Das Opferfest
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Wahrlich, wir gaben dir Viel. So bete für deinen Herrn und opfere.”
[Sure “Kawsar”, Vers 1-2]
Verehrte Muslime,
Freude und Glück erfüllt uns an diesem Tage, an dem wir das Opferfest und damit eines unserer beiden religiösen Hochfeste begehen. Unendlicher Dank und unendlicher Lob seien unserem erhabenen Herrn dafür, dass Er uns ein weiteres Opferfest hat erleben lassen. Unendliche Segenswünsche seien unserem Propheten Muhammad Mustafa.
Für Millionen von Muslimen, die sich im Gebet in die selbe Gebetsrichtung neigen und die an die Existenz und das Einsein Gottes glauben, ist der heutige Tag ein besonderer Tag. Wer in diesen Tagen ein Opfertier darbringt, der bringt damit nur seine Opferungsbereitschaft im Dienste Gottes zum Ausdruck sowie seine Dankesschuld für die Gaben, mit denen ihn Gott ausgestattet hat.
Verehrte Gläubige,
diejenigen, die hierzu im Stande sind, sollten in den Tagen des Opferfestes daher als Erstes dem Gebot: “Wahrlich, wir gaben dir Viel. So bete für deinen Herrn und opfere” [1] folgen und ein Opfertier darbringen. Auch unser Prophet (s.a.w.) hat in den zehn Jahren, in denen er in Medina weilte, jedes Jahr geopfert. Zudem wies er in seinen Hadisen auf die Bedeutung der Opfergabe hin: “Wer von euch nicht opfert, obwohl er hierzu im Stande ist, soll unserer Moschee fern bleiben.” [2] “O ihr Menschen! Jeder Haushalt muss jedes Jahr opfern.” [3]
In diesen Tagen erleben wir zudem eine weitere Freude. Unsere Brüder und Schwestern, die sich momentan in den Heiligen Stätten befinden und hier, in der Hoffnung, Vergebung für ihre Sünden zu finden, bei Arafat innehalten, bei Muzdalifa den Teufel symbolisch steinigen, ihre Opfergabe darbringen und die Kaaba umrunden, beten hier nicht nur für sich, sondern auch für die gesamte islamische Welt. An den Feiertagen sollten wir auch an die Taschrik-Takbirat denken, mit denen wir auch wieder um Vergebung unserer Sünden bitten. Diese werden gesprochen angefangen beim Morgengebet am Vortag des Opferfestes bis zum Nachmittagsgebet am vierten Festtag.
Verehrte Brüder und Schwestern,
an diesem freudigen Festtag kommen alle, Jung und Alt sowie Reich und Arm, zum Festtagsgebet zusammen und reihen sich, in ihre schönsten Festtagskleider gehüllt, Schulter an Schulter zum Gebet. Im Anschluss daran erleben sie die Festtagsfreude zunächst untereinander, indem sie sich gegenseitig zum Fest gratulieren und auch wieder gemeinsam ihre Opfergabe darbringen. Sodann nehmen sie auch ihre Familie und ihre weiteren Verwandten in diese freudige Festtagsstimmung auf, wenn sie danach auch ihnen ein gesegnetes Fest wünschen und ihre Kinder mit Geschenken erfreuen.
Zudem leben wir in diesen Tagen auch religiöse Solidarität, indem wir von den Opfertieren, die wir in Erfüllung des Gottesdienstes dargebracht haben, auch an die Bedürftigen verteilen. Wir lassen hierdruch auch wieder Einheit und Zusammenhalt aufleben.
Verehrte Gläubige,
unsere Aufgabe besteht in diesen Tagen nicht nur darin, die Opfergabe darzubringen. Religiöse Festtage sind Freudentage, da wir diese Freude auch teilen und unsere Herzen daher überquellen vor Freude und wieder weicher werden. In diesen Tagen sollten wir zudem unsere Verwandten und Nachbarn besuchen, Waisenkinder erfreuen und Gäste empfangen mit einem Lächeln im Gesicht. In diesen Tagen sollten wir auch unbedingt kranke oder alte Menschen besuchen und uns derart ihrer Bittgebete versichern. Streitigkeiten untereinander gehören spätestens zu solchen Festtagen aufgehoben, sodass wieder alle miteinander sprechen und aufdass wir derart die geschwisterliche Verbundenheit untereinander herstellen, die der Islam von uns fordert.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Fest und bete dafür, dass dieses - Allen voran den Muslimen in Deutschland - der ganzen islamischen Welt Frieden und Eintracht bringen möge. Die heutige Predigt zum Opferfest möchte ich an dieser Stelle beenden mit der ungefähren Bedeutung von Vers 34, Sure “Hadsch”: “Weder das Fleisch (eurer Opfertiere) wird Allah erreichen, noch ihr Blut. Was Ihn erreicht, ist eure fromme Ehrfurcht vor Ihm.”
[1] Kawsar, 108/2.
[2] Musnad II, 321.
[3] Tirmizi, 18.
Akay ATİK
Religionsbeauftragter der DITIB-Zentralmoschee in Schweinfurt