Freitagspredigt

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Die Prüfung des Menschen mit der Zeit
(29.12.2023)

Werte Gläubige!--

Wir stehen kurz davor, uns vom Jahr 2023 zu verabschieden. Diejenigen, die leben, werden sehen: Das Jahr 2024 und die folgenden Jahre werden kommen und gehen, und die Prüfung des Menschen mit der Zeit wird bis zum Jüngsten Tag andauern.  

Verehrte Gläubige!

Die Prüfung des Menschen mit der Zeit hat drei Dimensionen. Die erste Dimension bezieht sich auf die Vergangenheit. Der Großteil der Menschen schwimmt leider in einem Meer des Bedauerns über die Vergangenheit. Ständig liegt ihnen ein „hätte ich doch“ und „wäre doch nur“ auf der Zunge. Doch die Reue, die nicht in eine aktive Handlung umgesetzt wird, ist eine Kette, die dem Menschen an die Füße gelegt wurde und letztendlich zu seinem Untergang führt, indem sie ihn tiefer und tiefer in den Abgrund zieht. Für einen Menschen, der in der Welt des „Was-wäre-wenns“ lebt, ist die Vergangenheit zugleich ein großer Dieb: Ein Dieb, der ihm sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft stiehlt. Denn das Festhalten an der Vergangenheit führt oft dazu, dass der Mensch die Zeit vernachlässigt, in der er lebt, und die einzige Zeit verliert, die er nutzen könnte. Das Einzige, was die Vergangenheit für uns nützlich machen kann, ist, aus ihr zu lernen und unser zukünftiges Leben im Lichte dieser Lehren zu planen, unsere Willenskraft und Zielstrebigkeit zu stärken sowie mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken.

Selbstverständlich wird und sollte in dieser letzten Zeit des Jahres jeder seine eigene Bilanz ziehen. Gemäß dem Rat von Omar (ra.): „Zieht euch selbst zur Rechenschaft, bevor ihr zur Rechenschaft gezogen werdet“, wird und sollte jeder eine Selbstbewertung vornehmen.1 Die Gläubigen, die mit den Lehren des edlen Korans aufgewachsen sind, werden sicherlich einen Weg finden, um zu überprüfen, was sie für die Zukunft vorbereitet haben, indem sie der Notwendigkeit nachkommen, sich vom Koran inspirieren zu lassen.

Die zeitlose Botschaft der Sura al-Asr weist uns den Weg dorthin: „Beim Zeitalter! Der Mensch ist wahrlich verloren, außer denjenigen, die glauben und rechtschaffene Werke tun und einander die Wahrheit eindringlich empfehlen und einander die Standhaftigkeit eindringlich empfehlen.“2 Diese Verse lehren uns, in welchem Rahmen wir uns über unsere Vergangenheit zur Rechenschaft ziehen können und nach welchen Richtlinien wir unsere Zukunft planen können.

Unser geliebter Prophet (s) sagte: „Es gibt zwei Segnungen, über die (und deren Verwendung) sich die Menschen täuschen: „Gesundheit und Freizeit.“3 Weist diese Warnung nicht auf unseren grundlegendsten Irrtum hin? Die Hektik des Alltags mag uns vergessen lassen, dass wir sterblich sind, und doch gibt es eine Realität: Das Leben vergeht und wir bewegen uns schnell auf das unvermeidliche Ende zu. Daher sollten wir unsere Vergangenheit gut überdenken. Wir sollten uns fragen: Welche schlechte Angewohnheit, die ich immer aufgeben wollte, habe ich erfolgreich aufgegeben? Welche gute Tat, die ich immer zu tun hoffte, habe ich erfolgreich getan? Inwieweit konnte ich in meinem langjährigen Leben ein besserer Mensch, ein besserer Gläubiger werden?

Diese Fragen und die richtigen Antworten darauf werden uns in die Lage versetzen, die Gegenwart, die die zweite und wichtigste Dimension unserer Prüfung mit der Zeit darstellt, besser zu bewerten. Die Gläubigen bleiben nicht in der Vergangenheit stecken, ziehen aber die notwendigen und nützlichen Lehren aus ihr und handeln somit in dem Bewusstsein, dass ihnen das Morgen vielleicht nicht geschenkt wird. Wie Yunus Emre, der sagte: „Was du auch tun wirst, (tue es) jetzt!“ (Ne yapacaksan şimdi!), bemühen sie sich, die Gegenwart zu schätzen. Indem sie in einem Bewusstsein handeln, das ihre gegenwärtige Verantwortung nicht der Zukunft überlässt, streben sie nach dem Segen, der Fülle und der Vorzüglichkeit des gegenwärtigen Moments.

Die Gläubigen wissen, dass es die schwächste Handlung bei der Prüfung mit der Zeit ist, die Verantwortungen und Pflichten auf morgen zu verschieben, indem man die heutige Zeit vernachlässigt und sagt „Ich werde es morgen erledigen.“ Denn das Aufschieben einer Aufgabe ist nur etwas für Menschen mit schwachem Charakter, schlechter Selbstkontrolle und Faulheit. Auch wissen die Gläubigen, dass Faulheit eine der verwerflichsten Sünden ist,4 vor der unser Prophet (s) bei Allah, dem Allmächtigen, Zuflucht suchte.

In dieser letzten Zeit des Jahres, in der sich der Zeitzyklus stärker spürbar macht, hoffe ich, dass unsere Prüfung leicht und unser Ende gut sein werden. Möge unser Freitag gesegnet sein.

Die DITIB-Predigtkommission
 

1 Hadislerle Islam, Bd. 1, S. 307.     
2 Koran, al-Asr, 103/1-3.        
3 Bukhari, Riqaq, 1.                  
4 Muslim, Dhikr, 73.

                                                                                

 

2023-12-29    


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