Freitagspredigt

Muslime sprechen wohlbedacht

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

اَلَمْ تَرَ كَيْفَ ضَرَبَ اللّٰهُ مَثَلاً  كَلِمَةً طَيِّبَةً كَشَجَرَةٍ طَيِّبَةٍ اَصْلُهَا ثَابِتٌ وَفَرْعُهَا فِي السَّمَاءِ {۱} تُؤْتِي اُكُلَهَا كُلَّ حِينٍ بِاِذْنِ رَبِّهَا وَيَضْرِبُ اللّٰهُ الْاَمْثَالَ لِلنَّاسِ لَعَلَّهُمْ يَتَذَكَّرُونَ {۲}

Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Sahst denn du nicht, womit Allah ein schönes Wort vergleicht? Ein schönes Wort ist wie ein starker Baum, der feste Wurzeln hat. Die Äste in den Himmel ragend. Mit der Erlaubnis seines Herrn wird dieser Baum ständig Früchte tragen. Und Allah stellt Vergleiche an für die Menschen, auf dass sie daraus Lehren ziehen. ”

[Sure Ibrāhīm, Verse 24-25]

قَالَ رَسُولُ اللهِ صَلَّى اللهُ عَلَيْهِ وَ سَلَّمَ

وَ مَنْ كَانَ يُؤْمِنُ بِاللهِ وَ اليَوْمِ الآخِرِ فَلْيَقُلْ خَيْراً أَوْ لِيَصْمُتْ

Unser Prophet (saw) sagte:
“Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, sollte Gutes sprechen oder aber schweigen.”

[Buchārī, Ādāb, 31]

Verehrte Brüder und Schwestern,

einer seiner Gefährten fragte unseren Propheten (saw): “O Gesandter Allahs. Rate mir zu etwas, an das ich mich feste halten soll!” Unser Prophet (saw) antwortete ihm: “Sag: Mein Herr ist Allah und bleib fortan auf diesem Weg.” Der selbe Gefährte fragte ihn weiter: “Und was fürchtest du für mich am meisten?” Da zeigte der Prophet (saw) auf seine Zunge und sagte: “Das hier!” [1]

Damit hatte unser Prophet (saw) uns darauf hingewiesen, dass wir Acht zu geben haben auf das, was uns über die Lippen kommt.

Verehrte Muslime,

an der Art, wie der Mensch spricht, an seiner Wortwahl, erkennen wir seine Persönlichkeit und erkennen, was in ihm an Gefühlen und Gedanken vorgeht. Die Art, wie er spricht, ist es, die ihm zu Ansehen verhilft oder ihn Ablehnung erfahren lässt. Der Islam hält uns daher dazu an, in guter Manier zu sprechen und hier zu vermeiden das schlechte, hässliche Wort.

In guter Manier spricht, wer nicht aufs Geratewohl, sondern wohlbesonnen seine Worte wählt und genau weiß, was er an wen, wie und wann rüberbringt. In guter Manier sprechen bedeutet auch, dass der Mensch der Aufforderung unseres Propheten (saw) folgend auch schweigt, wenn nötig. Denn, so gemahnte er uns seinerzeit: “Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, sollte Gutes sprechen oder aber schweigen.” [2] Denn so manches Wort, das Viele als harmlos ansehen mögen, ist geeignet, den Menschen in eine missliche Lage zu bringen. Wissend um diesen Umstand, betete selbst unser Prophet (saw) wie folgt: „O Allah! Vor dem Übel, das mir meine Zunge bereitet, suche ich Zuflucht bei Dir.“ [3]

Verehrte Geschwister,

unter anderem ist es seine Sprachfähigkeit, die den Menschen zum Menschen macht. Der Umstand, dass er Sprache bzw. Zunge einsetzen kann, um sich mitzuteilen. So manche Zunge ist dabei vermögen, so süßlich zu sprechen, dass er selbst den stursten Menschen gewinnen, ihm ein Lächeln abzwingen kann. Honigsüß ist diese Zunge, wenn sie redet und erweicht damit auch ihr Gegenüber, erfüllt die Herzen mit Liebe. Dann gibt es wiederum Zungen, die gnadenlos sind und messerscharf. In Tränen können sie den Menschen auflösen. Zustechen wie eine Viper und reißen Wunden in den Herzen, die hier schwerlich nur wieder heilen. Hass säen sie nur unter den Menschen, wiegeln sie gegeneinander auf. Und Zungen gibt es, die lügen und dem Menschen honigsüß rüberbringen Dinge, die so nicht sind. Geheimnisse können sie dabei auch nicht für sich behalten.

Verehrte Muslime,

eine gemäßigte Wortwahl, auch wenn die Meinungen in einer Sache auseinander gehen, ist in der Lage einen positiven Eindruck vom Redner zu hinterlassen und den Weg zu ebnen für eine Freundschaft. Eine Rede jedoch, die sich an keine der Regeln des Miteinanders und des Anstands halten kann, ist für ihren Hörer eine echte Qual. Unbedacht draufloszureden, all seine Gedanken Wort werden zu lassen, gleich ob sie der Wahrheit entsprechen oder nicht, wird sicher so manche Wunde zurücklassen in der Gesellschaft. Der Volksmund formuliert hier trefflich: „Wunden durch Messer vergehen, solche durch die Zunge nicht!“

Verehrte Gläubige,

dabei weist uns der Koran darauf hin, dass ein wohlbedachtes Reden, geziemend den Regeln des Anstands, uns so manchen Gewinn einbringen wird: “Sahst denn du nicht, womit Allah ein schönes Wort vergleicht? Ein schönes Wort ist wie ein starker Baum, der feste Wurzeln hat. Die Äste in den Himmel ragend. Mit der Erlaubnis seines Herrn wird dieser Baum ständig Früchte tragen. Und Allah stellt Vergleiche an für die Menschen, auf dass sie daraus Lehren ziehen.” [4] Der Koran beschreibt uns auch den Ausgang derjenigen, die ihre Zunge nicht hüten können: „Und ein schlechtes Wort ist wie ein entwurzelter Baum, der nicht mehr stehen kann.
[5]

Und unser geliebter Prophet (saw), wenn er redete, fühlte man die Barmherzigkeit und die Liebe seines Herzens und man sah diese durch das Lächeln, dass er dabei auflegte. Er hat auch nicht immer selbst geredet, sondern ließ auch sein Gegenüber zu Wort kommen. So manches harte Herz hat er hierdurch gewinnen können.

Verehrte Geschwister,

unser Prophet (saw) umschreibt Muslime als Menschen, vor deren Hand und Zunge andere Menschen sicher sind. [6] So lasst uns dieser seiner Definition gerecht werden. Lasst uns Acht geben auf unser Wort. Darauf, niemanden zu kränken mit selbigem. Weise sollten sie sein unsere Worte und lehrreich. Darauf ausgerichtet, den Menschen in seiner Würde noch zu stärken, statt selbige zu verletzten. Durch Klatsch, üble Nachrede, Argwohn und hässliche Worte, sollten wir wissen, verlieren wir nicht nur an Ansehen in der Gesellschaft, sondern auch an Rang bei Allah.

[1] Tirmizī, Zuhd, 60.
[2] Buchārī, Adab, 31.
[3] Abū Dāwūd, “Witr”, 32; Tirmizī, “Daavāt”, 74.
[4] Ibrāhīm, 14/24-25.
[5] Ibrāhīm, 14/26.
[6] Tirmizī, Īmān, 8.

Predigtkommission DITIB Köln

2013-05-24    


Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.

Archiv 2007-2008  | 2009-2010