بِسْمِ اللّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيم:
وَاعْلَمُٓوا اَنَّمَٓا اَمْوَالُكُمْ وَاَوْلَادُكُمْ فِتْنَةٌۙ
وَاَنَّ اللّٰهَ عِنْدَهُٓ اَجْرٌ عَظ۪يمٌ۟
وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ:
أَنَا وَكَافِلُ الْيَتِيمِ فِى الْجَنَّةِ هَكَذَا.” وَأَشَارَ بِالسَّبَّابَةِ وَالْوُسْطَى، وَفَرَّجَ بَيْنَهُمَا شَيْئًا
Pflegefamilien - ein sicherer Hafen für Kinder
(27.06.2025)
Geschwister! Werte Muslime!
Jedes Kind braucht ein geborgenes Familienumfeld, das es beschützt, umsorgt und all seine materiellen und seelischen Bedürfnisse befriedigt, damit es seine körperliche und geistige Entwicklung auf gesunde Weise vollenden kann. Selbstverständnis sind alle verantwortungsbewussten Eltern bestrebt, ihre Kinder so gut wie möglich zu erziehen. Dennoch können unerwünschte Situationen in Familien auftreten. Leider sind es oft unsere Kleinsten, die die Konsequenzen negativer Ereignisse, wie physische oder psychische Probleme, wirtschaftliche Schwierigkeiten, Scheidung, Krankheit, Tod und Freiheitseinschränkungen, tragen müssen.
Die Pflegefamilienbetreuung ist ein Dienst für Kinder, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Diese Kinder werden ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt bis zum Alter von sechs Jahren unter staatlicher Aufsicht und gegen ein bestimmtes Entgelt bis zur Vollendung des achtzehnten Lebensjahres in einer geeigneten Familie untergebracht. Pflegeelternschaft und Adoption sind rechtlich voneinander zu unterscheiden. Ein Kind, das in der Obhut einer Pflegefamilie aufwächst, kennt seine leiblichen Eltern und wird nicht als gesetzlicher Erbe angesehen. Da die Pflegeeltern des Kindes nicht seine leiblichen Eltern sind, muss während dieser Zeit die Privatsphäre äußerst sensibel behandelt und geachtet werden. Für weitere Informationen können Sie sich an das Attaché-Büro für Familie und soziale Dienste oder an die Abteilung für Familie und soziale Dienste der DITIB wenden.
Verehrte Muslime!
Noch als der Prophet Muhammed (s) im Leib seiner Mutter war, verstarb sein Vater. Als er sechs Jahre alt war, verlor er seine Mutter und wurde zur Vollwaise. Nach dem Tod seiner Mutter gab es Persönlichkeiten in seinem Leben, zu denen er emotionale Verbindungen hatte und die er als „seine Mutter nach seiner leiblichen Mutter“ schätzte und liebte. Er wuchs heran, wurde erwerbstätig, heiratete und gründete eine Familie mit Hadidscha (ra). Zunächst übernahm er die geistige Vaterschaft für Hadidschas Kinder aus ihren vorherigen Ehen. Dann nahm er die Pflege seines kleinen Neffen Ali auf sich. Obwohl der Prophet der Barmherzigkeit im Laufe der Zeit eigene Kinder hatte, hörte er nie auf, Waisenkindern seine Arme voller Zuneigung und Mitgefühl zu öffnen. Als der Gesandte Allahs Sawda (ra) heiratete, wurde er auch Vater für die fünf Kinder, die mit ihr in das Heim eintraten. Und wie immer war und ist er ein wunderbares Vorbild.
Geschwister!
Auch heute gibt es viele kleine Kinder, die wie unser Prophet ohne Eltern zurückgeblieben sind und nach Hilfe, Zuneigung und Mitgefühl dursten. Wir dürfen nicht vergessen, dass Kinder eine Prüfung sind. Vergessen wir nicht, dass der größte Lohn bei Allah ist.[1] Lassen wir nicht außer Acht, dass es ein Gebot Allahs ist, sich um Waisenkinder zu kümmern[2], und dass es eine der schönsten Sunna unseres Propheten ist, die Verantwortung für schutzbedürftige Kinder zu übernehmen. Vergessen wir auch nicht, dass es in unserer Verantwortung liegt, dafür zu sorgen, dass ein Kind, das mit der islamischen Fitrah (Veranlagung) geboren wird[3], auch gemäß dieser Natur erzogen wird. Vergessen wir nicht, dass der Platz eines Kindes, das familiäre Geborgenheit braucht, nicht ein Waisenhaus ist, sondern ein warmes Zuhause. Denken wir stets daran, dass die Nachbarschaft des Propheten im Paradies dadurch erlangt werden kann, sich um verwaiste Kinder zu kümmern.[4]
Ich möchte an dieser Stelle einen Aufruf an alle Geschwister richten, die dazu in der Lage sind: Lasst uns für diese Kinder ein weiteres Bett in unser Zuhause und einen weiteren Teller an unseren Esstisch stellen. Lasst uns zu jenen großherzigen, guten Menschen gehören, von denen diese Kinder sagen können: „Nach meiner leiblichen Mutter war sie meine Mutter, nach meinem leiblichen Vater war er mein Vater.“ Lasst uns hilfsbedürftigen Kindern ein warmes Heim und eine liebevolle Umgebung schenken.
Liebe Geschwister!
Mit dem gestrigen Tag haben wir die Freude erlebt, das Jahr 1447 nach der Hidschra erreicht zu haben. Muharram, der erste Monat des Hidschri-Kalenders, gehört zu den besonders ehrwürdigen Zeiten, in denen dem Leben, dem Besitz sowie der Würde und der Ehre des Menschen noch mehr Achtung entgegengebracht werden sollte.[5] In dieser besonderen Zeit ist es äußerst wichtig, auf das Recht anderer zu achten, den Mitmenschen gegenüber sensibler zu handeln und gegenüber allen Lebewesen achtsamer zu sein.
Möge Allah das neue Hidschri-Jahr zu einem Jahr des Friedens, der Sicherheit und der Geschwisterlichkeit auf der ganzen Welt machen. Möge es ein Jahr sein, in dem das vergossene Blut und fließende Tränen ein Ende finden und die Unterdrückten wieder lächeln können.
Die DITIB-Predigtkommission