2016-07-23 | Pressemeldung
Nach den Morden in München am Abend des 22.07.2016 sind wir, alle Menschen in Deutschland, schockiert und in tiefer Trauer um die Opfer und im Gedenken an die Angehörigen und die Verletzten. Ihnen gelten unsere Gebete und unsere Gedanken in diesen schweren Tagen. Möge Allah sich ihrer annehmen, ihnen Frieden, Trost und Hilfe spenden.
Die mitleidlose Gewalt, die in dieser Tat und in ähnlichen Taten immer wieder in aller Welt zum Ausbruch kommt, lässt uns fassungslos zurück. Kein Gewissen und kein Herz, die sich der Menschlichkeit verschrieben haben, können verstehen, was die Beweggründe der Täter für diese Menschenverachtung sind. Egal wer der Täter ist, egal welche Motive er hatte, er steht in einer Reihe mit Tätern unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlichster Motivation. In einer Reihe von Tätern, die sich von Mitgefühl, von Nachbarschaft, von Anteilnahme, von Rechtschaffenheit, von Hoffnung und damit von Mitmenschlichkeit abgewandt haben.
Deshalb ist uns nicht geholfen, wenn wir solche Taten – wieder einmal auf Schärfste – verurteilen oder uns von solchen Taten distanzieren. Wenn es eine Lehre aus den Spekulationen während der gestrigen Berichterstattung über die Ereignisse von München gibt, dann diese, dass wir uns dabei ertappen, wie wir den Täter voreilig in diesem oder jenem Lager verorten, ihm diese oder jene Motivation zuschreiben. Eine solche Berichterstattung entzweit uns.
Es scheint so, dass wir dabei sind, im Angesicht solcher Taten uns für Seiten zu entscheiden, auf denen wir stehen, um aus dieser Position heraus alle anderen als Gegner wahrzunehmen. Dabei muss uns klar sein, dass wir alle, alle friedliebenden und rechtschaffenden Menschen, in unserer ganzen Vielfalt, mit unseren vielen Konflikten, Streitigkeiten und Diskussionen, dass wir trotz dieser Unterschiede alle auf der gleichen Seite stehen und die Mörder unsere gemeinsamen Gegner sind, egal woher sie kommen oder was sie antreibt.
Aus diesen Gründen haben die DITIB Moscheen und mit ihnen die meisten muslimischen Gebetshäuser in München in der gestrigen Nacht ihre Türen geöffnet für die vielen Menschen, die in schweren Stunden Schutz und Geborgenheit suchen. Denn wir sind Nachbarn, wir müssen zusammenhalten. Gerade in solchen Momenten, in denen Mörder mit ihren Taten wieder versuchen, uns zu entzweien.
Statt immer wieder nur zu verurteilen, müssen wir diesen Mordtaten eigene gute Taten entgegensetzen. Wir müssen nicht nur mit Worten, sondern mit tätiger Hilfe einander beistehen und mit unseren Taten deutlich machen, dass die Mörder alleine stehen. Diesen Zusammenhalt und diese Einigkeit im Guten schulden wir den Menschen, die in München sterben mussten. Möge Allah uns die Kraft geben, das uns Trennende zu überwinden und eine Gemeinschaft des Guten zu bilden.
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)