Freitagspredigt

Zu einem der fünf Säulen des Islam gehört das Fasten

 بِسْمِ اللهِ الْرَحْمَنِ الْرَحِيمِ

يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُواْ كُتِبَ عَلَيْكُمُ الصِّيَامُ كَمَا كُتِبَ عَلَى الَّذِينَ مِن قَبْلِكُمْ لَعَلَّكُمْ تَتَّقُونَ


Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“O ihr, die ihr glaubt! Euch ist – auf dass ihr ehrfürchtig werdet - das Fasten
vorgeschrieben, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war.”
[Sure Baqara, Vers 183]

Verehrte Gläubige,
das Fasten wurde im 2. Jahr der Hidschra, im Monat Scha’ban zur Pflicht und gehört zu den fünf Säulen des Islam. Der Monat, in dem gefastet wird, ist der Monat Ramadan. Diesen heiligen Monat bezeichnen wir daher auch als König unter den Monaten. Das Fasten, das einen besonderen Platz hat in unserem gottesdienstlichen Leben, ist Mann wie Frau, Jedem der die Bedingungen hierfür erfüllt, als Pflicht auferlegt. Ihre Bestimmung findet diese Pflicht durch Koran, Sunna und den Konsens der muslimischen Gelehrten. So heißt es hierz im Koran: “O ihr, die ihr glaubt! Euch ist – auf dass ihr ehrfürchtig werdet - das Fasten vorgeschrieben, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war.” [1] Und unser Prophet Muhammad (s.a.w.) sagte hierzu: “Wer an die Vorzüglichkeit des Ramadan glaubend in ihm fastet und den Lohn hierfür von Allah erhofft, dem werden seine vergangenen Sünden vergeben.” [2] Wie aus den beiden Quellen hervorgeht, ist Sinn und Zweck der Pflichtwerdung des Fastens also, dass die Gläubigen in ihrer ehrfürchtigen Frömmigkeit und in ihrem Verantwortungsbewusstsein gestärkt werden und sich, derart gestärkt im Glauben, um das Wohlwollen Gottes bemühen.

Verehrte Gläubige,
Fasten bedeutet, den Wünschen und Begierden der Triebseele Einhalt zu gebieten. Es ist uns eine Gelegenheit, um uns geistig-spirituell zu erneuern und unser Gewissen erneut seinem Bewusstsein zuzuführen. Fasten bedeutet nicht, zu hungern, sondern sich in die Hungrigen hineinversetzen zu können. Fasten bedeutet, sich der unzähligen Gaben, die uns Gott gibt, gewahr zu werden und um ihren Wert zu wissen. Wer in diesem Bewusstsein und mit dieser Absicht fastet, für den bringt das Fasten eine ganze Reihe von Vorzügen: es stärkt ihn in seinen moralisch-ethischen Werten; lehrt ihn Mitleid und Barmherzigkeit; lehrt ihn, um den Wert der Gaben zu wissen; lehrt ihn Geduld und dient seiner Gesundheit. Schließlich führt ihn dies dem unendlichen Lohn Gottes zu, den uns unser Prophet (s.a.w.) in einem außerkoranischen Gotteswort (hadith qudsi) wie folgt verheißen hat: “Für jede gute Tat gibt es Lohn. Angefangen vom zehn-fachen, bis hin zumsieben-hundert-fachen. Etwas anderes ist hier das Fasten. Denn dies ist für Mich, und seinen Lohn werde Ich bestimmen.” [3]

Verehrte Brüder und Schwestern,
den Ramadan, den Monat der unschätzbaren Gelegenheiten und des gewaltigen Lohns, sollten wir daher alle gut nutzen. Wir sollten jeden seiner Momente andächtig und in Gedanken über Gott zu verbringen suchen. Ebenso sollten wir diese Zeit in Gottesdiensten und in Gehorsam verbringen. Abgesehen davon sollten wir in diesem Monat, der auch der Monat des Teilens und der Solidarität ist,
wohltätig sein und den Bedürftigen, den Armen und den Waisen reichlich helfen. Die heutige Predigt möchte ich an dieser Stelle beenden mit folgenden Hadisen unseres Propheten (s.a.w.): “Das Schweigen des Fastenden zählt als Lobpreisung. Sein Schlaf ist ein Gottesdienst. Seine Bittgebete werden angenommen und seine Gottesdienste werden nun mehrfach belohnt.” [4] – “Allah setzt zwischen demjenigen, der einen Tag für Ihn fastet und dem Höllenfeuer einen Abstand von siebzig Jahren.” [5]

[1] Baqara, 2/183.
[2] Buchari, Sawm, 6.
[3] Buchari, Sawm, 9.
[4] Camiiu s–Saghir, 2/29.
[5] Muslim, Siyam, 168, 1.808.

Yusuf KARABİBER
Religionsbeauftragter der DITIB Kocatepe Moschee in Buchen
2011-08-12    


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