Freitagspredigt

Wetteifert miteinander um das Gute und die gegenseitige Hilfe

بِسْمِ اللهِ الْرَّحمَنِ الْرَّحِيمِ

لَن تَنَالُواْ الْبِرَّ حَتَّى تُنفِقُواْ مِمَّا تُحِبُّونَ وَمَا تُنفِقُواْ مِن شَيْءٍ فَإِنَّ اللّهَ بِهِ عَلِيمٌ


Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Ihr werdet wahre Rechtschaffenheit und Güte erst dann erreichen, wenn ihr im Dienste Allahs ausgebt von dem, was ihr liebt. Und was ihr auch ausgebt in Seinem Dienste, Er wird es wissen.“

[Sure Āl Imrān, Vers 92]

Verehrte Gläubige,

Allah, der Erhabene, leitet den Menschen, den Er mit der Fähigkeit sowohl zum Guten als auch zum Übel erschaffen hat, stets zum Guten und zum Wohl. Der Islam ist eine Religion, die den Menschen dazu anleitet, um das Gute und die gegenseitige Hilfe zu wetteifern. Immer wieder und mit Nachdruck geht der Koran auf dieses „Gute“ oder das „Wohl“ ein. Schon alleine, dass er sich an mehr als hundert Stellen damit befasst, ist uns ein Hinweis auf die Bedeutung, die er diesem Thema einräumt.

Dabei umschreibt der Begriff im Koran die grundsätzliche Moralvorstellung und die daraus resultierenden Handlungsmuster des Menschen, die er damit einfordert. Hierunter auch die individuelle und gesellschaftliche Verantwortung des Menschen. In Beispielen, mit der die Literatur dieses „Gute“ umschreibt, stehen stets die Wahrnehmung der Gesellschaft, der Nutzen für diese und der gesellschaftliche Frieden im Vordergrund. Mit anderen Worten das Gemeinwohl. So haben zwei zentrale Begriffe des islamischen Rechts, die sich mit dem Nutzen (maslahat) sowie dem Sinn und Zweck oder dem Ziel (maqāsid) der Gesetzgebung befassen, die gute und nützliche Handlung und damit eigentlich das Gemeinwohl im Fokus.

Verehrte Brüder und Schwestern,

mit den unterschiedlichen Auslegungen im Islam lässt dieser nicht nur ein gedeihliches Miteinander der Muslime zu. Er fordert darüber hinaus auch ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Anschauungen. Die demokratische Basis und ihre entwickelten Gesellschaftsformen wiederum sind gefordert, die Meinung des Einzelnen sowie der Massen zu achten und damit Empathie und Solidarität in der Gesellschaft zu entwickeln, mit dem Ziel des gegenseitigen Respekts in dieser. Denn erst in einer solchen Atmosphäre können die Individuen, den Nutzen für die Gesamtgesellschaft im Fokus, diese in eine gemeinsame Zukunft tragen.

Eine Gesellschaft, in der Empathie und Verständnis herrschen, eine Kritik, die sachlich bleibt, das Vermeiden von unnötigen Spannungen, sich nicht provozieren zu lassen, ein gegenseitiger Respekt und gesellschaftlicher Frieden, dies alles ist eine immense Quelle der Kraft für den Einzelnen aber auch die ganze Gesellschaft.

Verehrte Brüder und Schwestern,

der Versuch, über einen widerwärtigen Film unseren Propheten (s.a.w.) zu diffamieren und dadurch die Muslime zu provozieren, stellt eine hässliche Versuchung für unsere Gesellschaft dar, für ihre Muslime wie Nichtmuslime. Sich nicht provozieren und zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen, wird demgegenüber ein Ausdruck von Reife und Weisheit sein. Angesichts der Prüfung durch diese Provokation werden wir Muslime in Deutschland mit unserer Reife nach dem Guten und dem Gemeinwohl trachten.

Verehrte Gemeinde,

zum „Guten“ anzuhalten, sich in „guten Werken“ gegenseitig zu überbieten, ist uns ein Gebot Allahs. So heißt es hierzu im Koran: “Ihr werdet wahre Rechtschaffenheit und Güte erst dann erreichen, wenn ihr im Dienste Allahs ausgebt von dem, was ihr liebt. Und was ihr auch ausgebt in Seinem Dienste, Er wird es wissen.“ [1] - „Wetteifert miteinander um das Gute.“ [2] Diesen Geboten zu folgen und im Wetteifer miteinander uns um das „Gute“ zu mühen wird uns Allahs Wohlgefallen und schließlich Glückseligkeit auf Erden wie im Jenseits einbringen.

Und unser Prophet (s.a.w.) gemahnte uns dereinst „Der beste Mensch ist derjenige, der den Menschen dienlich ist. Das beste Vermögen ist dasjenige, das im Dienste Allahs ausgegeben wird. Und der beste Weg, im Dienste Allahs auszugeben, ist es, das bereit zu stellen, was die Menschen am nötigsten haben.“ [3]

[1] Āl Imrān, 3/92.
[2] Āl Imrān 3/114.
[3] Sahīh-i Buchārī, Hadis No: 1226.

Predigtkommission DITIB Köln
2012-09-21    


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