
2025-12-05 | Pressemitteilung
Am 4. Dezember 2025 hat in Germersheim das jährliche Treffen zwischen Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland (KRM) stattgefunden. Anlässlich des 60. Jahrestags der Konzilserklärung Nostra aetate – Über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen lag ein inhaltlicher Schwerpunkt auf der Entwicklung der christlich-muslimischen Beziehungen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Des Weiteren fand ein offener Austausch zu aktuellen Herausforderungen im interreligiösen Dialog statt. Dabei bot sich auch die Gelegenheit, über die Haltung beider Religionsgemeinschaften zum Nahostkonflikt sowie zu Tendenzen der gesellschaftlichen Polarisierung in Deutschland ins Gespräch zu kommen.
Als Gastgeber des Treffens betonte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Ali Mete: „Die Erklärung Nostra aetate ist ein Meilenstein und Wendepunkt im interreligiösen Dialog. Das vatikanische Dokument stellt auch heute eine wichtige Basis für den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Der KRM bekräftigt sein Engagement, diesen Dialog mit allen Religionsgemeinschaften auf Augenhöhe fortzuführen. In einer Zeit, die von Spannungen und Konflikten geprägt ist, ist es für uns Religionsgemeinschaften wichtiger denn je, uns glaubwürdig für Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz einzusetzen. Unsere jeweilige religiöse Lehre verpflichtet uns, uns gegen Hass, Gewalt und Diskriminierung zu stellen – sei es hier in Deutschland, in der Ukraine oder im Nahen Osten.“
Vonseiten der Deutschen Bischofskonferenz begrüßte Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez (Fulda) die muslimischen Gesprächspartner. Als Mitglied der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog nahm er in Vertretung von Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg) teil. Neben der bleibenden Bedeutung von Nostra aetate unterstrich er, dass die katholische Kirche dem interreligiösen Dialog gerade auch unter schwierigen Rahmenbedingungen verpflichtet bleibe: „Wir leben in einer Welt, in der autoritäre Tendenzen vielerorts wieder im Aufwind sind. Wo das Recht des Stärkeren propagiert wird, geraten die Menschenrechte schnell unter die Räder. Während die Bereitschaft zu echter Solidarität abnimmt, wird der Drang zu Nationalismus und Abschottung stärker. Wie soll es da möglich sein, die Logik der Konfrontation zu überwinden? Es war Papst Franziskus, der uns immer wieder anschaulich gezeigt hat, was es bedeutet, im Anderen nicht einen Gegner, sondern den Nächsten zu sehen. Sein Weg war der Weg der Geschwisterlichkeit, dem wir uns in unseren interreligiösen Begegnungen weiterhin verpflichtet wissen. Christinnen und Christen stehen in der Verantwortung, die Menschenwürde aller zu verteidigen, unabhängig von Herkunft oder Religion. Deshalb tritt die Kirche auch niemals nur für ihre eigenen Rechte ein, sondern engagiert sich weltweit für universelle Religionsfreiheit.“
Hintergrund
Von katholischer Seite haben neben den Mitgliedern und Beratern der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz auch diözesane Islambeauftragte an der Begegnung teilgenommen. Im 2007 gegründeten Koordinationsrat der Muslime (KRM) sind aktuell die folgenden Verbände vertreten: Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland (IRD), Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD) und Zentralrat der Marokkaner in Deutschland (ZRMD). Die katholischen und muslimischen Dialogpartner haben vereinbart, dass sie sich jährlich als Gastgeber für das Treffen abwechseln. Die Selimiye-Moschee in Germersheim, in der das Treffen stattfand, gehört zu den Moscheegemeinden, die im Dezember 2024 unter dem Dach der Schura Rheinland-Pfalz, Landesverband der Muslime e. V. einen Vertrag mit dem Land Rheinland-Pfalz geschlossen haben. 2024 wurde die Selimiye-Moschee mit dem Integrationspreis der Stadt Germersheim ausgezeichnet.