Freitagspredigt

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Vergebend sein

 بِسْمِ اللهِ الرَّحْمنِ الرَّحِيمِ

الَّذِينَ يُنفِقُونَ فِي السَّرَّاء وَالضَّرَّاء وَالْكَاظِمِينَ الْغَيْظَ وَالْعَافِينَ عَنِ النَّاسِ

وَاللّهُ يُحِبُّ الْمُحْسِنِينَ.

 

 

Verehrte Muslime!
Als ein ethischer Fachausdruck bedeutet das Vergeben; Böses und Unrecht tuenden, Straftaten und Sünden begehenden, sowie fehlerhaft handelnden Personen zu verzeihen und als Schlussfolgerung dessen auf die Bestrafung dieser Personen zu verzichten.1 Das Verzeihen ist charakteristisch für den Menschen und wird im Koran lobenswert erwähnt. Unser erhabener Herr Allah sagt im anfänglich rezitierten Vers folgendes: „[Sie sind …] die in Freude und Leid ausgeben und ihren Groll zurückhalten und den Menschen verzeihen. Und Allah liebt die Gutes Tuenden.“2 Damit positioniert Allah den Akt des spendenden Gebens, die Unterdrückung des Zorns und die Vergebung innerhalb des Umfangs der Güte und zählt diejenigen zu seinen geliebten Personen, die diese Dinge vollbringen.

Verehrte Gläubige!
Der Weg des Vergebens führt durch Liebe. Menschen, die sich gegenseitig lieb haben, sind, wie es der Prophet sagt: „diejenigen, die gegeneinander keinen Hass empfinden, die sich gegenseitig nicht beneiden, die sich gegenseitig nicht den Rücken kehren und die, die Kontakte zueinander nicht abbrechen. Sie sind auch einander nicht über drei Tage hinaus gekränkt. Vielmehr sind sie Geschwister voneinander, sowie Allah es gebietet.“3 Gemäß dem türkischen Dichter Yunus Emre folgen sie dem Grundsatz „Wir lieben den Geschöpf, dem Schöpfer zuliebe“ und konstituieren somit die Liebe unter den Menschen und vereinfachen die Handlung des Verzeihens. Damit erzielen sie sowohl aus religiöser Sicht viel Nutzen als auch im seelisch-geistigen Sinne.

Meine verehrten Geschwister!
Der Mensch ist ein Geschöpf. So wie er manchmal ungehorsam gegenüber seinem Herrn Allah ist und sich somit selbst Unrecht tut, so ist er Imstande, auch anderen Menschen Unrecht zufügen. Die Aufgabe eines Muslims kann nicht darin liegen, auf erlittenes Unrecht sofort dergleichen zu antworten. Denn dann wären wir unserem Zorn erlegen, wie unser Prophet diesen Sachverhalt sehr prägnant beschreibt: „Ein Held ist nicht derjenige, der in einem Kampf seinen Gegner besiegt, sondern vielmehr derjenige, der seine Wut im Moment des Zorns unterdrückt.“4 Das, was wir in solch einem Fall machen sollten, ist es, Geduld zu üben. Denn unser Prophet berichtet uns, dass „Allah der erhabene die Ehre desjenigen erhöhen wird, der Geduld übt, obwohl diesem selbst eine Ungerechtigkeit zugefügt wurde.“5

Verehrte Geschwister!
Wir sehen auch die schönsten Beispiele des Vergebens  im Leben des Propheten, der uns als das schönste Vorbild gesandt wurde. Aus diesem Grund sollten wir den Propheten befolgen, den Allah wie folgt anredete: „Übe Nachsicht, gebiete das Rechte und wende dich von den Unwissenden ab!“6 Wir sollten den Propheten nachahmen, der selbst seiner Person gegenüber feindseligen und boshaften Personen folgendermaßen betete: „Oh Allah! Vergebe meinem Volk, denn sie sind unwissend über das, was sie tun.“7 Zudem sollten wir den Propheten Yusuf (Josef) als Vorbild nehmen, der zu seinen Brüdern, die ihn im Brunnen zurückließen, sprach: „Kein Tadel treffe euch heute. Möge Allah euch vergeben! Denn Er ist der Barmherzigste Erbarmer.“8

Lassen Sie uns unsere Predigt mit einem Bittgebet des Propheten beenden. „Oh Allah! Du bist der sehr viel Vergebende, und liebst es zu vergeben. So vergib mir und auch allen Gläubigen!“9


Sebahattin Beyazak
Religionsbeauftragter, Ulu Moschee, Heubach
       


1. Al-i İmran suresi 134
2. Buhari, Edeb 57
3. Buhari, Edeb 76
4. Tirmizi, Zühd 17
5. Araf suresi 199
6. Ebu Davud, Edeb 4
7. Yusuf suresi 92
8. Tirmizi, Daavât 84

2015-03-20    


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