Zum Jahresende
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“O ihr, die ihr glaubt! Habt Ehrfurcht vor Allah, und ein Jeder sollte darauf achten, was er für morgen vorausschickt. Und habt Ehrfurcht vor Allah, wahrlich Allah ist wohl wissend über das, was ihr tut.”
[Sure “Haschr”, Vers 18]
Verehrte Muslime,
Allah, der Erhabene, hat uns auf die beste Art und Weise erschaffen und uns mit einer ganzen Reihe von materiellen und geistigen Gütern ausgestattet. Über die meisten seiner Geschöpfe uns erhebend hat Er uns auch einen besonderen Rang unter diesen gegeben. So sind wir, dank Seiner, Verstandes begabt. Und damit nicht genug, hat Er uns auch Propheten gesandt mit Offenbarungsschriften, die uns lehrten das Gute vom Schlechten zu unterscheiden.
Verehrte Gläubige,
wir sind gesandt auf die Erde, um hier im irdischen Leben, das vergänglich und von vorne herein auf bestimmte Zeit begrenzt ist, geprüft zu werden. Von Dauer und ewig ist allein das jenseitige Leben. Wir sind Muslime und glauben damit an die Wiedererweckung nach dem Tod sowie an die Rechenschaft vor dem Jüngsten Gericht.
Den Menschen sehen wir gerne Pläne aufstellen für sein irdisches Leben, und diesen folgen. Ein Ausdruck ist uns dies dafür, dass er sich um sein irdisches Leben sorgt. Und wie steht es mit unserer Sorge um unser jenseitiges Leben? Wie sehr denken wir an dieses? Fragen wir uns, wie dereinst der Prophentgefährte Omar (r.a.) sich allabendlich fragte: “Was habe ich heute für Allah getan?” Gehören wir zu denen, die sich allabendlich damit selbst zur Rechenschaft ziehen? Ganz wie uns auch unser geliebter Prophet (s.a.w.) gemahnte, als er sagte: “Ein kluger Mensch ist der, der sich selbst zur Rechenschaft zieht und sich um das Leben nach dem Tode müht.” [1] Und auch der Koran fordert uns dazu auf. So heißt es in Sure “Haschr”, Vers 18: “O ihr, die ihr glaubt! Habt Ehrfurcht vor Allah, und ein Jeder sollte darauf achten, was er für morgen vorausschickt. Und habt Ehrfurcht vor Allah, wahrlich Allah ist wohl wissend über das, was ihr tut.”
Verehrte Gläubige,
Glück im Dies- wie im Jeseits erreicht demnach, wer sein irdisches Leben gut nutzt und rechtschaffene Handlungen (türk. salih amel, arab. a’māl sāliha) tätigt bzw. diese vorausschickt. Dazu gehört auch, dass man sich regelmäßig selbst zur Rechenschaft zieht. Denn wir werden uns auf jeden Fall für das verantworten müssen, was wir auf Erden getan haben. Diese Rechenschaft sollten wir daher schon jetzt ablegen bzw. uns selbst zur Rechenschaft ziehen. Konkret bedeutet dies, dass wir uns selbst die Fragen stellen, die wir im Jenseits gestellt bekommen könnten und uns derart auf den Tod vorbereiten, der uns jederzeit ereilen könnte.
Verehrte Brüder und Schwestern,
der gestrige Tag liegt zurück. Ob wir den morgigen erleben ist ungewiss. Bleibt uns, den heutigen Tag gut zu nutzen. Das wichtigste, was wir dieser Tage tun können, da wir das alte Jahr zurück lassend in das neue uns gegeben, wird es sein, uns selbt zur Rechenschaft zu ziehen wie soeben beschrieben. Dazu gehört, dass wir uns fragen, ob alles richtig war, was wir im vergangenen Jahr gemacht haben. Sehen wir rückblickend Fehler, gehört dazu, dass wir uns vornehmen, uns im neuen Jahr von diesen zu trennen und diese nicht erneut zu begehen. Dazu gehört auch, dass wir uns neue Ziele stecken.
Wir sollten dafür beten, dass das neue Jahr allen Muslimen aber auch der ganzen Menschheit Frieden und Eintracht sowie insgesamt Wohl bringt. Möge das neue Jahr die Welt zu einem wirtlicheren Ort machen. Zu einem Ort, der ein besseres Leben verspricht – fern von Kriegen und Morden.
Muslime, wenn sie das neue Jahr empfangen, sollten dabei darauf achten, in ihren Handlungen nicht zu verfehlen, wie manchmal zu beobachten ist. Auch hier sind Muslime wieder gehalten, vorbildlich zu sein.
Und nicht vergessen sollten wir folgende Ermahnung unseres Propheten (s.a.w.): “Am Tage des Jüngsten Gerichts, verlässt der Mensch das Gericht erst dann, wenn er über alles, was er getan hat, Rechenschaft abgegeben hat.” [2]
In diesem Sinne bete ich dafür, dass Ihnen das neue Jahr Wege zum Wohl eröffnen möge.
[1] Tirmizi, Qiyama, 26; Ibn Madscha, Zuhd, 31.
[2] Tirmizi, Qiyama, 1.
Hasan KUŞLU
Religionsbeauftragter der DITIB-Moschee in Hückelhoven