بِسْمِ اللّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيم
وَاللّٰهُ خَلَقَكُمْ ثُمَّ يَتَوَفّٰيكُمْ وَمِنْكُمْ مَنْ يُرَدُّ اِلٰٓى اَرْذَلِ الْعُمُرِ
لِكَيْ لَا يَعْلَمَ بَعْدَ عِلْمٍ شَيْـًٔاۜ اِنَّ اللّٰهَ عَل۪يمٌ قَد۪يرٌ۟
وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ:
إِنَّ اللَّهَ أَنْزَلَ الدَّاءَ وَالدَّوَاءَ وَجَعَلَ لِكُلِّ دَاءٍ دَوَاءً فَتَدَاوَوْا (...)
“Gemeinsam. Mutig. Leben.”
(20.09.2024)
Anlässlich des Welt-Alzheimertages und der Demenzwoche, in der wir uns befinden, möchte ich heute auf Demenz eingehen, eine Erkrankung, die weltweit rapide zunimmt.
Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Lassen Sie uns gemeinsam folgendes Bild vor Augen führen: All die schönen Erinnerungen, die wir mit unseren Liebsten gesammelt haben und von denen wir sagen: „Das werde ich niemals vergessen“, verschwinden eine nach der anderen aus unserem Gedächtnis. Stellen wir uns vor, dass wir die Tage verwechseln und uns auf dem Heimweg verlaufen. Stellen wir uns vor, dass wir Schwierigkeiten beim Sprechen haben und unsere Gedanken nicht auf eine vernünftige Art und Weise zum Ausdruck bringen können. Stellen wir uns vor, dass wir uns sogar bei unseren täglichen Grundbedürfnissen schwer tun und zunehmend auf andere angewiesen sind. Stellen wir uns vor, dass wir unsere Liebsten ansehen, als wären sie Fremde, und uns allmählich von unserem sozialen Umfeld distanzieren und zunehmend in die Einsamkeit abdriften. All diese Dinge sind Anzeichen eines tragischen Krankheitsprozesses, der als „Demenz“ bezeichnet wird. Diese Symptome sind keine bloßen Fantasien, sondern werden von fast zwei Millionen Betroffenen in Deutschland tagtäglich erlebt. Möge unser erhabener Schöpfer allen Kranken Genesung schenken.
Meine Geschwister!
Demenz ist eine schwere Krankheit, die darauf zurückzuführen ist, dass die Nervenzellen im Gehirn Schaden erleiden. Dies führt wiederum dazu, dass die Gehirnfunktionen wie Erinnern, Denken und Entscheiden gestört werden. Demenz begegnet uns oft im hohen, gebrechlichen Seniorenalter, wie es auch im Koran angedeutet wird.[1] Doch wir sollten uns bewusst sein, dass Demenz tatsächlich Menschen jeden Alters bedrohen kann. Besonders in Ländern mit intensiver Industrialisierung tritt diese Krankheit am häufigsten auf, und ihr Vorkommen nimmt parallel zum Alter der Bevölkerung zu. Weltweit gibt es mehr als 55 Millionen Demenzkranke. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wird prognostiziert, dass diese Zahl in 30 Jahren auf 140 Millionen ansteigen wird. Experten betonen die Bedeutung regelmäßiger geistiger Übungen, um das Gehirn aktiv zu halten. Sie empfehlen, starke soziale Verbindungen zu pflegen, auf eine gesunde Ernährung zu achten und verschiedene Bewegungsaktivitäten auszuführen, um unsere Lebensfähigkeit zu erhalten. Manche Gebote, Verbote und Empfehlungen des Islam haben auch eine schützende Wirkung vor Demenz oder können den Fortschritt dieser Krankheit verzögern. In diesem Sinne sind folgende Prinzipien und Empfehlungen besonders wichtig: Wir sollten uns immer mit etwas Neuem beschäftigen, sobald wir mit einer Aufgabe fertig sind[2] und das Gebet und die Gottesdienste ordnungsgemäß und regelmäßig durchführen.[3] Eine Ernährung mit erlaubten (halal) und reinen Nahrungsmitteln ist ebenfalls von Bedeutung.[4] Zudem sollten wir uns aktiv in die Gemeinschaft einbringen, um unsere sozialen Beziehungen zu stärken,[5] und unser Gedächtnis durch Gottesgedenken (Dhikr)[6] lebendig halten.
Bei Krankheiten ist die frühe Diagnose ebenso wichtig wie die Behandlung. Bei Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz jedoch ist die frühzeitige Diagnose besonders entscheidend. Zögern Sie bitte nicht, zum Arzt zu gehen. Unsere Vorfahren sagten: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Lassen sie uns nicht vergessen, dass der erhabene Allah für alle Krankheiten eine Heilung geschaffen[7] hat und lassen sie uns daher nicht unsere Behandlung vernachlässigen. Seien wir gegenüber den Demenzkranken äußerst geduldig und verständnisvoll. Lassen sie uns ihnen freundlich, fürsorglich und barmherzig annähern. Versuchen wir, jene Leichtigkeit zu verkörpern, die im Vers erwähnt wird: „Gewiss, mit dem Schweren kommt das Leichte.“[8] Auch wenn unsere guten Taten von den Demenzkranken nicht mehr erinnert werden, dürfen wir nicht vergessen, dass sie seitens des erhabenen Allahs nicht unbeachtet[9] bleiben.
Die DITIB-Predigtkommission