Freitagspredigt

Die Opfergabe als Symbol der Ergebung in Allah
 
بِسْمِ اللهِ الْرَحْمَنِ الْرََّحِيمِ
لَنْ يَنَالَ اللهَ لُحُومُهَا وَلاَ دِمَآؤُهَا وَلٰكِنْ يَنَالُهُ التَّقْوٰى مِنْكُمْ كَذٰلِكَ سَخَّرَهَا لَكُمْ لِتُكَبِّرُوا اللّٰهَ عَلٰى مَا هَدٰيكُمْ وَبَشِّرِ الْمُحْسِنيِنَ
 
 
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Weder das Fleisch (eurer Opfertiere) wird Allah erreichen, noch ihr Blut. Was Ihn erreicht, ist eure fromme Ehrfurcht vor Ihm. So machte Er euch die Opfertiere dienstbar, damit ihr Ihn (durch die Darbringung ihrer) lobpreist ob Seiner Rechtleitung.”
[Sure Hadsch, Vers 37]

Verehrte Muslime,

die Opfergabe (qurban) ist ohne Zweifel der Gottesdienst im Islam, der am besten zum Ausdruck bringt, dass der Mensch als Diener seines Herrn einzig Ihn als den Erhabenen lobpreist und einzig Ihm Gehorsam leistet. Sinn und Zweck dieses Gottesdienstes, der uns in seiner Symbolik gleichzeitig einreiht in die Reihe der Tradition des Islam, die alle Propheten gleichermaßen gelehrt haben und uns damit zeigt, dass wir Teil dieser Reihe der Propheten sind, ist es, uns Gott und gleichsam Seinem Wohlgefallen näher zu bringen.

Verehrte Brüder und Schwestern,

die Opfergabe in der Geschichte von Abraham (a.s.) lehrt uns die Entschlossenheit mit der wir das Wort halten, das wir unserem Herrn geben. Sie lehrt uns die Treue, mit der wir Ihm vertrauen. Sodann lehrt sie uns die Belohnung, die auf all dies wartet. Wir denken durch diese Geschichte die Kraft und die Macht aber auch die Gnade unseres erhabenen Schöpfers. Wir lernen, Seiner Aufforderung Folge zu leisten und werden uns einmal mehr gewahr, dass Er der Schöpfer und Eigentümer alles Seins ist, zu dem Alles zurückkehrt und begreifen dadurch, dass Er der Eine ist, der nichts und niemanden benötigt. Mit unseren Opfergaben bestätigen wir dann diese Wahrheit noch einmal. Mit dieser Bestätigung unserer Dienerschaft rücken wir in Seinen Rängen auf und nähern uns Ihm damit.

Gleichzeitig erzählt uns die Opfergabe in der Geschichte der Propheten Abraham (a.s.) und Ismael (a.s.) von der Stellung des Menschen vor Gott. Sie erzählt uns davon, dass der Mensch nicht einmal für den erhabenen Schöpfer geopfert werden kann, der uns doch Leben und das Auskommen hierfür gab. Wir begreifen dadurch die besondere Stellung des Menschen unter den Geschöpfen und begreifen, dass dem Menschen in keinster Art Schaden zugeführt werden kann.

Verehrte Gläubige,

auch für den Gottesdienst der Opfergabe gilt das Grundprinzip, dass wir diesen aufrichtig und nur zum Wohlwollen Gottes erfüllen. So weist uns der Koran darauf hin, dass es nicht das Fleisch oder das Blut sein wird, das Gott erreicht, sondern unsere fromme Ehrfurcht (taqwa) vor Ihm, [1] die sich in unseren Handlungen zeigt. Damit sind wir einmal mehr gefordert, aufrichtig zu sein und uns in Erinnerung zu rufen, dass wir jederzeit vor der Gegenwart Gottes uns befinden. Und dies wiederum sollte uns dazu geleiten, unsere Gedanken und unsere Absichten nur gute sein zu lassen.

Verehrte Gläubige,

bei der Erfüllung des Gottesdienstes der Opfergabe, deren Symbolik und tiefere Bedeutung wir hier nur kurz angeschnitten haben, sollten wir darauf achten, die Tiere nicht zu quälen, wie auch die Quellen des Islam immer wieder betonen.

Darüberhinaus haben wir als DITIB für diejenigen, die diesen Gottesdienst der Opfergabe nicht eigenhändig erfüllen können, oder das Fleisch ihrer Opfergabe an die Bedürftigen verteilen lassen wollen, auch in diesem Jahr wieder eine Opfer-Kampagne organisiert: In Zusammenarbeit mit der DIYANET-Stiftung und koordiniert mit der DIYANET wird auch dieses Jahr wieder eine “Opfergabe in Vertretung” ermöglicht. Weitere Informationen zu dieser Kampagne, die noch bis zum 28. Oktober andauert, erhalten Sie über die Webseite der DITIB (www.ditib.de).

Wer den Gottesdienst der Opfergabe in Vertretung erfüllen lässt, der reicht damit gleichzeitig den Bedürftigen seine helfende Hand, lebt und verfestigt das Gefühl für Brüderlichkeit, trägt zur Solidarität unter den Menschen bei und teilt nicht zuletzt seine Freude auch und gerade diejenige über das Fest.

An dieser Stelle möchte ich meine Predigt nun mit folgendem Hadis unseres Propheten (s.a.w.) beenden:
“Der Beste unter den Menschen ist der, der ihnen am nützlichsten ist.” [2]

[1] Hadsch, 22/37.
[2] Dschamiu s-Saghir, II. 10.


Muharrem KUZEY
Religionsbeauftragter der Zentralmoschee in Köln

2011-10-21    


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