Nachrichten und Pressemeldungen

2024-03-27 | Pressemeldung

Brandanschlag in Solingen weckt schlimmste Erinnerungen

Köln, 27.03.2024: Die Nachricht der Staatsanwaltschaft, dass der tödliche Hausbrand in Solingen vom 25.03.2024, bei dem vier Menschen ums Leben gekommen sind, schockiert uns zutiefst und weckt traumatische Erinnerungen. Die Niedertracht und Menschenfeindlichkeit dieser Brandstiftung macht fassungslos. Alle Opfer wurden im Schlaf vom Feuer überwältigt. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und bei den vielen Verletzten.

Die Staatsanwaltschaft geht nach einem vorläufigen Gutachten von vorsätzlicher Brandstiftung aus, die einer gesamten, muslimischen Familie mit bulgarischer Staatsbürgerschaft, also den Eltern (27 & 28 Jahre), einem Kleinkind (3 Jahre) und einem Säugling (5 Monate), das Leben raubte, und weitere 16 Menschen verletzte, 3 davon schwer.

Wieder Solingen, wieder ein tödlicher Hausbrand, wieder spät nachts, wieder Brandbeschleuniger. Das erinnert sofort an den rassistischen Terrorakt vom 29. Mai 1993, bei dem 5 türkischstämmige Frauen und Mädchen einer Familie ermordet wurden. Die vielen Verletzten leiden heute noch unter diesem Trauma. Da irritiert es besonders, dass die Wuppertaler Staatsanwaltschaft schon zwei Tage nach der Tat erklärt, dass es keine Anhaltspunkte für ein "fremdenfeindliches Motiv" gebe. 

Insbesondere in Solingen, besonders nach den unsäglichen Skandalen nach der NSU, sind solche Aussagen, die suggerieren, dass bestimmte Tatmotive nicht konsequent verfolgt werden, gefährlich und lösen bei Menschen mit Migrationshintergrund Entsetzen und Misstrauen aus. Dass dieses Feuer in einem mehrheitlich von Menschen mit Migrationshintergrund bewohntem Haus gelegt wurde, lässt aufhorchen. Denn bis auf eine Person handelt es sich bei allen Bewohnern um türkischstämmige Muslime aus Bulgarien oder der Türkei.

Auch die relativierende Berichterstattung über den versuchten Brandanschlag bei unserer Wuppertaler Zentralmoschee vom 21.03.2024 weckt Erinnerungen an die Tage vor Hanau. 

Es bleibt zu hoffen, dass die Staatsanwaltschaft ergebnisoffen in alle Richtungen ermittelt, wie sie selber betont, und dabei nicht mit voreiligen Aussage Verunsicherung und Misstrauen auslöst.

Unsere Gemeinde hat bereits erste Gespräche mit den Hinterbliebenen aufgenommen. Sie planen gemeinsam das Totengebet und die Überführung der Toten nach Bulgarien in Zusammenarbeit mit dem Bestattungsunternehmen des Zentrums für Soziale Unterstützung (ZSU).

Wir sprechen der Stadt Solingen und der Bürgerschaft, die nach 30 Jahren erneut eine solche Katastrophe erleben muss, unser Beileid aus.  Möge Allah die bei diesem Brand Getöteten in Seine Gnade aufnehmen und den Hinterbliebenen viel Geduld und Kraft geben. Den Verletzten wünschen wir alsbaldige Besserung.

All ihnen gilt unsere Solidarität und unsere tiefste Anteilnahme.


DITIB-Bundesverband