Freitagspredigt

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Verwandtenbesuch
(12.07.2019)

 

Verehrte Muslime!‎

Eines der Gebote des Islams für uns ist auch der ‎Verwandtenbesuch. Verwandtenbesuch (Silatu’r-‎Rahim) verdeutlicht unsere Verantwortung ‎gegenüber unseren Familienangehörigen, ‎Nahestehenden und Verwandten. Das ist eine ‎menschliche, ethische und soziale Aufgabe für uns. ‎Es erinnert uns, unsere Verbindungen zu unseren ‎Verwandten aufrecht zu erhalten. Es erinnert uns, ‎diese Beziehung ein Leben lang weiterzupflegen. ‎Dazu gehört auch, Verwandte immer zu ‎beschützen.‎

Der erhabene Allah sagte in einem Hadis Qudsi: “Ich ‎bin der Barmherzige - ar-Rahman -, (die ‎Verbindung zur Verwandtschaft heißt) auch der ‎Gnädige - ar-Rahim. Ich habe ihr einen Namen, die ‎von meinem Namen hergeleitet ist, vergeben. Ich ‎pflege die Beziehung zu demjenigen, der die ‎Beziehung mit Verwandten weiterpflegt. Ich kappe ‎aber auch die Beziehung mit demjenigen, der die ‎Beziehung mit ihnen kappt.”1 Dadurch wird ‎folgendes sehr deutlich: Verwandtenbesuch ist so ‎wichtig, dass es unsere Beziehung zu Allah ‎beeinflusst. Es ist eine erhabene Beziehung. Der ‎folgende Vers2 und andere Verse3 gebieten uns, ‎uns davor zu bewahren, die Rechte von ‎Verwandten zu verletzen: “Und fürchtet Allah […] ‎und die Verwandtschaftsbande.“ Unsere Mutter ‎Hadidscha beruhigte unseren Propheten als ihm ‎die erste Offenbarung zuteilwurde. Sie sagte ihm ‎damals: „Mach dir keine Sorgen. Allah wird dich ‎nicht loslassen, denn du pflegst die Beziehungen ‎mit deinen Verwandten.“ Damit verwies sie darauf, ‎wie besonders sensibel der Prophet zu Verwandten ‎war.‎

 

Verehrte Gläubige!‎

Eine der Institutionen, die heutzutage am meisten ‎Schaden erleidet, ist die Familie. Auch bringt dies ‎den Bruch von Beziehungen in der Verwandschaft ‎mit sich. Besonders oft gibt es Gedanken und ‎Aussagen wie: “Ich rufe zwar an aber er/sie ruft ‎mich nicht an. Soll ich immer anrufen? Soll ich ‎immer besuchen?” So etwas ähnliches ereignete ‎sich auch zur Zeit des Propheten (s). Ein Gefährte ‎des Propheten kam zu ihm und sagte: “O ‎Gesandter Allahs! Ich versuche eine herzliche ‎Beziehung zu meinen Verwandten zu knüpfen. ‎Aber sie kümmern sich nicht um mich. Ich tue ‎ihnen Gutes. Sie aber tun mir Böses an. Ich verhalte ‎mich höflich zu ihnen. Aber sie behandeln mich ‎unfreundlich.” Der Gesandte Allahs sagte, das ‎Verhalten seiner Verwandten sei falsch. Er sagte: ‎‎“Solange du dich so verhältst, ist die Hilfe Allahs bei ‎dir.” Daraus schlussfolgern wir: Das Wohlwollen ‎Allahs liegt darin, denjenigen, der dich nicht ‎aufsucht, aufzusuchen; denjenigen, der nicht zu ‎Besuch kommt, zu besuchen; und sich um ‎denjenigen, der sich nicht um dich kümmert, zu ‎kümmern. ‎

 

Meine werten Geschwister!‎

Ständig gibt es technische Entwicklungen, die unser ‎Leben vereinfachen. Leider entfernen uns diese ‎voneinander anstatt einander anzunähern. Mit der ‎Ausrede, keine Zeit zu haben, kümmern wir uns ‎nicht um unsere Familie und Verwandten. Wir ‎nehmen uns ihrer Sorgen nicht an. Dabei sehen wir ‎darin kein Problem, das Leben vieler unbekannten ‎Personen zu verfolgen.‎

“Jetzt habe ich keine Zeit dafür. Ich bin im Urlaub. ‎Ich muss mich ausruhen. Meine Kinder fühlen sich ‎bei ihnen nicht wohl; da gibt es kein Internet.” ‎Solche Aussagen sind ein Zeichen für unsere ‎Oberflächlichkeit. Dabei weiten sich unsere ‎Möglichkeiten ständig. Diese Aussagen zeigen uns, ‎dass unsere Herzen einengen. Das ist sehr ‎bedenkenswert. Dabei gibt es sehr viele Mütter ‎und Väter, die vergeblich auf ihre Kinder warten. ‎Oder viele Eltern, die zur Einsamkeit verdammt ‎wurden. Es gibt sehr viele Verwandte, die darauf ‎warten, aufgesucht zu werden. Oder viele ‎Verwandte, die in Vergessenheit geraten sind. Es ‎gibt viele betrübte, vereinsamte und mutlose ‎Nahestehende, die darauf warten, ihre Sorgen zu ‎teilen. Oder viele Nahestehende, die eine ‎Freundlichkeit erwarten.‎

 

Meine werten Geschwister!‎

Besonders die demnächst beginnende Urlaubszeit ‎sollte hierfür genutzt werden. Daher sollten wir ‎unsere Beziehung mit unseren Müttern und ‎Vätern, unserem Ehepartner und unseren Kindern, ‎unseren nahen und entfernten Verwandten ‎aufrecht erhalten. Wir dürfen den ‎Verwandtschaftsbesuch nicht vernachlässigen. ‎Schließlich ist es ein Anlass zum Eintritt ins ‎Paradies.‎

Ich beende meine Predigt mit einigen Empfehlungen ‎unseres Propheten. Darin empfiehlt er, uns davor ‎zu bewahren, die Rechte der Verwandtschaft zu ‎verletzen: “Wer möchte, dass seine Gaben (Rizq) ‎vermehrt werden und sich sein Leben verlängert, ‎der soll sich um seine Verwandten kümmern.”4 ‎‎“Wer an Allah und an den jüngsten Tag glaubt, ‎möge sich um seine Verwandten kümmern.”5 “Gebt Acht! Wer die Verwandtschaftsbeziehung kappt, kann nicht ins Paradies eintreten.”6 “Die ‎am schnellsten belohnte Güte und ‎Rechtschaffenheit ist der Verwandtenbesuch ‎‎(Silatu’r-Rahim). Das am schnellsten bestrafte ‎Böse, ist Unterdrückung sowie Vernachlässigung ‎von Verwandtenbesuch.”7‎

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Koran, an-Nisa, 4/36                                                                             
2 Ibn Abi Schayba, Kitabu’l-Iman, (Damaskus, o. Datum), 33           
3 al-Bukhari, Adab 31                                                                                           
4 al-Muslim, Iman, 73
5 al-Bukhari, Adab, 29
6 al-Bukhari, Adab, 28
7 ad-Darimi, Siyar, 3; at-Tirmidhi, Birr, 28  

2019-07-12    


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