Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen] „Und Wir haben den Menschen wirklich mit Würde ausgestattet. Ihn zu Lande sich fortbewegen lassen, wie auf dem Meer. Und ihm ein Auskommen gegeben von dem, das gut und rein ist. Wir haben ihn über die meisten derjenigen gestellt, die Wir erschaffen.“
[Sure Isrā, Vers 70]
Werte Brüder und Schwestern,
im Eingangsvers hieß es eben: „Und Wir haben den Menschen wirklich mit Würde ausgestattet. Ihn zu Lande sich fortbewegen lassen, wie auf dem Meer. Und ihm ein Auskommen gegeben von dem, das gut und rein ist. Wir haben ihn über die meisten derjenigen gestellt, die Wir erschaffen.“ [1] Den Menschen hat Allah, der Erhabene, demnach als Wesen mit Würde erschaffen.
Unser Prophet (saw) hat diese Realität in einem seiner Hadithe folgend bestätigt: „Ein Gläubiger hat Stolz und Würde…“ [2]
Meine werten Geschwister,
die Würde ist uns also ein gottgegebenes Geschenk und als solches eine unendlich große Gabe. Und Würde hat der Mensch nach der Lehre des Islam sowohl in seinem körperlichen als auch in seinem geistigen Sein.
Die Würde des Menschen ist seine Ausrichtung auf Vollkommenheit in seinen Beziehungen zum Schöpfer und dessen Geschöpfen. Er weiß, dass er ein Herz in sich trägt, das Ort der ständigen Schau Allahs ist. Im Bewusstsein hierüber wird er in all seinem Tun und Handeln der Barmherzigkeit Allahs gedenken und sich allen Geschöpfen mit eben dieser Barmherzigkeit nähern. Ein jeder hat Platz in diesem Herzen. Denn er, der mit Würde ausgestattete Mensch, liebt die Geschöpfe, um des Schöpfers willen. Selbstlos, nicht etwa in Erwartung einer Gegenleistung.
Der Mensch mit Würde wird auch sein Gegenüber als solches sehen und entsprechend mit ihm umgehen. Er wird alle ebenso respekt- und würdevoll behandeln, ganz gleich ob reich oder arm, ob mächtig oder schwach, groß oder klein, gelehrt oder unwissend. Er wird es auch verstehen, gebrochene Herzen und bekümmerte Menschen wieder zu gewinnen. Sich ihrer annehmen und ihnen die Hand reichen bzw. sein Herz öffnen, um ihre verletzte Würde wieder herzustellen. Stolz und Würde zu haben bedeutet für ihn auch, dass er um gute Charaktereigenschaften und Tugendhaftigkeit beflissen ist. Dass er tolerant ist in seinem Sein in Gesellschaft und nicht schlecht dünkt über seine Mitmenschen.
Werte Geschwister,
seine Würde verlangt dem Menschen auch ab, dass er sich mit allen Menschen gleichermaßen gut verträgt, gleich welcher Herkunft, Sprache, Religion oder welchen Geschlechts. Dass er sich geschwisterlich mit allen verträgt und durch Kränkung oder Enttäuschung entstandene Brüche oder Feindschaften beendet. Seine Würde zwingt ihm gegebenenfalls auf, die Fehler seiner Mitmenschen oder auch ihre negative Haltung zu übersehen. Sich in solchen Fällen in Geduld zu üben.
Ein Mensch mit Würde ist der, dem die Würde seines Gegenübers gleich seiner ist. Der seine Würde bestätigt sieht, wenn er auch die Würde der anderen respektiert. Und der umgekehrt in seiner Würde verletzt wird, wenn die der Anderen verletzt wird.
Ein Verständnis, das uns die Würde des Menschen schützen lässt, wird die Menschen sicher einander näher bringen. Diese hehre Haltung, die dem Wort dann auch einen Sinn gibt, ist uns ein Wert, der uns alles Seiende mit Barmherzigkeit betrachten lässt. Um diesen Wert nicht aus den Augen zu verlieren, sind wir alle gehalten, uns an Koran und Sunna zu halten und damit die Lehre des Islam zu befolgen, wie sie uns der Prophet (saw) gebracht hat.
Verehrte Geschwister,
ohne Zweifel ist es Allah und Sein Gesandter, die unsere Herzen erleuchten. Der Weg und die Worte Seines Gesandten, die wieder mit den Worten Allahs uns „Erleuchtung“ sind, haben uns allen Würde und Ehre gebracht.
Beehrt mit dieser Erleuchtung haben unsere Vorfahren eine großartige Zivilisation hervorgebracht, um so manche, in ihrer Würde gekränkte Menschen wieder zu Leben zu erwecken. Armenküchen hat diese Zivilisation errichtet, Krankenhäuser und Waisenheime. Sie hat bedürftigen jungen Mädchen in Vorbereitung auf ihre Hochzeit eine Aussteuer gegeben und Bedürftigen finanzielle Hilfe. Almosenbehälter hat sie aufgestellt in den Vierteln. Wer Spenden wollte, hat hier seine Zuwendungen hineingelegt. Bedürftige konnten sich hier selbst holen, was sie brauchten, ohne die Hand ausstrecken zu müssen bei ihren Gönnern. Alte Menschen waren in dieser Zivilisation nicht solche, derer man überdrüssig wurde, sondern geehrte, denen man die Hand geküsst hat und um ihren Segen bat.
Geehrte Geschwister,
doch wie schmerzlich ist es, dass wir in unseren Tagen fast täglich mit Nachrichten konfrontiert werden, die mit der Würde des Menschen so ganz und gar nicht in Einklang stehen und die uns hier von Mord, Folter, Gewalt, Diskriminierung, Beleidigung, Unrecht und ähnlichen Phänomenen berichten. Dabei ist der innere Frieden des Menschen und der gesellschaftliche Friede abhängig vom Schutz unserer Würde und der der Anderen. Die Türkisch Islamische Union stellt daher anlässlich der diejährigen „Gedenkwoche zur Gesegneten Geburt des Propheten“ die Würde des Menschen in den Mittelpunkt, um auf diese menschenverachtenden Missstände hinzuweisen, demgegenüber die Würde des Menschen zu betonen und vor allen Dingen ein öffentliches Bewusstsein hierfür zu schaffen. Unter dem Leitsatz „Der Prophet (saw) und die Würde des Menschen“ finden in der Gedenkwoche vom 14.-20. April 2013 Veranstaltungen statt, die die Würde des Menschen in all ihren Facetten behandeln.
In der Hoffnung, dass auch die diesjährige Gedenkwoche die Liebe der Muslime zum Propheten (saw) sowie ihre Verbundenheit zu ihm aufs Neue nährt und festigt. Möge diese Gedenkwoche mit dazu beitragen, dass die Würde des Menschen in unseren Herzen und in unserem Leben den Platz erreicht, den sie verdient.
[1] Isrā, 17/70.
[2] Abū Dāwud, Adab, 5.
Prof. Dr. H. Kâmil YILMAZ
2013-04-12
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