Nachrichten und Pressemeldungen

2006-09-15 | Pressemitteilung

PRESSEERKLÄRUNG ZUM VORTRAG DES PAPSTES IN REGENSBURG

Es scheint uns, dass der Vortrag, den Papst Benedikt XVI. vor dem Auditorium der Universität zu Regensburg gehalten hat, ohne eingehendere Vorbereitungen bzgl. des Islam und der islamischen Geschichte geschrieben wurde. Wäre dieser Vortrag von tieferem Verständnis für die islamische Religion und ihrer Geschichte sowie dem Beitrag der islamischen Zivilisation zur Weltzivilisation getragen gewesen und wären die Kenntnisse darum auch zum Inhalt geworden, und hätte weiterhin ein die geschichtlichen Fakten berücksichtigender Vergleich zwischen Islam und Christentum Eingang gefunden, so glauben wir, hätte der Vortrag nützlicher sein und dem Weltfrieden dienen können.

Keine der Weltreligionen ist durch Zwang verbreitet oder durch Zwang am Leben erhalten worden. Die Islamische Religion basiert auf Vernunft und innere Zufriedenheit. Die islamische Religion hat zunächst die Köpfe und die Herzen der Menschen erobert. Die Annahme des Islam unter Zwang oder aus pragmatischen Gründen, ist ungültig. Aus diesem Grunde hat in kürzester Zeit eine Vielzahl von Menschen den Islam angenommen und trotz aller Schwierigkeiten ist er tief in den Herzen und Köpfen von jetzt mehr als eine Milliarde Menschen verwurzelt und lebendig.

Der Respekt ist einer unserer Glaubensgrundlagen. Wir Muslime respektieren alle Religionen und Glaubensrichtungen und deren Anhänger. Im Leben des Propheten Muhammed (Friede sei mit ihm) gibt es dafür viele Beispiele. Wir Muslime glauben, dass die Religionen den Frieden unter den Menschen, den Frieden auf der Welt und der individuellen Zufriedenheit, dienen. Wir glauben nicht, dass es richtig ist, unter dem Deckmantel der Religion die Menschen voneinander zu trennen und Gegensätze hervor zu heben.

Für den Weltfrieden und für die Menschlichkeit auf der Welt sind vor allen anderen die Oberhäupter der Religionen aufgefordert, gegenseitig die angemessene Sensibilität zu zeigen und die heiligen Werte des Anderen zu respektieren.

Im Koran wird gesagt: „Deine Religion Dir und meine Religion mir“. Die Menschen verschiedener Religionen, Ethnien, Kulturen und Zivilisationen mit dieser Einstellung in Frieden und Freundschaft zusammen zu bringen, ist die Aufgabe eines jeden.

Auch und besonders in diesem Zusammenhang kommt den Oberhäuptern der Religionen eine besondere Verantwortung zu.

Köln, 15.09.2006

Rıdvan Çakır
Präsident