Freitagspredigt

Ausgeben für Allah - Infāq

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

اَلَّذِينَ يُنْفِقُونَ اَمْوَالَهُمْ بِالَّيْلِ وَالنَّهَارِ سِرًّا وَعَلَانِيَةً فَلَهُمْ اَجْرُهُمْ عِنْدَ رَبِّهِمْ وَلَا خَوْفٌ عَلَيْهِمْ وَلَا هُمْ يَحْزَنُونَ

Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Diejenigen, die ihren Besitz bei Tag und bei Nacht insgeheim und offen ausgeben (für Allah). Ihre Entlohnung wird bei ihrem Herrn sein. Weder wird sie Angst plagen, noch werden sie traurig sein.”

[Sure Baqara, Vers 274]


Verehrte Muslime,

die letzte Offenbarung Allahs, der Koran, enthält Regeln und Gebote für das irdische Leben des Menschen. Regeln und Gebote, dank ihrer der Mensch glücklich werden soll auf Erden und vorbereiten sein Glück im Jenseits. Und dank ihrer auf Erden noch ein Leben führen als ehrenwertes, respektiertes Geschöpf. Zu einem dieser Gebote des Koran, der mit jedem seiner Verse, ja jedem Wort sich uns immer wieder als Wunder und Quelle der Weisheit auftut, gehört das Ausgeben im Dienste Allahs, der infāq.

Im Allgemeinen bezeichnet infāq eine Art des Teilens: Gläubige sind aufgefordert von allen Gaben, die Allah ihnen gewährt, auch den anderen zur Verfügung zu stellen, auch sie an diesen Gaben teilhaben zu lassen. Diese Form des Gottesdienstes nimmt einen wichtigen Platz ein im Islam. In der Sure Baqara werden eingangs die Eigenschaften gläubiger und frommer Menschen (muttaqīn) aufgezählt. Das Teilen auf besagte Art, der infāq wird hier direkt hinter dem Glauben an das Verborgene (ghayb) und dem Ritualgebet (namaz, salāt) an dritter Stelle genannt. Und dies ist nur eine der vielen Stellen im Koran, die uns zum infāq auffordern. So heißt es weiter in Sure Baqara, Vers 274: “Diejenigen, die ihren Besitz bei Tag und bei Nacht insgeheim und offen ausgeben (für Allah). Ihre Entlohnung wird bei ihrem Herrn sein. Weder wird sie Angst plagen, noch werden sie traurig sein.”

Verehrte Gläubige,

die moderne Welt und in ihr der Mensch, büßen ihre Empathie, ihre Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit mit jedem Tag ein Stück mehr ein. Stattdessen machen sich breit Egoismus und Gier nach immer mehr Geld und Besitz. Wer könnte da dem Menschen unserer Zeit einen besseren Ausweg bieten aus diesem Dilemma als der Islam und der Überbringer seiner Botschaft, unser geliebter Prophet Muhammad (saw)?

Hat er uns seinerzeit nicht gelehrt genau diese Werte hochzuhalten? Unser Prophet der Barmherzigkeit, der uns gemahnte, nicht mit sattem Magen schlafen zu gehen, wenn unsere Nachbarn hungern. Der selbst bei jeder Gelegenheit den Waisen und Bedürftigen seine helfende Hand ausstrekte. Und der nie jemanden auf der Suche nach Hilfe zurückwies. Dann lasst uns nochmal horchen seinen Worten:

“Streckt die helfende Hand nach den Armen aus und beschützt sie. Und zweifelt nicht daran, dass Allah euch hilft und euch Auskommen gibt wegen der Schwachen unter euch.” [1]

“Wenn ein Muslim für das Auskommen seiner Familie arbeitet um des Wohlwollen Allahs willen, so wird ihm dies als gute Tat (sadaqa) entlohnt.” [2]

“Ich und derjenige, der einen Waisen in seinen Schutz nimmt, werden im Paradies derart beisammen sein”, sagte der Prophet (saw) und führte dabei, einen kleinen Zwischenraum zwischen ihnen offen lassend, Zeigefinger und Mittelfinger zusammen. [3]

Darum verehrte Gemeinde,

teilt Geld und Besitz - allen voran über den Pflichtgottesdienst der Vermögensabgabe (zakat) - mit den Armen und den Bedürftigen, wie Allah uns befohlen. Denn an unserem Vermögen, das uns, wie auch unser Leben, nur auf Zeit und als Mittel der Prüfung gegeben ist, haben auch die Waisen, haben die Armen und Bedürftigen und die vielen Alleinstehenden ein Anrecht. Dieses ihr Anrecht an unserem Besitz, ihren Anteil, sollten wir zu Lebzeiten an sie weiter geben. Um antreten zu können im Jenseits zur Rechenschaft beladen mit guten Taten statt schwerer Schuld.

Meine Predigt beende ich an dieser Stelle mit der ungefähren Bedeutung von Vers 254, Sure Baqara: „O ihr, die ihr glaubt! Spendet und gebt aus für gute Zwecke von dem, das Wir euch als Auskommen gewährt haben, bevor der Tag kommt, da weder Handel zählt, noch Freundschaft oder Fürsprache. Diejenigen, die (dies) leugnen, werden die Verlierer sein.“

[1] Abū Dāwūd, Dschihād 70.
[2] Buchārī, Īmān 41; Muslim, Zakāt 49.
[3] Buchārī, Talāq 25, Adab 24; s. auch Abū Dāvūd, Adab 123; Tirmizī, Birr 14.

Haluk DİŞCİ
Religionsbeauftragter der DITIB Muradiye Moschee in Berlin

2013-02-08    


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