uns zu jenen zählen, die ihre Prüfungen bestehen. Möge unser Freitag ein Anlass zu Gutem und zu gesellschaftlichem Bewusstsein sein!
Die DITIB-Predigtkommission
Quellen:
1 Bakara, 2/155.
2 Hac, 22/46.
3 Bakara, 2/171.
4 Müslim, Birr, 34.