Freitagspredigt in Deutscher Gebärdensprache (DGS) |
Lehren aus der Sure al-`Asr
(31.12.2021)
Verehrte Gläubige!
Die Kalenderblätter weisen heute auf den letzten Tag des Jahres 2021 hin. Wenn es uns zuteilwird, werden wir morgen das Jahr 2022 erleben. Ich möchte meine Freitagspredigt mit einem Wunsch beginnen: Unser übriges Leben möge noch besser und gesegneter sein als unser verstrichenes Leben.
Werte Gläubige!
Der Koran, unser erhabenes Buch, wurde dafür gesandt, die Menschen vom Irrtum zur Rechtleitung und von der Finsternis zum Licht zu führen. Der Koran ist ein vollkommener Wegweiser, der alle Zeiten umfasst. Er antwortet all unseren Bedürfnissen und darin besteht keinesfalls Zweifel in seiner Wegweisung. Je mehr wir den Koran lesen, hören und praktizieren, fühlen wir seinen Genuss und desto mehr danken wir für seine Existenz. In diesem segensreichen Buch gibt es solche Suren, die aufgrund ihrer prägnanten Botschaften und Vorzüge gegenüber anderen Suren gesondert bewertet werden.1 Eines dieser prägnanten und vorzüglichen Suren ist auch die Sure al-`Asr. Schließlich kommen darin die Prinzipien, die den Menschen vom ewigen Untergang erretten und die ewige Glückseligkeit und Zufriedenheit erlangen lassen, zur Sprache. Zu dieser Sure hat nämlich Imam Schafii folgende Bewertung gemacht: “Hätte Allah außer der Sure al-`Asr keine weitere Sure herabgesandt, würde diese Sure zur Rechtleitung für die Menschen dennoch ausreichen.”2
Verehrte Muslime!
Mit der Betonung und Schwur „Bei dem Nachmittag!“ lenkt der erhabene Allah unsere Aufmerksamkeit in dieser Sure auf die davonfließende Zeit. Damit wird erinnert, dass das Ende des Menschen, der die Zeit ungeschickt vergeudet, sein „Untergang“ sein wird. Die Sure teilt mit, dass die Errettung vor dem „Niedergang“ lediglich durch Glauben, rechtschaffene Werke und den Rat zu Recht und Geduld sein wird.
Aus diesem Grund sollten wir uns im Bewusstsein der folgenden Sache sein, werte Gläubige: Die ewige Errettung hat zwei wichtige Bedingungen. Erstens Glaube, zweitens rechtschaffene Werke. Wenn der Glaube die Wurzel und der Stamm eines Baumes ist, sind die rechtschaffenen Werke deren schöne und leckere Früchte. Ohne die Krönung mit rechtschaffenen Werken ist der Glaube nämlich wie ein ausgedorrter Baum. Aus diesem Grund sollten wir auch auf unsere rechtschaffenen Werke als Erfordernis und Notwendigkeit unseres Glaubens genauso sehr achten, wie wir auf unseren Glauben achten und uns bemühen, unsere rechtschaffenen Werke zu vermehren. Wir sollten im Bewusstsein dessen sein, dass jedes Wort und jede Tat, die uns zum Wohlwollen unseres erhabenen Schöpfers bringen, rechtschaffene Werke sind. Aus dieser Warte gewertet, sind unsere Gebete, unser Fasten und all unsere Gottesdienste rechtschaffene Werke. Unterdrückten, Benachteiligten, Vereinsamten und Waisen unsere Hand zu reichen, sind rechtschaffene Werke. Für Nichtsehende ein Auge, für Nichthörende ein Ohr, für Nichtgreifende eine Hand zu sein und für Nichtgehende ein Fuß zu sein, sind rechtschaffene Werke. Sich dafür einzusetzen, Böses zu verhindern und Gutes herrschend zu machen, sind rechtschaffene Werke. Sich für Wahrheit, Recht, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Orientierung einzusetzen, sind rechtschaffene Werke. Kurzum alle Taten und Dinge, die dem Wohlwollen Allahs, der natürlichen Veranlagung des Menschen und dem Wohl der Gesellschaft dienen und entsprechen, sind rechtschaffene Werke.
Möge uns der erhabene Allah zu solchen Dienern von Sich machen, die ihr Leben in Ganzheitlichkeit des Glaubens mit den rechtschaffenen Werken ausschmücken können und somit die Glückseligkeit im Diesseits und im Jenseits erlangen, indem wir uns ganz fest anklammern an das Rezept für die Errettung, die uns allen die Sure al-`Asr lehrt.
Ich möchte meine Freitagspredigt mit den Gedichtszeilen des verstorbenen Dichters Mehmet Akif Ersoy zu den Botschaften der Sure al-`Asr beenden:
Die edlen Gefährten, wenn sie sich verabschiedeten,
Unbedingt einander die Sure `Asr aufsagten, warum denn?
Verborgen sind in dieser großen Sure die Geheimnisse des Heils,
Allen voran der wahre Glaube, dann Rechtschaffenes.
Dann Wahrheit, dann Standhaftigkeit, das ist Menschlichkeit.
Vereinigen sich alle vier, gibt es keinen Niedergang für Dich, mit Sicherheit!
Die DITIB-Predigtkommission
1 al-Bukhari, Fadailu’l-Kur'an 13, Tauhid 1.
2 as-Sabuni, M. Ali, Safwatu't-Tafasir, XX, 99, Daru'l-Kur'ani'l-Kerim, Beirut, 1981.