Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen] “Wahrlich, mit jeder Erschwernis gibt es auch eine Leichtigkeit. So wende dich (direkt) einer anderen Tätigkeit zu, wenn du wieder Zeit hast. Und nur deinen Herrn bete an.”
[Sure Inschirāh, Vers 6-8]
Verehrte Muslime,
die Zeit ist ein wichtiges Moment im Leben des Menschen. Denn all das, was der Mensch tut und handelt, tut er in ihr - der Zeit. Und mit jedem Moment, der verstreicht, vergeht damit auch ein Teil seines Lebens. Und rückt der Tod näher. Nur, dass der Mensch sich dessen nicht immer bewusst ist. Ja dass er das Verstreichen der Zeit manchmal sogar für einen Vorzug hält. Wir sehen die Menschen sogar einfach nur „die Zeit vertreiben“ mit einer sinnlosen Handlung.
Dabei sollten wir dieses Gut zu schätzen wissen. Und sie gut ausschöpfen. Ein Morgen z.B., der aus Unbedachtheit mit einer Verspätung anfängt, wirkt sich auf unseren ganzen Tag aus. Genauso sieht es aus mit dem Tag: leben wir planlos in ihn hinein, wird sich dies niederschlagen im Ablauf der ganzen Woche, des ganzen Monats oder gar des ganzen Jahrs.
So gehört die Zeit zu den größten Geschenken Allahs an uns. Denn alles gewinnt mit der Zeit an Wert und verliert diesen wieder mit der Zeit. Es liegt also in der Hand des Menschen, des erhabensten der Geschöpfe, was er aus seiner Zeit und damit aus sich selbst macht: Er kann sich in dieser Zeit so verhalten, wie es der Sinn und Zweck seiner Schöpfung auch verlangt und damit den höchsten der Ränge erklimmen. Oder aber in entgegengesetzter Richtung, im Widerspruch zu seinem Schöpfungszweck handeln und damit absteigen zu den Niedersten der Niederen.
Verehrte Brüder und Schwestern,
auf Erden ist uns alles nur auf Zeit, nämlich für unsere Lebenszeit, anvertraut. Hierzu gehört unser Hab und Gut genauso, wie unsere Kinder aber auch unser eigener Körper. In diesem Bewusstsein sollten wir auch danach trachten, unsere Zeit gut zu nutzen. Statt in den Tag hineinzuleben, unser Leben derart zu gestalten, dass „nicht zwei Tage aufeinander gleich sind“. Denn die Zeit, die wir vergeuden, wird nicht mehr zurückkehren. Sie wird vielmehr am Tage, da wir Rechenschaft ablegen, uns als dunkler Fleck begegnen.
Verehrte Gläubige,
in diesem Rahmen gehört auch die Gesundheit zu den Gütern, die wiederzuerlangen sehr schwierig ist, wenn sie uns einmal abhanden geht. Abgesehen davon zählt die Gesundheit zu den sogenannten „fünf Gütern“, deren Schutz und Bewahrung all die Bestimmungen des Islam gelten. So gesehen zählen also eine gesunde Lebensführung und die gesundheitliche Vorsorge zu unseren religiösen Pflichten.
Dass dem so ist, und wir uns gegen Krankheiten schützen müssen, wissen wir auch anhand folgender Überlieferung unseres Propheten (saw): „O ihr Diener Allahs! Lasst euch behandeln! Denn, abgesehen vom Altern hat Allah keine Krankheit gegeben, die nicht auch geheilt werden kann.“ [1] Ebenso ließ er uns wissen: „Zwei Güter gibt es, in denen sich der Mensch irrt und um ihren Wert nicht weiß. Die Gesundheit und die Zeit.“ [2] Und mit folgendem Hadis stufte er die Gesundheit sogar als wichtigstes Gut nach dem Glauben (īmān) ein: „Niemandem ist nach dem Glauben ein so wohlbringendes Gut gegeben wie die Gesundheit.“ [3]
Verehrte Brüder und Schwestern,
der Mensch als Geschöpf mit Bewusstsein und Verantwortung weiß als solches auch, dass er eines Tages sich verantworten muss. Verantworten für all die Gaben, mit denen Allah ihn ausgestattet hat. Wir dürfen daher nicht vergessen, dass wir später bei dieser Rechenschaft in höchste Bedrängnis kommen können, wenn wir essen und trinken, was Allah negiert hat, und unserer Gesundheit damit schaden. Oder wenn wir unsere Zeit vergeuden mit nutzlosen Dingen.
In diesem Sinne möchte ich meine heutige Ansprache beenden mit einem weiteren Hadis unseres Propheten (saw). Er ermahnte uns dereinst:
“Wisset fünf Dinge zu schätzen, bevor fünf Dinge kommen!
1. Die Jugend vor dem Alter
2. Eure Gesundheit, bevor euch die Krankheit heimsucht.
3. Die freie Zeit vor Zeiten der Beschäftigung
4. Euren Reichtum, bevor ihr verarmt.
5. Das Leben vor dem Tod.“ [4]
Ismail Ünal
Religionsbeauftragter der DITIB Moschee in Erlangen
2012-11-30
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