Freitagspredigt

Der Prophet und die Kinder

 بِسْمِ اللهِ الْرَحْمنِ الْرَحِيِم

وَاعْلَمُواْ أَنَّمَا أَمْوَالُكُمْ وَأَوْلاَدُكُمْ فِتْنَةٌ وَأَنَّ اللهَ عِندَهُ أَجْرٌ عَظِيمٌ


Bismillahirrahmanirrahim [Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
„Wisset, dass eurer Besitz und eure Kinder nur eine Prüfung sind, aber gewaltiger Lohn
bei Allah ist.“

[Sure “Enfal”, Vers 28]

Verehrte Gläubige,

zu den größten Gaben, mit denen uns Allah, der Erhabene, beschenkt hat, gehören zweifelsohne unsere Kinder. Sie sind uns unser Augenlicht und ein Quell der Freude. Als solche bescheren sie uns nicht nur Glück und Freude im Diesseits, sondern können uns auch zur Glückseligkeit im Jenseits verhelfen. Der Koran erinnert uns hierdran, wenn es hier heißt: “Euer Besitz und eure Kinder sind nur eine Prüfung für euch.” [1]

Unsere Kinder, die schönste Frucht unseres irdischen Lebens, verdienen auch die schönste Form der Liebe und Zuwendung. Ihnen diese zu schenken, ihnen mit Güte und Barmherzigkeit zu begegnen und nach ihrem Glück zu streben, ist unsere Pflicht - sowohl als Mensch, als auch als Muslim. Unser Prophet Muhammed (s.a.v.) sagte diesbezüglich: “Wer den Kindern Liebe und Zuwendung verwehrt und die Älteren nicht ehrt, ist nicht von uns.” [2]

Verehrte Muslime,

unser Prophet war uns auch im Bezug auf die Kinderliebe ein Vorbild. So verhielt er sich im Umgang mit Kindern ebenfalls wie ein Kind, ja er konnte sogar kindisch werden dabei. Er freute sich immer wenn er ein Kind sah. Und wenn er sie auf der Straße gesehen hat, so hat er sie gegrüßt, umarmt und geküsst und mit ihnen gespielt. Kinder hatten einen besonderen Platz in seinem Leben. Er liebte sie sehr und maß ihnen einen hohen Stellenwert bei. Eines Tages gab er seinem Enkelsohn Hüseyin einen Kuss. Einer seiner Gefährten, der das sah, sagte daraufhin: “Ich habe zehn Kinder. Bis heute habe ich keinen von diesen geküsst.” Der Prophet antwortete nur: “Wer keine Barmherzigkeit gibt, kann auch keine bekommen.” [3] Ein anderes mal sah ihn ein Beduine ein Kind küssen und sagte: “Ja küsst ihr denn Kinder? Wir tun dies nie”, woraufhin der Prophet ihn ermahnte mit den Worten: “Was kann ich dafür, wenn Allah die Barmherzigkeit aus deinem Herz genommen hat?” [4] Wir stoßen im Leben des Propheten auf viele solcher Beispiele, die uns zeigen, wie sehr er Kinder geliebt hat.

Verehrte Gläubige,

Kinder brauchen vor allen Dingen Liebe und Zuwendung. Nur wenn sie selbst genügend davon erhalten, können sie später, wenn sie erwachsen sind, diese auch weiter geben. Wenn wir Kinder erziehen wollen, die später glücklich und für die Gesellschaft von Nutzen sein sollen, müssen wir darauf achten, dass wir ihnen diese benötigte Liebe und Zuwendung geben. Dabei sollten wir sie jedoch weder zu sehr verhätscheln noch aber unterscheiden nach Jungen und Mädchen. Denn ein weiteres Kriterium, auf das wir bei der Erziehung und beim Aufziehen unserer Kinder achten müssen, ist die Gleichbehandlung unter den Geschlechtern. So sprach sich unser Prophet dagegen aus, dass wir in und mit unserer Liebe und Zuwendung die Jungen bevorzugen. Er ermahnte auch seine Gefährten dazu als er sagte: “Behandelt eure Kinder gerecht - auch im Bezug auf die Aufteilung des Vermögens.” [5] Denn eine Ungleichbehandlung unter ihnen führt nur dazu, dass Zwietracht unter den Kindern entsteht, was dann noch größere Probleme nach sich ziehen kann.

Verehrte Brüder und Schwestern!

wir sollten darauf achten, dass wir unsere Kinder, die Eltern von morgen also, alle gleich behandeln und die Jungen den Mädchen nicht vorziehen oder umgekehrt. Dies ist gerade in der heutigen Zeit, in der es immer mehr innerfamiliäre Probleme gibt, von Bedeutung. Wir sollten ihnen in materieller wie in geistiger Hinsicht, eine gute Erziehung bieten und ihnen von Klein auf die Moscheekultur beibringen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Kinder überall Kinder sind. Unser Augenmerk sollte auch ihrem Freundeskreis gelten. Daher sollten wir als Erwachsene auch auf unseren eigenen Freundeskreis achten und darauf, dass wir uns mit guten und aufrichtigen Menschen umgeben. So dass auch unsere Kinder sich in einer guten und intakten Umgebung bewegen und mit ihren Kindern anfreunden können. Vergessen Sie nicht, dass die Unbequemlichkeiten und Probleme, die wir durchmachen, wenn wir sie großziehen, sowie die Ausgaben, uns als gute Taten gutgeschrieben werden.

Verehrte Muslime,

ich möchte meine heutige Predigt mit folgendem Koranvers beenden: “O ihr, die ihr glaubt! Rettet euch und eure Familien vor dem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.” [6]

[1] Enfal, 8/28.
[2] Tirmizi-Birr -15.
[3] Buhari- Edep -18.
[4] Buhari–Edep – 18.
[6] Tahrim, 6.

Predigtkommission DITIB Köln
2011-04-01    


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