2013-10-14 | Botschaft
Botschaft zum Opferfest 2013
Am Dienstag, den 15. Oktober 2013, beginnt das Opferfest. Für die vielen Pilger in den Heiligen Stätten, die hier als Zeichen ihrer Dienerschaft vor Allah den Hadsch vollführen und in dieser freudevollen und segenreichen Atmosphäre zu gewahren suchen was vergangen, gegenwärtig und noch kommen wird; aber auch für all die Gläubigen, deren Herzen sich sehnen nach diesen Heiligen Stätten, für all jene beginnt nun mit diesen Tagen ein religiöses Hochfest, das für tiefste Ergebenheit in den Schöpfer sowie für Solidarität in der Gesellschaft und ein Näherkommen dieser steht.
Das Opferfest ist uns eine der außerordentlichen weil segenreichen Zeitabschnitte, da wir innehalten und das Kapital der Zeit, das wir sonst verantwortungslos verschwenden, ummünzen können in Liebe, Frieden und Eintracht, in Teilen und Brüderlichkeit. Allah, dem Erhabenen, sei Dank dafür, dass Er uns diese Tage noch einmal erreichen lässt.
Mit dem Opferfest halten wir auch in Erinnerung die Barmherzigkeit, die herabkam auf die Propheten Ibrahim (a.s.) und Ismail (a.s.). Sie hatten sich Ihm und Seinem Befehl in vollem Gehorsam ergeben. So lehrt uns das Opferfest, dass die Gottesdienste die Ergebung in Allah, das Ihm Nahen symbolisieren. Dass unser Vermögen - uns von Allah nur anvertraut - und die Liebe in den Herzen nur zunehmen je mehr wir hiervon geben und damit teilen. Dass nicht das Fleisch der Opfertiere Ihn erreicht noch ihr Blut, sondern einzig unsere Ehrfürchtigkeit, unsere Frömmigkeit und Empfindsamkeit.
Religiöse Hochfeste sind für uns persönlich Tage der Freude, aber auch Tage, da wir die anderen erfreuen. Tage, da wir die Sorgen unserer Mitmenschen teilen und uns mit ihnen freuen. Kleinkrämerei, Egoismus, sinnlose Streitigkeiten und Kränkungen gehören nun beiseite geschoben. Niedergerissen Mauern, die sich vor dem Ego des Menschen auftürmen. Niedergerissen, so dass er aus sich selbst wieder raus kommt, seine Mitmenschen wieder gewahrt, und schließlich, als Mensch, der vollkommen ist, vollkommen im Charakter wie der Islam ihn beschreibt, wieder lernt zu teilen, seine Mitmenschen zu umarmen und sie zu lieben. Das Gebet zum Festtag will uns auch wieder etwas sagen. Das gemeinschaftliche Gebet, die Reihen, in denen sich die Gläubigen zum Gebet aufstellen Schulter an Schulter, sie künden uns davon, dass die Hochfeste gleichzeitig auch für Einheit und Gemeinsamkeit stehen. Dass Separation und Abspaltung die Gesellschaft nur schwächen und dass ein Miteinander uns als Gesellschaft und religiöse Gemeinschaft nur stärkt.
Trotz all der traurigen Ereignisse in der heutigen Welt sind religiöse Hochfeste uns eine wichtige Auszeit, in der wir uns dem Alltäglichen entziehen und wieder zu uns kommen. Sie sind uns Gelegenheit uns wieder der Werte zu erinnern, die uns zu Menschen machen und dem zu Individualismus neigenden Menschen helfen, sich und seine Umwelt zu entdecken. Auf gesellschaftlicher Ebene bieten sie uns eine Atmosphäre der Liebe oder auch der Traurigkeit. Hier stehen nun im Vordergrund Liebe, Freundschaft und das Teilen. Den Frieden und die innere Ruhe des Einzelnen spüren wir nun als Gesellschaft.
Daher sollten wir religiöse Hochfeste begreifen als Tage, da wir wieder aufeinander zugehen und nicht etwa uns voneinander abwenden. In diesen Tagen sollten alle etwaige Kränkungen vergessen sein und die Herzen wieder zueinander finden. Auf der anderen Seite besteht der Sinn des Opfergottesdienstes nicht darin, Blut fließen zu lassen, sondern das Fleisch der Opfertiere an Bedürftige in der mittelbaren und unmittelbaren Umgebung oder auch am anderen Ende der Welt zukommen zu lassen. Auf diesem Weg zu stärken die Brüderlichkeit und die Liebe.
Mögen alle Festtage auch in der Stimmung und Atmosphäre eben solcher vergehen. In der Hoffnung auf eine Welt, in der Frieden und Eintracht herrschen, in der Recht und Gerechtigkeit walten und Krieg, Terror wie Armut ein Ende finden wünsche ich der islamischen Welt und insbesondere den Muslimen in Deutschland ein gesegnetes Opferfest. Möge es uns allen, möge es der gesamten Menschheit Wohl bringen.
Prof. Dr. Izzet ER
Vorsitzender DITIB-Dachverband