Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen] “Wenn dich Meine Diener nach Mir fragen (so sage ihnen): Ich bin ihnen sehr nahe. Ich erhöre den Ruf des Rufenden, wenn er Mich ruft. So sollen sie Meiner Einladung folgen und an Mich glauben, auf dass sie den rechten Weg finden.“
[Sure Baqara, Vers 186]
Verehrte Muslime,
der Mensch, er ist ein Wesen mit Verstand und als solches auch fähig zum Glauben. Trotzdem ist er aber in seiner Macht und in seinen Fähigkeiten beschränkt. Gleichzeitig lebt er in einer Welt, in der er unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse hat. Allah hingegen ist der Schöpfer. Seine Macht ist unendlich. Er ist überaus barmherzig und gütig.
Dieses Unvermögen vor Ihm ist es, das wir zum Ausdruck bringen, wenn wir Ihn anrufen und uns an Ihn wenden in unseren Bittgebeten. Wir gestehen damit ein, wie schwach wir eigentlich sind. Und wenden uns in Liebe und Ehrfurcht an unseren Herrn, um Ihn zu bitten. Zu bitten um Seine Gnade und Seine Gaben; um Glückseligkeit auf Erden wie später im Jenseits. Gleichzeitig ist das Bittgebet für den Menschen aber auch ein Mittel, um Hilfe zu erflehen bei Allah. Hilfe angesichts seiner Sorgen, seiner Nöte und der vielen Heimsuchungen, die ihn prüfen wollen. Mit Bittgebeten bittet der Mensch aber auch um Vergebung seiner Sünden und Fehler.
Verehrte Gläubige,
jeder Menschen hat hin und wieder Sorgen, die er mit eigenen Kräften nicht bewältigen kann. In solchen Momenten verspürt er das Bedürfnis, bei Allah Zuflucht zu suchen, Ihn um Hilfe zu bitten. Er ruft in solchen Momenten Allah an mit seinen Bittgebeten. In nicht wenigen Stellen im Koran fordert Allah die Menschen auch hierzu auf: Ihn anzurufen in Bittgebeten, einzugestehen, dass sie in Zeiten der Not an keine andere Tür klopfen können, denn Seine. So heißt es hierzu im Koran an einer Stelle: “(O Prophet!) Sprich: Wenn eure Bittgebete nicht wären, warum sollte euch euer Herr Wert beimessen?” [1] Und auch unser Prophet (saw) sagte dereinst: “Bittet Allah um Seine Gnade. Denn Allah mag es, wenn man Ihn um etwas bittet. Der vorzüglichste der Gottesdienste ist das Warten auf das Ende einer Plage (nachdem man darum gebetet hat).” [2]
Verehrte Muslime,
das Bittgebet ist das “A” und “O” unserer Dienerschaft. Es ist das einzige Band zwischen dem Diener und seinem Herrn. Der innigste und wertvollste Moment im Leben eines Menschen ist der beim Beten. Der Moment des Zwiegesprächs mit Allah. Unser erhabener Herr wertet solche Momente des Menschen auch als aufrichtige Zeichen seiner Dienerschaft: “Ruft euren Herrn an demütig und im Verborgenen. Sehet, Er mag nicht diejenigen, die das Maß überschreiten.” [3] Wie all die anderen Dinge, so efahren wir auch die schönste Form des Bittgebetes wieder von unserem Propheten (saw). Er hatte in einer Situation folgend gebetet: “O Allah, ich suche Zuflucht bei Dir vor dem Zwist, der Heuchelei und vor einem schlechten Charakter. O Allah! Ich suche Zuflucht bei Dir vor der Armut, vor Herabwürdigung und Unrecht.” [4]
Verehrte Gläubige,
und dabei sollten wir nicht nur für uns selbst beten, sondern auch für andere. So beten wir z.B. im Ritualgebet für unsere Eltern und alle Gläubige, wenn wir hier das Rabbena-Gebet sprechen: “O unser Herr! Am Tage, da das Gericht abgehalten wird, vergebe mir, vergebe meinen Eltern und auch den Gläubigen.” [5]
Und vergesst nicht: auch alle guten Werke und nützlichen Taten, die ein Gläubiger in reiner, aufrichtiger Absicht verrichtet und alle Mühen, die er auf diesem Wege macht, werden ihm als Bittgebet vergolten.
So will ich die heutige Predigt an dieser Stelle beenden mit der ungefähren Bedeutung von Sure Baqara, Vers 186: “Wenn dich Meine Diener nach Mir fragen (so sage ihnen): Ich bin ihnen sehr nahe. Ich erhöre den Ruf des Rufenden, wenn er Mich ruft. So sollen sie Meiner Einladung folgen und an Mich glauben, auf dass sie den rechten Weg finden.“
Nevzat OLGUN
Religionsbeauftragter der DİTİB Mescid-i Aksa Moschee in Hüfingen
2013-08-16
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