Freitagspredigt

Das Danken
بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمنِ الْرَّحِيمِ
لَئِنْ شَكَرْتُمْ لاَزِيدَنَّكُمْ
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
„Wahrlich, wenn ihr dankt, so werde ich euch meine Gunst bestimmt mehren.”
[Sure “Ibrahim”, Vers 7]

Verehrte Muslime,

Allah hat die gesamte Erde den Menschen zur Verfügung gestellt und ihnen zahlreiche Gaben geschenkt. Darauf weist uns der Koran hin, wenn es hier heißt: “Was auch immer euch an Gaben erreicht, ist von Allah.” [1] Und in einem anderen Koranvers heißt es hierzu: “Wenn ihr die Gaben Allahs zählen wolltet, ihr könntet sie nicht zählen. Allah ist wahrlich vergebend und barmherzig.” [2]

Als Gegenleistung für all die Gaben verlangt Allah, der Erhabene, nun von seinen Dienern, dass diese dankbar sind. Dank bedeutet hier, dass man denjenigen, der uns all das Gute und all die Gaben schenkt, zu schätzen und respektieren weiß und dieses den Menschen zeigt, indem man Ihn lobpreist. In unserer Handlung äußert sich der Dank für die Gaben, wenn er als Danksagung über unsere Lippen kommt, als Liebe einen Platz findet in unseren Herzen und zur Gehorsamkeit wird, die unsere Glieder lenkt. [3]

Verehrte Gläubige,

wenn wir uns für die Gaben bedanken, bewahren wir uns davor, dass diese uns aus den Händen rinnen, und sorgen gleichzeitig dafür, dass uns weitere Gaben geschenkt werden. So lässt uns unser Herr in einem Koranvers wissen: „Wahrlich, wenn ihr dankt, so werde ich euch meine Gunst bestimmt mehren.” [4] So lange der Diener Allahs dazu in der Lage ist zu danken, bewahrt er sich seinen Rang als Diener. Der Teufel weiß genau, dass der Mensch sein Bewusstsein für seine Dienerschaft verliert, wenn er sich vom Danken abwendet. Daher vespricht er Allah, laut folgendem Koranvers, sich darum zu bemühen: “Ich werde mich ihnen von vorne, von hinten, von rechts und von links nähern und Du wirst die meisten von ihnen nicht dankend vorfinden.” [5]

Verehrte Gläubige,
Allah, der Erhabene, gemahnt uns im Koran: “Er ist es, der euch erschuf, der euch Gehör, Sehvermögen und Herzen gab. Wenig ist euer Dank hierfür.” [6] Wenn der Mensch, der umgeben ist mit Seinen Gaben, all dies sieht und ihm dafür keine Danksagung über die Lippen kommt, wo wir doch eigentlich für jeden Atemzug mindestens zwei mal danken sollten, ist dies nur mit Undankbarkeit zu umschreiben. In einem Zitat, das auf den Prophetengefährten Ali (Allah möge Wohlgefallen an ihm haben) zurückgeführt wird, heißt es: “Manche verrichten ihre Gottesdienste, weil sie Angst haben, diese sind wie Sklaven. Andere wiederum, weil sie sich davon etwas verhoffen, diese sind wie Händler. Und manche verrichten ihre Gottesdienste aus Dank; wahrlich, diese sind die Auserwählten.” In diesem Sinne ist auch folgendes vorbildliche Verhalten unseres Propheten Muhammed (s.a.v.) von Bedeutung. So überlieferte Aischa, die Ehefrau des Propheten: “Der Gesandte stand nachts auf und verrichtete das Ritualgebet, bis ihm die Füße anschwollen. Ich fragte ihn: ‘O Gesandter Allahs, wieso mühst du dich derart ab, wo doch all deine Sünden vergeben sind?’ Er aber antwortete: ‘O Aischa, sollte ich denn kein Diener Allahs sein, der Ihm dankt?’” [7]

Wir dürfen nicht vergessen, dass das Danken, eine Handlung ist, die dem Individium selbst von Nutzen ist. Denn im Koran heißt es: “Wer dankt, dankt für sich selbst.” [8]

Verehrte Gemeinde,

ich beende meine Predigt an dieser Stelle mit einem Bittgebet unseres Propheten Muhammed (s.a.v.): “O Allah, hilf mir, damit ich Deiner gedenke, für Deine Gaben danke und die Gottesdienste verrichte, so wie es Deiner begührt.” [9]

[1] Nahl, 16/53.
[2] Nahl, 16/18.
[3] Isfehani, Ragıb, el-Müfredat, 265.
[4] Ibrahim, 14/ 7.
[5] Araf, 7/17.
[6] Mulk, 67/23.
[7] Buhari, Tefsir, (Fetih, 2 ) Rikak, 20.
[8] Lokman, 31/12.
[9] Ebu Davud, Vitir, 26; Nesai, Sehv, 60.

Sıtkı YILMAZ
Religionsbeauftragter der DITIB-Moschee in Welzheim

2011-01-14    


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