Freitagspredigt

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Die Achtung der Menschenrechte
(15.12.2023)

Werte Gläubige!

Die Achtung der Menschenrechte ist die wichtigste der verordneten Bestimmungen für den Frieden des Menschen und der Gesellschaft. Unsere Religion schützt das Privatleben der Person, um die Ehre und Würde des Menschen zu wahren, und verbietet jegliches Verhalten, das die Respektabilität des Menschen verletzt, wie beispielsweise üble Nachrede, Verleumdung, Tratsch, Spott, das Aufdecken von Fehlern, das Herabsetzen von Menschen, unerlaubtes Betreten von Häusern sowie das Erforschen des Privatlebens anderer.1 Mit dem gleichen Ziel wird im Islam, wie auch in den anderen offenbarten Religionen, das Leben,2 das Eigentum,3 der Glaube,4 der Verstand,5 die Keuschheit und die Familie6 eines Menschen - unabhängig von Rasse, Geschlecht und Glauben - als unantastbar erklärt und sowohl materielle als auch spirituelle Sanktionen gegen diejenigen verhängt, die diese Rechte verletzen.7  

Werte Muslime!

Der Zweck des „Rechts“, das im Namen „al-Haqq“ unseres allmächtigen Herrn verankert ist, besteht darin, zu bestimmen, wem die Rechte gehören, die Rechte zu schützen und die Verletzung und den Missbrauch der Rechte zu beseitigen. Unser geliebter Prophet (s), dessen Gerechtigkeit nicht einmal von denen, die nicht an ihn glaubten, angezweifelt wurde, war sein Leben lang ein Verteidiger von Recht und Gerechtigkeit. Vollkommen unabhängig von ihrer Religion und ihrer Herkunft stand er immer an der Seite der Unterdrückten und Benachteiligten, denen Unrecht widerfuhr. Obwohl er noch jung war, zögerte er nicht, sich der zivilgesellschaftlichen „Bewegung der Tugenden“ anzuschließen, die zur Bekämpfung von Unrecht, Unterdrückung und Ungerechtigkeit ins Leben gerufen wurde, und nahm aktiv an dieser Bewegung teil.8

Verehrte Geschwister!

Das Recht auf Leben und der Schutz des Lebens stehen an erster Stelle der Menschenrechte und bilden die grundlegende Quelle aller anderen Rechte. Niemand hat das Recht, dieses dem Menschen von Geburt an gegebene und ihm von Allah verliehene Recht einzuschränken oder zu entziehen. Im edlen Koran wird wie folgt verdeutlicht, dass dies ein schweres Vergehen ist: „(…) wer einen Menschen tötet, ohne (dass er) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer einen am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. (…)“9

Aus diesem Vers lernen wir, dass das menschliche Leben unbezahlbar ist. Das Menschenleben, das ein Stück von Allahs Geist in sich trägt,10 kann nicht auf eine einfache statistische Information reduziert werden, die in den Nachrichten für wenige Sekunden erwähnt und dann vergessen wird. Nach unserem Glauben, der das Töten eines Unschuldigen mit dem Töten der gesamten Menschheit gleichsetzt, kann keine mathematische Formel - außer Allah - jemals die Rechnung für Tausende von ermordeten Kindern und für Zehntausende von getöteten Menschen aufstellen.

Bedauerlicherweise leben wir heute in einer Welt, die dieser göttlichen Perspektive fern ist. Wir wollen nicht Zuschauer dieser großen Tragödie sein, die sich vor den Augen der ganzen Welt abspielt, sondern dass dauerhafte Lösungen gefunden werden. Wir wollen eine Welt, in der ein einziges unschuldiges Leben mit dem Leben einer ganzen Menschheit gleichgesetzt wird und in der die Achtung der Menschenrechte im Mittelpunkt steht.

Verehrte Muslime!

Lasst uns als Vertreter einer Religion, die es als Teil des Glaubens sieht, sogar ein Stück Holz zu entfernen, das Menschen Schaden zufügt, uns von jeglichen Gesinnungen und Verhaltensweisen fernhalten, die die Ehre und Würde der Menschen mit Füßen treten. Als Nachkommen einer edlen Tradition, die Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Liebe und die Tugend des Zusammenlebens auf der Welt etabliert hat, sollten wir in jeder Situation und in jedem Umfeld die Rechte und das Gesetz achten. Lasst uns vereinigend sein und nicht spaltend. Lasst uns mit der Feinfühligkeit des Mottos „Verletze ja keine Seele, dies stürzt den Thron des Allerbarmers“ jeden Menschen, jedes lebende und leblose Wesen mit Liebe und Mitgefühl behandeln und auch dazu beitragen, dass andere sie so behandeln.

Mögen Respekt und Nachsicht, Frieden und Ruhe in unserer Welt herrschen. Möge unser Freitag gesegnet sein.

 

Die DITIB-Predigtkommission

1 Koran, al-Hudschurat, 49/12; al-Isra, 17/37.                     
2 Koran, an-Nisa, 4/93; Bukhari, Ilm, 37.    
3 Koran, an-Nisa, 4/29; Bukhari, Bad’ul-Halq, 2. 
4 Koran, al-Ma’ida, 5/3; Al-i Imran, 3/19.
Koran, al-Ma’ida, 5/90.  
6 Koran, at-Tahrim, 66/6; al-Isra, 17/32.  
7 Koran, al-An’am, 6/151; asch-Schura, 42/42. 
8 Ibn Hischam, al-Sirah, I, 140-142.
9 Koran, al-Ma’ida, 5/32.
10 Koran, al-Hidschr, 15/29.

                                    

2023-12-15    


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