Freitagspredigt

PDF-Dosyası Freitagspredigt (PDF)

بِسْمِ اللّٰهِ الرَّحْمٰنِ الرَّحِيمِ 

اَفَلَمْ يَسِيرُوا فِي الْاَرْضِ فَتَكُونَ لَهُمْ قُلُوبٌ يَعْقِلُونَ بِهَٓا 

اَوْ اٰذَانٌ يَسْمَعُونَ بِهَاۚ فَاِنَّهَا لَا تَعْمَى الْاَبْصَارُ وَلٰكِنْ تَعْمَى الْقُلُوبُ الَّتِي فِي الصُّدُورِ

وقال النبي صلى الله تعالى عليه وسلم:

إِنَّ اللَّهَ لاَ يَنْظُرُ إِلَى صُوَرِكُمْ وَأَمْوَالِكُمْ،

 وَلَكِنْ يَنْظُرُ إِلَى قُلُوبِكُمْ وَأَعْمَالِكُمْ

 

Die größte Behinderung ist es, ein Hindernis für das Leben zu sein!
(01.12.2023)

 

Das Leben auf der Erde ist ein Prüfungsort, an dem jeder auf unterschiedliche Weise auf die Probe gestellt wird. Einige von uns werden mit Wohlstand, andere mit Armut geprüft. Einige von uns werden mit Hunger, andere mit Fülle geprüft. Einige von uns werden mit Krankheit, andere mit Gesundheit geprüft. Es gibt Tage, an denen wir mit unseren Leben geprüft werden,1 und Tage, an denen wir mit einem Stück unserer Herzen, unseren geliebten Kindern, geprüft werden.2 Ich möchte unsere heutige Freitagspredigt unseren etwa eine Milliarde behinderten Geschwistern auf der Welt widmen, die sich tapfer den schweren Prüfungen des Lebens unter noch größeren Herausforderungen stellen. 

Geschwister! Werte Gläubige!
Wir sind alle als Menschen mit Behinderungen auf die Welt gekommen. Als wir das Licht der Welt erblickten, hatten wir Hände, konnten sie aber nicht benutzen. Wir hatten Beine, konnten nicht gehen. Wir hatten Augen, konnten nicht sehen. Wir hatten eine Zunge und konnten nicht sprechen. Die meisten von uns haben diese Hindernisse mit familiärer Unterstützung nach und nach überwunden. Manche von uns konnten bestimmte Organe von Geburt an nie nutzen. Manch andere von uns haben aus verschiedenen Gründen ihre Gliedmaßen später verloren. Und stets sprechen wir; „Allah ist es, Der gibt und nimmt. Und wenn Allah nimmt, wird Er etwas Besseres geben“, danken und preisen Allah, wenn Er uns mit unserer Gesundheit auf die Probe stellt, und gedenken Seiner, wenn Er uns mit Krankheiten prüft. Wir erleben die Freude, Dankbarkeit zu empfinden, wenn wir eine Gunst Allahs erhalten. Wenn uns hingegen eine Gunst verwehrt bleibt, so halten wir uns mit dem Trost am Leben fest, dass wir im Jenseits etwas noch Schöneres erlangen werden.
Wir glauben daran, dass Allah, der Erhabene, die Menschen nicht nach ihrem physischen Zustand, ihrer Krankheit oder Gesundheit; sondern nach ihrer tugendhaften Moral, ihrem wahrhaftigen Glauben, ihrer festen Glaubensüberzeugung und ihren guten Verhaltensweisen beurteilen wird. Wir glauben daran, dass das, was den Menschen in der Gegenwart Allahs wertlos macht, nicht körperliche, sondern geistige Mängel sind. Wir glauben daran, dass unser Herr mit Seinen Dienern nicht gemäß ihrer Körper und ihrem Besitz umgehen wird, sondern sie nach ihren Herzen und ihren Taten behandeln wird.3

Verehrte Gläubige!
Als die Religion der Erleichterung legt der Islam niemandem mehr Verantwortung auf, als er tragen kann.4 Der Islam priorisiert stets Menschen mit Behinderung5 und bietet denjenigen mit körperlichen Einschränkungen, Schwäche und Krankheit so manche Erleichterungen.6 Auch unser Prophet (s) hat niemals Menschen aufgrund ihres körperlichen Zustands, ihrer finanziellen Möglichkeiten, ihrer Behinderung oder Gesundheit unterschieden. Er hat Menschen, die mit körperlichen Einschränkungen das Leben bewältigen, ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend mit wichtigen Aufgaben, einschließlich öffentlicher Dienste, beauftragt. Somit zeigte er das schönste Beispiel dafür auf, wie Menschen mit Behinderungen aktiv in das Leben integriert werden können. 

Geschwister!
Der Mensch ist eine ehrenvolle Existenz, die aus Körper und Seele, also sowohl aus Materie als auch aus Geist besteht. Diejenigen, die den Menschen nur als biologisches Wesen aus Fleisch und Knochen betrachten, definierten auch Behinderungen ausschließlich anhand physischer Aspekte. Nach dieser materialistischen Auffassung ist derjenige blind, dessen physisches Auge nicht sieht; derjenige taub, dessen physisches Ohr nicht hört; und derjenige stumm, dessen physische Zunge nicht spricht. Aus der Perspektive des Korans betrachtet wird deutlich, dass diese Definition vollkommen falsch ist. Denn Allah, der Erhabene, bezeichnet diejenigen als taub, stumm und blind, die die Wahrheit verbergen und leugnen.7 In einem anderen Vers erklärt unser allmächtiger Herr, dass in Wirklichkeit nicht die Augen blind sind, sondern die Herzen.8 Gemäß der Definition unseres Herrn ist derjenige, dessen Herzensauge nicht sehen kann, blind; derjenige, der die Wahrheit nicht hören möchte, taub; und derjenige, der die Wahrheit nicht ausspricht, stumm. 

Geschwister!
Auch wenn wir heute körperlich gesund sein mögen, wissen wir nicht, was uns morgen widerfahren wird. Lasst uns nicht vergessen, dass jeder von uns ein potenzieller Behinderte ist. Lasst uns nicht vergessen, dass die größte Behinderung Lieblosigkeit, Mitleidlosigkeit und Gewissenlosigkeit ist. Lasst uns das Auge der Blinden, das Ohr der Gehörlosen, die Worte der Stummen und die Füße der Gehbehinderten sein. Lasst uns denen entgegentreten, die das Leben erschweren und behindern. Unser erhabener Herr besagt, dass mit jeder Erschwernis auch Erleichterung ist.9 Lasst uns diese Erleichterung sein! Unser Prophet sagte: „Erleichtert, (und) erschwert nicht!“10 So lasst uns die Repräsentanten dieses Ausspruchs sein! Möge unser Herr den Kranken Heilung und den Leidenden Hilfe gewähren. Möge der 3. Dezember, der internationale Tag der Menschen mit Behinderung, dazu beitragen, dass unser Bewusstsein wächst und sich unser Empathie-Gefühl stärkt. 

 

Die DITIB-Predigtkommission


1 Koran, al-Baqara, 2/155.
2 Koran, at-Tagabun, 64/15.
3 Muslim, Birr, 34.
4 Koran, al-Baqara, 2/286.
5 Koran, Abasa, 80/1.
6 Koran, an-Nur, 24/61; at-Tawba, 9/91; al-Fath, 48/17.
7 Koran, al-Baqara, 2/171.
8 Koran, al-Hadsch, 22/46.
9 Koran, al-Inschirah, 94/5-6.
10 Bukhari, Ilm, 11.

2023-12-01    


Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.

Archiv 2007-2008  | 2009-2010