﷽
اُتْلُ مَٓا اُو۫حِيَ اِلَيْكَ مِنَ الْكِتَابِ وَاَقِمِ الصَّلٰوةَؕ اِنَّ الصَّلٰوةَ تَنْهٰى عَنِ الْفَحْشَٓاءِ وَالْمُنْكَرِؕ وَلَذِكْرُ اللّٰهِ اَكْبَرُؕ وَاللّٰهُ يَعْلَمُ مَا تَصْنَعُونَ.
وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ:
إِنَّ لِكُلِّ دِينٍ خُلُقًا وَخُلُقُ الإِسْلاَمِ الْحَيَاءُ.
Der Kern der islamischen Ethik: Schamhaftigkeit
(15.11.2024)
Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Der Glaube gleicht einem Baum, der tief in die Erde verwurzelt ist. Dieser Baum hat viele Zweige, die wichtig sind, um den Baum zu verschönern und mit Blättern zu schmücken. Einer der Zweige des Glaubensbaumes ist die Schamhaftigkeit (Hayâ)[1]. Wie unser geliebter Prophet (s) ausdrückt, ist die Schamhaftigkeit der Kern der islamischen Moral[2].
Hayâ bedeutet, sich zu schämen, sich zurückzuhalten, auf etwas zu verzichten; es beschreibt das Unwohlsein der Seele bei schlechten Taten sowie den Wunsch, diese zu vermeiden. Die Schamhaftigkeit ist ein moralisches Merkmal, das in unserer Natur – unserer Fitra – angelegt ist und das wir bis zum Tod bewahren sollen.
Zwei Grundbegriffe verschönern den Gläubigen. Der erste ist Taqwa[3], also das Verantwortungsbewusstsein, das der Diener gegenüber seinem Herrn zeigen soll. Die zweite ist Hayâ[4] – jene Schamhaftigkeit und Anstand, die den Menschen zivilisieren, höflich und feinfühlig machen.
Meine Geschwister!
Die Schamhaftigkeit hat zwei Ebenen: Sie gilt sowohl gegenüber Allah als auch gegenüber den Menschen. Scham gegenüber Allah bedeutet, zu fürchten, Sein Wohlgefallen zu verlieren und sich vor Fehlern Ihm gegenüber zu schämen. Ein schamhafter Mensch ist jemand, der selbst im Alleinsein glaubt, stets in der Anwesenheit seines Schöpfers zu sein und deshalb den schlechten Neigungen seines Egos nicht folgt. Ein schamhafter Mensch verschließt seine Augen vor Verbotenem, seine Ohren vor Falschem und seine Zunge vor schlechten Ausdrücken, Lügen, Verleumdungen und übler Nachrede.
Meine Geschwister!
Hayâ ist nicht nur eine Haltung des Respekts, der Zurückhaltung und der Scham gegenüber Allah, sondern auch eine ethische Schönheit, die man gegenüber den Menschen zeigen sollte. Ein schamhafter Mensch ist jemand, der rot wird, sich schämt und zögert, wenn er etwas falsch macht, jemand, der respektvoll und anständig gegenüber seinen Mitmenschen ist. Ein schamhafter Mensch ist ein Mensch mit reinen Absichten, reinem Verhalten und einer reinen Haltung. Seine Worte sind angemessen und seine Schritte ausgewogen.
Meine Geschwister!
Schamhaftigkeit bedeutet nicht, zu schweigen oder passiv zu sein; es ist keine Faulheit oder Feigheit. Hayâ ist keine Untätigkeit aus Schwäche oder Angst. Die Schamhaftigkeit sollte jemanden nicht daran hindern, Wissen zu erlangen, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen und das Unrecht zu bekämpfen, wenn es erforderlich ist. Im Kern der Schamhaftigkeit liegen die Liebe zu Allah und die Wertschätzung der Menschen.
Unser erhabener Herr zeigt uns den Weg, wie wir uns vor jeder Art von Unanständigkeit bewahren können: „Trage vor, was dir von dem Buche offenbart wurde, und verrichte das Gebet. Gewiss, das Gebet hütet vor Schändlichem und Schlechtem. …“[5]
Meine Geschwister!
Lasst uns, um uns vor Schamlosigkeit zu bewahren, dem Leben spendenden Ruf des Korans gemeinsam folgen.[6] Halten wir unsere Bindung zu Allah durch das Gebet stark und lebendig. Streben wir danach, die schamhaftesten, anständigsten und feinfühligsten Menschen in unserer Gesellschaft zu sein. Wenn wir im Jenseits mit einem strahlenden Gesicht vor Allah stehen wollen, so lasst uns im Diesseits von allen beschämenden Taten fernhalten.
Die DITIB-Predigtkommission