Freitagspredigt

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Freitagspredigt in Deutscher Gebärdensprache (DGS)
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Hindernisse in den Herzen überwinden
(06.12.2019)

 

Eines Tages kam unser geliebter Prophet (s) mit den führenden Polytheisten von Mekka zusammen. Während des leidenschaftlich geführten Gesprächs kam Abdullah b. Umm al- Maktum. Er war eine schwache und gleichzeitig blinde Person. Er bat den Propheten, ihm den Islam zu erklären. Der Prophet ärgerte sich über diese unzeitige und unpassende Zwischenfrage. Er wandte sich ab und drehte sein Gesicht zu den führenden Mekkanern, mit denen er sprach. Genau in diesem Moment empfing er die Offenbarung folgender Verse des erhabenen Allahs, die ihn kritisierten1: Er runzelte die Stirn und wandte sich ab, weil der Blinde zu ihm kam. Was aber ließ dich wissen, dass er sich nicht reinigen wollte oder Ermahnung suchte und die Ermahnung ihm genützt hätte? Was aber den Reichen betrifft, den empfingst du, und du bist nicht dafür verantwortlich, dass er sich nicht reinigen will. Was aber den anlangt, der in Eifer zu dir kommt und voll Ehrfurcht vor Gott ist, um den kümmerst du dich nicht. Nicht so. Diese Verse sind eine Ermahnung – und wer will, wird sich ermahnen lassen.”2

“Ja, daraufhin entsprach unser geliebter Prophet den Erfordernissen dieser göttlichen Botschaft. Unser Prophet hat während seines ganzen Lebens Abdullah b. Umm al-Maktum hohe Posten vergeben. Wenn der Prophet ihn in Gesprächskreisen sah, rief er Umm al-Maktum wie folgt zu sich: “Komm, o derjenige, um dessen mich Allah, mein Schöpfer, gerügt hat.” Der Prophet hinterließ Umm al-Maktum als Stellvertreter für sich wenn er die Stadt Medina verließ.3

Verehrte Gläubige!

Der Islam ist eine Zivilisation der Herzen, worin anstatt dem menschlichen Körper vielmehr seinem Herz Wert beigemessen wird. Schließlich heißt es in einem Hadis: “Allah schaut weder auf eure äußere Form noch auf euer Vermögen, aber er schaut auf eure Herzen.”4

Der edle Koran bezeichnet nicht diejenigen als blind, deren Augen nicht sehen können sondern diejenigen, die die Wahrheit nicht sehen. Der edle Koran bezeichnet nicht diejenigen als taub, deren Ohren nicht hören können sondern diejenigen, die taub gegenüber der Wahrheit sind.5 Auch bezeichnete unser Prophet keinen einzigen Menschen mit einer Behinderung mit den Eigenschaften “blind, taub oder stumm.” Auch hat es der Prophet nicht geduldet, dass Menschen zu ihren körperlich-physikalischen Eigenschaften verspottet wurden. Aischa hänselte Safiyya aufgrund ihrer kleinen Körpergröße. Diesbezüglich ermahnte der Prophet Aischa mit den folgenden Worten: “O Aischa, du hast ein solches Wort gesagt, dass es sogar das Meer verderben würde wenn es ins Meer gelänge.”6

Unsere Religion erlaubt keinesfalls, dass unsere Geschwister mit Behinderung von der Gesellschaft isoliert werden. Der Islam fordert, dass Menschen mit Behinderung ihre Dienste für die Gesellschaft zur Verfügung stellen. Entsprechend ihrer Kompetenzen und Fähigkeiten sollten sie in geeigneten Bereichen eingesetzt werden. Schließlich hat unser geliebter Prophet einen Gefährten mit orthopädischer Behinderung, Muadh b. Dschabal, als Gouverneur von Jemen ernannt. Sehr viele Gefährten mit Behinderung wurden mit wichtigen Aufgaben betraut. Daher waren sie nützlich für die Gesellschaft. Sie dienten der Gesellschaft als Lehrer oder Berater. Der Gesandte Allahs betonte, dass jegliche Hilfe für Menschen mit Behinderung ein Gottesdienst ist: “Es ist eine Spende wenn du einem Blinden oder einem Wegsuchenden den Weg zeigst. Es ist eine Spende wenn du einem Bedürftigen hilfst. Es ist eine Spende wenn du einem Menschen, der sich schwer artikuliert, dabei hilfst, sein Anliegen zum Ausdruck zu bringen.”7

Geehrte Gläubige!

Die Behinderung unserer Geschwister als Makel zu werten, bedeutet, nach Makeln in der Schöpfung Allahs zu suchen. Was ist wertvoller bei Allah? Sind es die Augen, die nach Makeln suchen? Oder sind es die Augen, die die Weisheit in der Schöpfung suchen, die wir für Makel halten? Wenn wir Menschen mit geistiger Behinderung sehen, sollten wir uns an unsere Ohnmacht erinnern. Schließlich wurde ihnen aufgrund ihrer geistigen Behinderung der direkte Eintritt in das Paradies - ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden - verheißen. Schließlich sind wir, Menschen ohne Behinderung, Gefangene unserer Werke und Taten. Menschen mit Behinderung sind jedoch freie Kinder des Paradieses.

Der wichtigste Schritt, den wir in Bezug auf Behinderung und in Bezug auf Menschen mit Behinderung zu ergreifen haben, ist es, unsere Sensibilität zum Thema zu erhöhen. Lassen sie uns nicht vergessen, dass wir alle jeweils Anwärter von Behinderung sind. Unsere Aufgabe zu diesem Thema ist es, uns an ihre Stelle zu versetzen. Zu unserer Verantwortung gehört es, den Menschen mit Behinderung bei ihren schweren Prüfungen behilflich zu sein. Die Ethik und das Recht der Geschwisterlichkeit erfordert es, dass wir auf unsere Worte, ja sogar auf unsere Blicke aufpassen. Wir dürfen unser lächelndes Gesicht gegenüber ihnen nicht meiden. Zur Erleichterung des Lebens von unseren Geschwistern mit Behinderung sollten wir alles Erforderliche machen. Diesbezüglich sollten wir architektonisch und erzieherisch sowie auch im sozialen Bereich alles Erforderliche veranlassen. Wir sollten es als Gottesdienst auffassen, diese Erleichterungen für die Menschen mit Behinderung durchzuführen.

Lassen sie uns unsere Freitagspredigt mit einem Bittgebet beenden: O Allah! Wir sind makelhaft. Du bist der Makellose. Wir sind machtlos. Du bist der absolut Allmächtige. Mache uns und unsere Nachfahren zu solchen rechtschaffenen Menschen, die nützlich für die Menschheit sind. Mache uns zu solchen Personen, die Schwache beschützen, Bedürftige sättigen und sich zur Mildtätigkeit herbeieilen.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 at-Tirmidhi, Tafsiru’l-Koran, 80.     
2 Koran, Abasa, 80/1-12.                                                                                                               
3 Ibnu’l-Athir, Usdu’l-Gabe, IV, 264.                                                      
4 al-Muslim, Birr, 45.            
5 Koran, al-Hadsch, 22/46.                                         
6 at-Tirmidhi, Qiyama, 51.                     
7 Ibn Hanbal, V, 152, 169.

 

2019-12-06    


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