Freitagspredigt

Die Waisen sind der Gesellschaft anvertraut


بِسْمِ اللهِ الْرَحْمَنِ الْرَحِيمِ

 اِنَّ الَّذِينَ يَاْكُلُونَ اَمْوَالَ الْيَتَامٰٰٰى ظُلْمًا اِنَّمَا يَاْكُلُونَ فِي بُطُونِهِمْ نَارًا وَسَيَصْلَوْنَ سَعِيراً

Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]

“Diejenigen, die den Besitz der Waisen vertilgen, füllen damit wahrlich nur Feuer in ihren Bauch. Sie kommen geradewegs in das lodernde Feuer.”
 [Sure Nisa, Vers 10]
 
Verehrte Muslime,

der Mensch, dem unser erhabener Herr die vorzüglichsten Eigenschaften gab, als Er ihn schuf, wurde auf die Erde gesandt, auf dass er geprüft werde. Alle Ereignisse und Abläufe um uns herum sind in diesem Rahmen nur ein Mittel zur Prüfung; und zu einem dieser Prüfungen gehören die Waisen unter uns.
Verehrte Muslime,

der Gottesgesandte (s.a.w.) gab uns dereinst zu wissen, dass es Teil unserer sozialen und ethischen Verantwortung ist, sich um die Waisen zu kümmern. Dass großer Lohn auf diejenigen wartet, die sie in ihre Obhut nehmen, sie aufziehen und sich für ihre Ausbildung einsetzen und auch sonst ihre Bedürfnisse decken: “Wer um Allahs willen über den Kopf eines Waisen streichelt, dem wird für jedes Haar, das er dabei berührt, Lohn gut geschrieben. Wer einen Waisen oder eine Waise gut behandelt, wird mir im Paradies so nah sein wie diese beiden hier (führt Mittel- und Zeigefinger zusammen).” [1]
In einem anderen Hadis sagte unser Prophet: “Das beste Haus unter den Muslimen ist dasjenige, in dem ein Waisenkind lebt, das man gut behandelt. Und das schlechteste Haus unter ihnen ist dasjenige, in dem ein Waisenkind lebt, das man schlecht behandelt. [2]
Verehrte Muslime,

unsere Religion legt auch sehr viel Wert darauf, den Besitz der Waisen zu schützen, die uns von Allah anvertraut sind. Diejenigen, die dieses Gebot nicht einhalten, wird im Jenseits große Pein verheißen. So heißt es hierzu im Koran: “Diejenigen, die den Besitz der Waisen vertilgen, füllen damit wahrlich nur Feuer in ihren Bauch. Sie kommen geradewegs in das lodernde Feuer.” [3] Und unser Prophet (s.a.w.) zählte dieses “Vertilgen”, wie es im Koran heißt, das “Vergreifen am Besitz der Waisen” zu den großen Sünden. [4]
Verehrte Muslime,

das Verhalten und die Worte unseres Propheten (s.a.w.) - der selbst ein Waisenkind war - angesichts der Tränen eines Waisen, sind uns ein gutes und anschauliches Vorbild dafür, wie Waisen zu behandeln sind. So erzählte einst Baschir b. Akraba, einer der Prophetengefährten: „Als mein Vater in der Schlacht von Uhud zum Märtyrer wurde, ging ich weinend zum Gottesgesandten. Der Gottesgesandte sagte zu mir: „O mein Kind! Weine nicht! Wie fändest du es, wenn ich nun dein Vater wäre und Aischa deine Mutter?“ Daraufhin streichelte mir der Gottesgesandte über den Kopf. Obwohl meine Haare (heute) ergraut sind, ist die Stelle, über die der Gottesgesandte mit seiner Hand gestrichen hat, immer noch schwarz.“ [5]

Verhehrte Muslime,

als Muslime haben wir die Aufgabe, uns um die Waisen in unserer Obhut oder in unserem Umfeld zu kümmern. Dabei müssen wir sie nicht nur gut behandeln, sondern uns auch um ihre Bedürfnisse kümmern und stets ihre Rechte zu wahren suchen.

Die heutige Predigt beende ich heute mit einer Ermahnung unseres Propheten (s.a.w.) an einen Mann, der zu ihm kam und klagte, er habe ein hartes Herz: “Wenn du willst, dass dein Herz sich erweicht, dann sättige den Armen und streiche über den Kopf der Waisen.”  [6]                    

 
[1] Ahmet b. Hanbel, 5: 250.
[2] Ibn Madscha, Adab, 6.
[3] Nisa, 4/10.
[4] Buchari, Wasaya 23; Muslim, Iman, 145.
[5] Buchari, et-Tarih’ul-Kebir, 2: 78; Çakan 1992, 6: 4.
[6] Ibn Hanbal 2: 263, 383, 387.
 
Muharrem KUZEY
Religionsbeauftragter der DITIB Zentralmoschee in Köln



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2011-09-16    


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