Freitagspredigt

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Die aufrichtige Anvertraute des segensreichen Ausspruchs: DITIB
(30.06.2023)

Verehrte Gläubige!

Wie sie wissen, wurde die Türkisch-Islamische Union oder – mit der besser bekannten Abkürzung – die DITIB am 5. Juli 1984 gegründet. Am darauffolgenden Freitag wurde mit einer großen Beteiligung und Aufmerksamkeit unserer Gemeinde die feierliche Eröffnung unseres Verbandes organisiert. In meiner heutigen Freitagspredigt möchte ich aus diesem Grunde die Bedeutung dieses geschichtlichen Ereignisses als Wendepunkt aus Sicht der muslimischen Existenz in Deutschland unterstreichen.

Werte Gläubige!

In seiner Abschiedspredigt sprach der Gesandte Allahs (s) seine ihm lauschenden über 120 tausend Gefährten wie folgt an: “O meine Gefährten! Hört mir gut zu und verwahrt meine Worte gut. Die hier Anwesenden mögen meine Worte an die Abwesenden weitergeben. Womöglich übertragen die mir Zuhörenden meine Worte an solche Personen, die sie noch besser verstehen und begreifen.”1

Mit diesen Worten vertraute der Gesandte Allahs (s) seine Islam-Angelegenheit am Ende seiner 23 jährigen Einladungs- und Auseinandersetzungsphase seinen Gefährten an. Und später... Unzählige Gefährten, die als Fahnenträger des Islams fungierten, verließen ihre Heimat und wanderten aus in Richtung entfernter anderer Regionen. Ihr Ziel war klar: Das Anvertraute des Gesandten Allahs an die dort Abwesenden zu überbringen und das Licht des Islams überall auf der Welt zu verbreiten.

Berge und Hügel, Seen und Meere zu Fuß, auf Kamelen oder Pferden überquerend, versuchten die Gefährten unseres Propheten gesegneten Worte als das Anvertraute des Gesandten Allahs an die dort Abwesenden zu überbringen. Zu diesem Zweck verließen sie ihre Häuser, sehnten sich ihrer Familien und Kinder; sie verabschiedeten sich in der Fremde und in fremden Ländern vom Leben. Diese Bemühung von ihnen und ihren Nachfolgenden wird im edlen Koran wie folgt gelobt: „Unter den Gläubigen waren Männer, welche wahr machten, was sie Allah gelobt hatten. Einige von ihnen erfüllten ihr Gelübde, und andere warten noch darauf und änderten ihre Einstellung nicht im geringsten auf dass Allah die Wahrhaftigen für ihre Wahrhaftigkeit belohne und die Heuchler bestrafe, wie er es will, oder ihnen vergebe. Allah ist verzeihend und barmherzig.“2

Jedoch war ihr in in die Erde gesätes Saatkorn sehr segensreich. Kurze Zeit nach dem Ableben unseres Propheten (s) verbreitete sich daher die erhellende Botschaft des Islams in alle Bereiche von China bis zum atlantischen Ozean. Binnen kurzer Zeit wurden Millionen von Menschen mit dem Licht des Islams beehrt. Die Existenz von über 2 Milliarden Muslimen von Indonesien bis Amerika in unseren Tagen ist das Ergebnis jener großen und heldenhaften Anstrengung und Bemühung der ersten Generation. Dieser geschichtliche Lauf fügt unserer Zivilisationsgeschichte auch heutzutage ständig neue und originelle Geschichten hinzu: Bukhara, Andalusien, Sarajevo und Timbuktu erhalten stets neue Geschwisterstädte.

Verehrte Gläubige!

Heutzutage ist unser DITIB-Verband, Allah sei Dank und Lob, einer der größten Träger der Sache des Islams in Deutschland. DITIB wurde wärend dieses Prozesses mit ihrer offiziellen Gründung vor fast 40 Jahren wahrhaftig zu einem vollständigen und aufrichtigen Anvertrauten jenes segensreichen Ausspruchs unseres Propheten (s). Lob und Dank sei Allah.

