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2023-12-28 | OFFENER BRIEF AN DIE BUNDESREGIERUNG

DITIB fordert Einsatz für Waffenruhe und mehr humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza

28.12.2023, Köln: Die humanitäre Tragödie in Gaza nimmt unerträgliche Maße an, das menschliche Leid und das Drama der palästinensischen Zivilbevölkerung erschüttert die Herzen der Menschen weltweit. Die islamische Religionsgemeinschaft DITIB fordert erneut ein Ende der Gewalt, sofortige Waffenruhe und appelliert an die Bundesregierung, sich für mehr humanitäre Hilfeleistungen für die Zivilbevölkerung in Gaza einzusetzen.

Der Zugang zu sauberem Wasser, Medikamenten und Nahrung ist für die Zivilbevölkerung in Gaza kaum gegeben. Die Vorräte reichen nicht mehr aus und Hilfsgüter von Drittstaaten erreichen die Menschen in der Region kaum, da u.a. die Infrastruktur großflächig zerstört ist. Krankenhäuser, sofern noch in Betrieb, sind maßlos überlastet und die Behandlung von Opfern ist nahezu unmöglich. Das Leid der Kinder, Frauen und Familien ist unübersehbar. Shaza Moghraby, Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), äußerte vor diesem Hintergrund: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Das Ausmaß der akuten Ernährungsunsicherheit ist in Bezug auf Schwere, Geschwindigkeit der Verschlechterung und Komplexität beispiellos“. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums und der UNOCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) wurden bislang etwa 21.000 Menschen getötet. Darunter sind nach UN-Angaben mehr als 12.000 getötete Kinder und Frauen zu beklagen (Stand: 25.12.2023). Etwa 50.000 Menschen sind verletzt. Die gesamte Zivilbevölkerung wurde vertrieben und sucht verzweifelt nach Zuflucht vor dem Krieg. Auch die israelische Zivilbevölkerung betrauert 1.140 Tote nach dem brutalen Angriff der Hamas am 07. Oktober und bangen um das Leben der Geiseln. Niemand bleibt von dieser humanitären Katastrophe verschont.

Länger als zwei Monaten dauert dieser Krieg an, die Zahl der Opfer, das Leid und das Chaos für beide Völker nimmt drastisch Ausmaße an. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht auf die Tragödie vor allem im Gesundheitswesen aufmerksam und setzt sich unermüdlich für die Versorgung von Kranken und Verletzten in der Region ein. Dass die jetzigen Hilfeleistungen deutlich zu kurz greifen, steht außer Frage. Auch Die UN weist zudem auf die Hungersnot von etwa 570.000 Menschen hin.

Die jüngst beschlossene Resolution des UN-Sicherheitsrats ist ein wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssen. Das Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza darf nicht noch weiteres menschliches Leid hervorbringen.

Dr. Muharrem Kuzey, DITIB-Bundesvorsitzender, richtet einen dringlichen Appell an die Bundesregierung und an die Konfliktparteien: „Die ohrenbetäubenden Schreie der Menschen in Gaza müssen unsere Herzen wachrütteln, sie müssen uns dazu bewegen dieser Eskalation ein Ende zu setzen. Gott appelliert an den Menschenverstand und verkündet „Versöhnung ist das Beste“ [Koran, 4:128]. Es gibt keine Alternative zu Versöhnung und Frieden. Der Weg des Hasses führt zu Chaos und Leid. Wir müssen uns gemeinsam für den nachhaltigen Frieden und für die humanitären Hilfeleistungen in der Region einsetzen. Hass darf niemals die Oberhand gewinnen.“

Gesellschaftliche Diskussionen und politische Debatten dürfen den Einsatz für schutzsuchende Menschen nicht verhindern. Die Bundesregierung muss in diesen herausfordernden Zeiten eine Stimme der Vernunft sein und lautstark für das Völkerrecht einstehen. Insbesondere im Kontext der historischen Verantwortung aus dem Holocaust ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde zu bekräftigen und der Einsatz für mehr Hilfeleistungen für die Menschen in Gaza zu intensivieren. Die Stimmen aus der Politik, die eine Waffenruhe fordern, müssen lauter werden und sich parteiübergreifend durchsetzen. Hilfen aus Deutschland für Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente sind lebensnotwendige Schritte, die u.a. durch das Hilfswerk der Vereinten Nationen und des Welternährungsprogramms umgesetzt werden.

Vor diesem Hintergrund rufen die Vereinten Nationen (UN) alle Mitgliedsstaaten auf, sich für eine humanitäre Waffenruhe einzusetzen. Denn nur durch eine sofortige Waffenruhe kann das unsägliche Leid gemildert werden. Die Perspektive auf Frieden und Hoffnung auf die Zukunft darf nicht verloren gehen.

Die Religionsgemeinschaften der DITIB, von den 858 Ortsgemeinde über die 15 Landesverbände und den Bundesverband appellieren an Politik und Bundesregierung, dass sie sich für die Unantastbarkeit der Menschenwürde einsetzen, die für alle Menschen gleichermaßen und uneingeschränkt gilt. Dies erfordert den Einsatz intensiver Friedensdiplomatie, um der Gewaltspirale ein Ende zu setzen. Wir fordern mehr humanitäre Unterstützung für die leidende Zivilbevölkerung in Gaza.

Muslime sind höchst besorgt über die humanitäre Katastrophe und möchten helfen. Die DITIB wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles unternehmen, um Hilfen in die Krisenregion zu organisieren, wofür sichere Korridore geöffnet werden müssen. Wir können das menschliche Leid, das rücksichtslose Töten und Sterben von Zivilisten – ungeachtet der Ethnie, des Glaubens oder der Weltanschauung- nicht länger ignorieren.

DITIB-Dachverband