
بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّح۪يم:
وَكَاَيِّنْ مِنْ اٰيَةٍ فِي السَّمٰوَاتِ وَالْاَرْضِ يَمُرُّونَ عَلَيْهَا
وَهُمْ عَنْهَا مُعْرِضُونَ.
وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّم:
اَلشِّتَاءُ رَبِيعُ الْمُؤْمِنِ قَصُرَ نَهَارُهُ فَصَامَ وَطَالَ لَيْلُهُ فَقَامَ.
Was sagen uns die Jahreszeiten?
(21.11.2025)
Haben Sie Ihre Umgebung auf dem Weg hierher einmal bewusst betrachtet? Haben Sie die Bäume mit ihren herabgefallenen Blättern wahrgenommen? Haben Sie die Sonne, den Mond, die regenbeladenen Wolken, die Blumen, die Vögel oder das kälter werdende Wetter betrachtet und darüber nachgedacht? Allah, unser erhabener Schöpfer, offenbart: „Und da sind so viele Zeichen in den Himmeln und auf Erden, an denen sie vorübergehen, wobei sie sich von ihnen abwenden.“[1]
Liebe Geschwister! Verehrte Gläubige!
Jeder von uns besitzt die Fähigkeit, die Zeichen zu erkennen, die unser erhabener Herr erschaffen hat. Doch im Trubel der Welt übersehen wir manchmal diese Hinweise und bemerken die vielen Weisheiten nicht, an denen wir achtlos vorübergehen. Dabei gibt es um uns herum so viele Zeichen, die darauf warten, gelesen zu werden; so viele Lehren, die zum Nachdenken einladen, und so viele Wunder, die uns zur Betrachtung rufen… Lassen Sie uns daher von heute an die Absicht fassen, die Zeichen Allahs in der Natur wahrzunehmen, zu erkennen, zu lesen und daraus Lehren zu ziehen.
Denn, liebe Gläubige!
Wenn der Mensch wirklich daraus lernen möchte, erkennt er selbst im kleinsten Geschöpf große Weisheiten. Er lernt von einer Blume und von der Biene, die von Blüte zu Blüte fliegt. Er zieht Lehren aus dem Vogel, der am Himmel schwebt, und aus dem Blatt, das zu Boden fällt. Diese von Weisheit erfüllte Ordnung in der Natur enthält Lektionen, die dem Menschen als Wegweiser dienen können.
Das Leben des Menschen gleicht den vier Jahreszeiten. Die Kindheit ist der Frühling des Lebens: frisch, lebendig und voller Hoffnung. Deshalb sehnt sich der Mensch im Alter oft nach seiner Kindheit. Die Jugend gleicht dem Sommer: eine Zeit voller Kraft, Energie und Begeisterung. Das Alter erinnert an den Herbst: Die Knie tragen nicht mehr wie früher, die Augen sehen nicht mehr so klar, das Gehör lässt nach. Und der Tod gleicht dem Winter: So wie die Blätter verdorren und zu Boden fallen, so kehrt auch der Mensch eines Tages zur Erde zurück. Unser erhabener Herr weist im edlen Koran darauf hin, dass die im Winter scheinbar „tote“ Erde im Frühling wieder zum Leben erweckt wird, und sagt: „Und ein Zeichen ist ihnen die tote Erde (…)[2] So liebt der Gläubige, der die Natur mit diesem Bewusstsein betrachtet, sowohl den Sommer als auch den Winter. Sowohl den Frühling als auch den Herbst.
Liebe Geschwister!
Wir befinden uns in den letzten Tagen des Herbstes; vor uns liegt ein langer Winter. So wie wir uns auf den kommenden Winter vorbereiten, sollten wir uns auch für unsere Reise ins Jenseits vorbereiten. Der Prophet der Barmherzigkeit (s) sagte: „Der kluge Mensch ist derjenige, der seine Seele/sein Ego beherrschtund für das Jenseits arbeitet.“[3] Damit erinnert er uns daran, dass unsere wichtigste Vorbereitung die für das Jenseits sein sollte. In einem weiteren Hadis vergleicht unser Prophet (s) den Winter mit dem „Frühling des Gläubigen“ und macht darauf aufmerksam, dass die kurzen Tage sich bestens zum Fasten eignen und die langen Nächte ideal für das Ritualgebet sind.[4]
Lassen Sie uns also aus diesen Worten Inspiration schöpfen und den Winter zu einer Chance für uns und unsere Familien machen. Lassen Sie uns die kalten Tage in eine Zeit der Barmherzigkeit verwandeln, in der unsere Herzen warm werden. Machen wir unsere Häuser nicht zu Hotelzimmern, die wir morgens verlassen und abends nur müde betreten, sondern zu Orten, an denen wir mit unserer Familie sprechen, unsere Sorgen teilen und Brücken von Herz zu Herz bauen. Verwandeln wir unsere Wohnungen in kleine Bibliotheken, in denen gelesen wird; in kleine Gebetsräume, in denen gemeinsam gebetet wird. Bemühen wir uns mit ganzer Kraft, unsere Häuser in Gärten des Friedens, der Liebe und des Glücks zu verwandeln.
Die DITIB-Predigtkommission
[1] Koran, Yusuf, 12/105.
[2] Koran, Yasin, 36/33.
[3] Tirmidhi, Sifatu’l-Qiyama, 25.
[4] Ahmad Ibn Hanbal, Musnad, 3/75.