Freitagspredigt

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Zusammenleben und Toleranz im Islam
(24.02.2017)


Verehrte Gläubige,
Toleranz ist der Kern der islamischen Ethik. Toleranz bedeutet, niemanden zu missbilligen, andere nicht zu kränken und zu demütigen. Ebenso bedeutet es, Anderen zu vergeben sowie Angehörige anderen Glaubens und anderer Weltanschauungen zu tolerieren.

Die schönsten Beispiele der Toleranz, die die Liebe zwischen den Menschen vermehren, und die den Hass und Groll zwischen den Menschen vernichten, finden wir im Leben unseres Propheten (s), von dem im Koran lobend gesprochen wird: “Und du bist wahrlich von großartiger Wesensart.”1

Als Aischa (r) über den Charakter unseres Propheten befragt wurde, berichtete sie wie folgt: “Er äußerte keine niederträchtigen Worte und zeigte keine niederträchtigen Handlungsweisen auf. Auf dem Basar setzte er sich nicht mit anderen Menschen aus. Böses erwiderte er nicht mit Bösem, sondern verhielt sich vergebend und tolerant.”2

Geehrte Gläubige!
Damit sich eine Atmosphäre der Toleranz entwickeln kann, sollten sich die Menschen einander lieben. Denn Toleranz wird durch Liebe genährt. Dort wo Liebe vorhanden ist, entsteht Toleranz und dort wo Lieblosigkeit vorhanden ist, entsteht Intoleranz.

Dieses Prinzip wurde seitens unseres Propheten wie folgt zusammengefasst: “Sei tolerant, damit du Toleranz erntest.”3 Andernfalls können wir von anderen Menschen keine Toleranz erwarten, wenn wir anderen Menschen gegenüber solche Handlungen aufzeigen, die wir uns selbst nicht wünschen. Denn die einseitige Erwartung von Toleranz bedeutet Missbrauch dieser Tugend und es wäre eine egoistische Handlung.

Werte Gläubige!
Das Toleranzverständnis des Islam ist so weit, dass es nicht nur die Muslime sondern die ganze Menschheit umfasst. Denn die Freiheit des Glaubens und die freie Religionsausübung gehören zu den unverzichtbaren Grundrechten der Menschen. Diese Rechte zu respektieren ist Aufgabe jedes Menschen.

Toleranz ist nicht Unterwerfung und Einwilligung gegenüber jeglicher Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung. Im Gegensatz ist es das Aufzeigen von Verständnis und Respekt gegenüber unterschiedlichen Gedanken, Identitäten und Glaubensüberzeugungen; sowie die Bemühung und Entschiedenheit für das gemeinsame Zusammenleben mit diesen Unterschieden in Frieden.

Denn die Erschaffung der Menschen mit verschiedenen Sprachen und unterschiedlichen Hautfarben ist das Zeichen von unendlicher Macht Allahs, das in unserem edlen Koran wie folgt beschrieben wird: “Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung der Himmel und der Erde und (auch) die Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Darin sind wahrlich Zeichen für die Wissenden.”4

Werte Geschwister!
Eines der unverzichtbaren Elemente des gesellschaftlichen Lebens in Frieden ist Toleranz. Es ist wichtig, dass Menschen, die in derselben Gesellschaft zusammen leben, sich stets nach dem Prinzip der gegenseitigen Liebe, des Respekts, der Toleranz und Nachsicht verhalten.

Aus diesem Grund ist man auf die Toleranz als eines der schönsten Tugenden des Islams in der Familie, im Stadtteil, in der Nachbarschaft, Schule, in den Sozialmedien und Arbeitsplatz, kurzum in jeder Lebenslage angewiesen. Dieser Bedarf lässt sich vor allem in den Sozialmedien spüren. Denn unwillkürliche Postings in den Sozialmedien schädigen die Atmosphäre der Toleranz. Hierauf sollte jeder achten.

Mit dem Wunsch, dass die Worte von Yunus Emre zum Grundprinzip unserer Handlungen werden: “Liebe den Geschaffenen des Erschaffers wegen”, gratuliere ich ihnen zum Freitag und hoffe, dass ihre rechtschaffenen Werke von Allah angenommen werden mögen.

 

Die DITIB-Predigtkomission

 

1 Koran, al-Qalam, 68/4
2 at-Tirmidhi, Birr, 69
3 A. Ibn Hanbal, I, 249
4 Koran, ar-Rum, 30/22

 

2017-02-24    


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