Freitagspredigt

Das gegenseitige Besuchen

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
هَلْ اَتَيكَ حَديثُ ضَيْفِ اِبْرهيمَ الْمُكْرَمينَ ، اِذْ دَخَلُوا عَلَيْهِ فَقَالُوا سَلاَمًا قَالَ سَلاَمٌ قَوْمٌ مُنْكَرُونَ ، فَرَاغَ اِلى اَهْلِه فَجَاءَ بِعِجْلٍ سَمِينٍ ، فَقَرَّبَهُ اِلَيْهِمْ قَالَ أَلاَ تَاْكُلُونَ


Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Hast du nicht die Nachricht vernommen über die ehrenwerten Gäste von Abraham. Die da eintraten zu ihm mit einem “Selam, Friede sei auf dir”? Und Abraham erwiderte “Selam, Friede sei auf euch” und dachte sich: “Diese Leute sind Fremde!” Unmerklich wandte er sich zu den seinigen und brachte ein fettes (gebratenes) Kalb, das er ihnen auftrug mit den Worten: “Wollt ihr nicht essen davon?”
[Sure “Zariyat”, Vers 24-27]

Verehrte Muslime,

die Erschaffung des Menschen bringt es mit sich, dass er den Bedarf verspürt, in Gesellschaft zu leben und mit seinen Mitmenschen die schönen und die weniger schönen Seiten des Lebens zu teilen. In diesem Rahmen stellt der gegenseitige Besuch sowie das gebührende Empfangen der Gäste einen der schönsten Werte islamischer Ethik dar.

Verehrte Muslime,

gegenseitige Besuche sind der beste Weg, um sich näher kennen zu lernen und Freundschaften zu vertiefen. Trotz der vielen Menschen um ihn herum treibt der Mensch der modernen Welt in die Einsamkeit und droht sein soziales Empfinden zu verlieren. Ratsam ist für ihn daher, dass er einen der schönen Werte des Islam, nämlich das gegenseitige Besuchen wieder aufleben lässt. Unser Prophet (s.a.v.) zeigte uns dereinst mit folgender Erzählung, wie es um jemanden bestellt ist, der seinen Freund besucht nur um Allahs willen: “Ein Mann machte sich auf, seinen Bruder (im Glauben) zu besuchen, der in einem anderen Dorf wohnte. Allah schickte ihm einen Engel auf den Weg, auf dass dieser ihn beobachte. Als sich der Mann dem Engel näherte, fragte ihn dieser wohin er ginge. “In dem Dorf da drüben habe ich einen Bruder. Ich gehe ihn gerade besuchen” sagte der Mann. Der Engel fragte ihn: “Ist dieser Besuch mit einem Interesse verbunden, willst du etwas von diesem Mann?” Der Mann antwortete: “Nein, ich liebe ihn um Allahs willen, und besuche ihn nur deswegen.” Da sagte der Engel: “Allah liebt dich so, wie du ihn liebst. Ich bin ein Gesandter Allahs, beauftragt damit, dir diese freudige Botschaft zu bringen!” [1]

Derart hat unser Prophet also das gegenseitige Besuchen gefördert. Und auch Allah, der Erhabene, lässt uns im Koran am Beispiel des Propheten Abraham (a.s.) wissen, wie wir unsere Gäste zu empfangen haben, wenn es hier heißt: “Hast du nicht die Nachricht vernommen über die ehrenwerten Gäste von Abraham. Die da eintraten zu ihm mit einem “Selam, Friede sei auf dir”? Und Abraham erwiderte “Selam, Friede sei auf euch” und dachte sich: “Diese Leute sind Fremde!” Unmerklich wandte er sich zu den seinigen und brachte ein fettes (gebratenes) Kalb, das er ihnen auftrug mit den Worten: “Wollt ihr nicht essen davon?” [2]

Verehrte Muslime,

Unsere Freunde zu besuchen, unseren Gästen einen herzlichen Empfang zu bereiten und ihnen dabei etwas zu Essen oder zu Trinken darzubieten ist uns eins der schönsten Vermächtnisse unserer Religion sowie unserer Kultur. Dieses Vermächtnis aufrecht zu halten, dies sollte uns eins unserer wichtigsten Aufgaben sein.

Ich beende meine Predigt an dieser Stelle mit folgenden Worten unseres geliebten Propheten (s.a.v.): “Wer an Allah glaubt und an das Jüngste Gericht, der sollte seine Gäste wohl empfangen.” [3] “Das Bittgebet folgender Menschen bleibt nicht unerhört: das Bittgebet der Unterdrückten, das der Gäste, und das der Eltern für ihre Kinder.” [4]

[1] Muslim, Bir, 38.
[2] Zariyat, 51/24-27.
[3] Buhari, Edeb, 85.
[4] Ebu Davud, Witir, 29.

Muharrem KUZEY
Religionsbeauftragter der Zentralmoschee von Köln

2011-01-28    


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