Freitagspredigt


Der hohe Rang bei Allah: das Märtyrertum

بِسْمِ اللهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ

وَلَا تَحْسَبَنَّ الَّذِينَ قُتِلُوا فِي سَبِيلِ اللّٰهِ اَمْوَاتًا بَلْ اَحْيَاءٌ عِنْدَ رَبِّهِمْ يُرْزَقُونَ


Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
„Denkt ja nicht, dass diejenigen, die für Allah sterben tot sind. Sie leben vielmehr bei ihrem Herrn und werden von Ihm umsorgt.“
[Sure Al Imran, Vers 169]


Verehrte Muslime,
jeder Mensch hat einen Wert und einen Rang bei Allah. Der höchste dieser Ränge ist der der Propheten. Ein weiterer hoher Rang ist der der Märtyter (şehit, schahīd). Der Begriff steht für diejenigen, die für ihren Glauben sterben, für ihr Land und die Werte, die ihnen heilig sind. Er wird ethymologisch abgeleitet vom Arabischen für “bezeugen, Zeuge werden”. Denn der Märtyerer sieht, dass er in das Paradies eintreten wird, dass er hier von Allah besonders umsorgt wird. Er wird Zeuge dessen, daher auch dieser Eigenname. -  Das Märtyrertum ist im Islam eine große Ehre. Selbst die Paradiesbewohner blicken mit wohlwollendem Neid auf den Rang derer, die ihr Leben für Allah ließen. Im Koran wird dieser Rang nämlich wie folgt beschrieben: „Denkt ja nicht, dass diejenigen, die für Allah sterben tot sind. Sie leben vielmehr bei ihrem Herrn und werden von Ihm umsorgt.“ [1]   Und in einem Hadis heißt es hierzu: “Keiner, der das Paradies betritt, möchte wieder zurück auf die Erde, selbst wenn alles auf Erden ihm dargeboten wird. Nur der Schahid, er möchte wieder auf die Erde zurück und wieder den Märtyrertod sterben, wenn er sieht, welches Ansehen und welchen Rang er hier im Paradies genießt.“ [2]

Welche Frohbotschaft sind doch diese Aussagen in Koran und Sunna! Und genau diese Frohbotschaft war es, die unseren Propheten (saw) und seine Gefährten und später auch unsere Vorfahren beseelten und sie von einer zur nächsten Front trieben, um diesen hohen Rang zu erreichen, ohne an ihre Familie und ihre Kinder zu denken. Rein für den Weg Allahs, um Seinen Namen zu verbreiten. Für das Land und die Landsleute. Für all die Werte, die ihnen heilig waren… Denn wer Werte seine nennt, für die er sein eigenes Leben einsetzt, wird keine Zugeständnisse machen bei seiner Unabhängigkeit. Sie mögen weder das Unrecht, noch den der dies begeht. Niemals schimpfen sie für den, der da kommt, auf den, der gegangen. Sie tuen niemandem Unrecht und lassen dies auch nicht bei sich selbst zu. Niemals lassen sie sich Fesseln anlegen. Sie sind zahm aber nicht willig wie Schafe. Ihr Herz blutet, wenn sie eine blutende Wunde sehen. Um dieses Blut zu stillen lassen sie sich wenn nötig geißeln und treten. Niemals aber lassen sie ihre Werte mit Füßen treten. Ihr Leben lassen sie, ihren Kopf halten sie her, niemals aber lassen sie sich einen Band um den Hals legen und sich daran führen. [3]

Das eigene Leben und das Leben haben erst dann einen Sinn, wenn man frei und die Würde geschützt ist, wenn der Ezan seinen Widerhall findet unter der Kuppel. Sind diese Werte aber in Gefahr, welchen Wert haben dann das eigene Leben, der Atem, das Herz, das schlägt? Immer, wenn die Religion, das Land, die Würde und die Unabhängigkeit in Gefahr waren, haben wir uns daher mit unserem Leben für diese Werte eingesetzt und werden dies auch in Zukunft tun… Unsere Ahnen haben in diesem Sinne ihre Pflicht erfüllt. Mancher von ihnen ist den Märtyrertod gestorben und hat diesen hohen Rang erklommen. Andere wurden verwundet und kamen als Veteranen zurück. Ihnen verdanken wir die Heldenepen um den Märtyrertod der Gefallenen. Keiner von ihnen ist heute mehr unter uns. Aber eines ist dennoch mit uns: unsere Religion, unser Land, für das sie mit ihrem Blut gezahlt haben und unsere Werte. Vielleicht leben wir jetzt in einem anderen Land, in einer anderen Kultur. Doch haben wir Verpflichtungen, denen wir nachkommen müssen. Vor allen Dingen sollten wir unsere Ahnen, sie zu beerben uns zu Recht mit Stolz erfüllt und uns erhobenen Hauptes daher schreiten lässt, stets in Dankbarkeit in unsere Gebete einschließen. Unseren Kindern und Enkeln sollten wir die Liebe zum Vaterland beibringen.

Unsere Religion, unsere Sprache, Kultur und die Werte, die uns heilig sind, sie alle müssen wir daher leben und leben lassen. Solange wir zusammenhalten und nicht zulassen, dass Einheit, Eintracht und Frieden im Land zerstört werden, gibt es kein Ziel, das wir nicht erreichen, kein Problem, das wir nicht überwinden können.


[1] Âl-i İmran, 169.
[2] Buharî, Cihat, 21.
[3] M. A. Ersoy, Safahat, s. 358.



İdris Ertürk
Osman Gazi Moschee Berlin

2014-03-14    


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