Lassen sie mich folgendes feststellen, dass seit ihrer Gründung bis zum heutigen Tage die lokalen DITIB Gemeinden als einer der schönsten Beispiele für die Zusammenarbeits- und Organisationsfähigkeit unserer Gemeinschaft in Deutschland wirklich je eine wundervolle Erfolgsgeschichte darstellen

Unsere Organisationsgeschichte begann im Jahre 1984 mit ihren 120 Moscheegemeinden und erfuhr innerhalb kurzer Zeit die Gunst unserer Gemeinschaft. Mit ihren annähernd 1.000 Gemeinden hält DITIB heutzutage den Titel in ihrer Hand, die größte muslimische zivilgesellschaftliche Organisation in Europa sein.

Werte Gläubige!

Aus ihrer eigenen Dynamik kommend, scheute DITIB es für ihre eigene Fortentwicklung während dieses Prozesses nicht, wichtige Beschlüsse zu fassen, wenn die Zeit dafür Reif war. Als Resultat der zutreffenden und rechtzeitigen Erkenntnis des Bedarfs an deutschsprachigen Religionsbeauftragten  in Deutschland wurde für hier aufgewachsene Jugendliche ab 2006 der angebotene (Islamische) Internationale Theologie-Studiengang (UIP) gewährleistet. Auch wurden 2009 die Landes- und Regionalverbände gemäß der föderalen Verwaltungsstruktur in Deutschland gegründet.

Bis vor kurzem sah DITIB den Bereich der Religionsdienste als Haupttätigkeitsbereich an. Passend zu den sich entwickelnden und wandelnden Bedingungen wandte sich DITIB neuen Dienstbereichen zu. Sie schaffte es, ein breites und reiches Netzwerk von Dienstbereichen, die das soziale und kulturelle Leben abdecken, zu etablieren. Von den Studierendenwohnheimen „Erdemli Öğrenci Evleri” bis zu den Seelsorgearbeiten, von den Unterweisungsdiensten bis zu den Bildungs- und Publikationsaktivitäten, wohltätigen und humanitären Hilfsangeboten bis zu den Kindergartendiensten hat sich DITIB zur wichtigsten Adresse der Bedarfe und Erwartungen der muslimischen Präsenz in Deutschland entwickelt. Mit ihrer Struktur, die die Repräsentation von Frauen und Jugendlichen in den Verwaltungsorganen auf jeder Ebene zu ermöglichen, brachte DITIB ein beispielhaftes Modell. Während ihrer ganzen Tätigkeit hielt sich DITIB von allem Radikalismus fern und mit ihrem ausgewogenen Religionsverständnis wurde sie zum wichtigsten Garant des gesellschaftlichen Friedens und Wohlergehens.

Meine verehrten Geschwister!

Es gibt so sehr viele Menschen, die unsere Gemeinschaft zu dem gemacht haben, was sie heute ist... Könnte man hier jeden einzeln aufzählen? Unseren von uns gegangenen Älteren sollten wir allem voran gedenken. Wir sind fest überzeugt, dass sie jetzt für ihre solch gesegneten und erhabenen Dienste, die sie während ihres Lebenszeit vollbracht haben, nunmehr mit Freude und Glück belohnt werden. Solange diese Mocheen bestehenbleiben und diese Dienste fortgeführt werden, werden ihre Wohltatenbücher niemals geschlossen werden. Möge Allah ihre Seelen erfreuen und mögen ihre Ruhestätten das Paradies sein. Sie haben uns als Vorreitergeneration der muslimischen Existenz in Deutschland etwas großes anvertraut und eine große Verantwortung hinterlassen. Den noch lebenden Prototypen für die Religionsdienste unserer Moscheen und Gemeinden schulden wir ein herzliches Dankeschön sowie Dankbarkeit. Mögen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden fortwähren. Mögen mit ihnen, unserer wertvollen und freigiebigen Gemeinschaft, unsere Gemeinschaft und unsere Dienste bis zum Jüngsten Tag fortbestehen.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Bukhari, `Ilim, 9, 67.                                                                                                
2 Koran, al-Ahzab, 33/23.

 

2023-06-30    


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