Freitagspredigt

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Die große Verantwortung des Menschen
(30.09.2022)

Verehrte Gläubige!

Zu den wichtigsten Punkten aller Glaubensüberzeugungen, Ideologien und Denksystemen auf der Welt gehört die Frage nach “dem Menschen und seinem Schöpfungszweck auf dieser Welt.”

Lassen sie uns folglich uns selbst nochmals fragen: Ja, wir existieren; Warum existieren wir jedoch?

Was sind die Forderungen derjenigen Macht, die uns auf diese Welt herabgesandt hat, wenn wir mit Gewissheit daran glauben, dass wir gewiss nicht aus uns selbst heraus existieren?

Ich weiß, dass ihre innere Stimme richtige Antworten auf diese Fragen bereithält. Der größte Teil von den Menschen lebt jedoch weiter, indem sie ihrer inneren Stimme kein Gehör schenken. Sie bevorzugen vielmehr in der routinierten Hektik des Lebens zu entschwinden.

Meine Geschwister!

Der wichtigste Begriff, der den Menschen beschreibt, ist ohne Zweifel der Begriff der Verantwortung. Kein Lebewesen auf der Welt kann so wie der Mensch für seine Handlungen in Verantwortung gezogen werden. Kein Lebewesen wurde nämlich mit solch hohen Fähigkeiten ausgestattet wie der Mensch.

Der Mensch ist ein rationales Wesen; Mit seinem Verstand findet er das Richtige und Falsche. Der Mensch ist ein gewissenhaftes Wesen; Mit seinem Gewissen lernt er gerecht und fürsorglich zu sein. Der Mensch ist verantwortlich; Auf Basis von Recht, Gesetz und Respekt knüpft er Beziehungen mit seinem Umfeld auf.

Im edlen Koran bringt der erhabene Allah zum Ausdruck, dass der Mensch und alle Lebewesen geschaffen wurden, um “Gottesdienst” durchzuführen.1 Gottesdienst bedeutet, nicht entgegen der Schöpfungscodes zu handeln, d. h. diesen nicht untreu zu sein. Gottesdienst bedeutet, – begonnen mit dem erhabenen Schöpfer – allen Personen und Geschöpfen gegenüber verantwortungsbewusst zu leben. Gottesdienst bedeutet zu wissen, dass wir im Universum nicht allein leben; vielmehr alle Dinge und das Schicksal aller aneinander gebunden sind.

Der edle Koran erklärt den Sendungszweck des Menschen auf die Welt außerdem mit dem Begriff “Kalif”.2 Demnach wurde der Mensch gesandt, dass der Wille Allahs verwirklicht wird, um Recht, Wahrheit, Gerechtigkeit, Güte und Schönheit herrschend zu machen.

Als zweiten Begriff verwendet der edle Koran “amana” (Anvertrautes), um den existentiellen Zweck des Menschen zu erklären.3 Demnach wurde der Mensch für eine temporäre Frist auf die Welt gesandt. Innerhalb dieser temporären Frist hat der Menschen eine elementare Aufgabe: Mit dem Fokus des gemeinsamen Nutzens für die Menschheit auf alle Geschöpfe als anvertrautes Gut von Allah zu blicken. Unseres geliebter Prophet ermahnt uns, das Wasser vorsichtig und sparsam zu nutzen  – auch wenn die Gebetswaschung an einem großen Fluss vollzogen wird.4 Auf herausragende Weise zeigt uns diese Ermahnung, auf welcher Ebene und mit welcher Intensität die Sensibilität des Menschen gegenüber der auf der Welt genutzten und aufgezehrten Dinge und Güter sein sollte.

Ja, meine Geschwister, in Wahrheit gehört uns nichts. Sogar unser eigenes Selbst, das unser Überleben gewährleistet, gehört nicht mal uns.

Nichts gehört uns, werte Gläubige! Sogar unser frech zertretener Erdboden und unser verantwortungslos aufgezehrtes Wasser.

Wahrhaft gehört uns gar nichts; Auch unser heilig erachtetes Leben sogar nicht...

Folglich ist es Zeit, erneut für unsere wichtigste Eigenschaft, die den Menschen wertvoll macht, einzutreten. Die Religionen berichten uns, dass sich der Zeitpunkt des Jüngsten Tages genähert hat. Die Wissenschaftler:innen sagen, dass die Klimakrise, Kriege, Viren und pandemische Krankheiten die Zukunft der Menschheit bedrohen. Der erhabene Koran klagt darüber, dass der Mensch mit den eigenen Händen die Ordnung auf dem Erdboden und im Himmel vernichtet.5 Der erhabene Allah, der alles nach einem Maß und im Gleichgewicht erschuf, gebietet, dass das empfindliche Gleichgewicht der Himmel und des Erdbodens respektiert wird.6 Der Erdboden unter unseren Füßen erodiert. Das millionenjahre alte Wohnheim der Menschheit, unsere Heimaterde, unsere Welt marschiert auf eine große Vernichtung hinzu.

Lediglich der Mensch kann wiederum diesen Marsch aufhalten. Die Menschheit kann sich wiederum mit dem eigenen Willen und Verantwortungsbewusstsein von dieser Vernichtungsgefahr retten.

Es ist ein großer Fehler des modernen Menschen, die Menschheitsgeschichte anzusehen als ob sie allein aus dem 21. Jahrhundert bestünde. Niemand sollte daran zweifeln, dass die Realität, vor dessen Kommen uns der erhabene Koran und die Wissenschaft warnt, uns auffinden wird solange wir weiterhin unsere Welt und die begrenzten Ressourcen mit einem großen Egoismus und einer großen Habgier aufzehren und ausbeuten.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Koran, ad-Dhariyat, 51/56.
2 Koran, al-Baqara, 2/30.
3 Koran, al-Ahzab, 33/72.
4 Ibn Madscha, Tahara, 48, I, 148.
5 Koran, Rum, 30/41.
6 Koran, ar-Rahman, 55/9.

 

2022-09-30    


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