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2020-03-15 | Pressemeldung

Gedenken an den ersten Jahrestag von Christchurch und die Lehren daraus

15.03.2020: Im Gedenken an Christchurch sind unsere Gedanken die Tage gleichzeitig auch bei den Opfern von Halle und Hanau, wie auch allen anderen Opfern von Terror weltweit.

Nicht erst seit Halle oder Hanau wissen wir, dass Hass und Hetze keine Grenzen kennt und Neuseeland nicht so weit entfernt ist. Nicht nur seit den 77 Terroropfern in Norwegen, oder den 50 Opfern in Christchurch, wie auch den Opfern in den Kirchen in Sri Lanka wissen wir, dass der Terror jeden treffen kann.

Besonders aber der Terror von München und die NSU-Terrorserie verdeutlichten uns, wie schwer es fällt, den Terror beim Namen zu nennen, wenn er eben nicht vom vermeintlichen Gegenüber kommt, sondern scheinbar aus der eigenen Nachbarschaft.

Nach dieser rechtsterroristischen Tat in Neuseeland hat uns der Terror sein abscheuliches Gesicht in Halle und Hanau, in unserem Land gezeigt. Rechtsterrorismus ist ein weltweit organisiertes Netzwerk, wobei die Rechtsterroristen sich jeweils aufeinander berufen. Dennoch hat die Politik es lange versäumt, dies beim Namen zu nennen. Der rechtsextremistische, islamfeindliche Terror, auch die Hetze gegen den Islam und die Muslime, wurden allzu lange totgeschwiegen.

Rechtsextremistische Parteien haben das gesellschaftliche Klima lange Zeit vergiftet und die politische Sprache verroht. Die restliche Gesellschaft hat nicht nur geschwiegen, vielmehr haben manche von Verständnis für die Ängste der Täter gesprochen. Die Rechtsterroristen fühlen sich durch die Rhetorik von rechtsextremistischen Parteien, aber auch den Alltagsrassismus gegen Minderheiten in ihrem Hass und den Absichten bestärkt. Das wurde allzu lange ignoriert.

Allein in den ersten 10 Wochen 2020 registrierte die Antirassismus- und Antidiskriminierungsstelle der DITIB 35 Übergriffe auf Moscheen und muslimische Einrichtungen. Dass dabei die Intensität insbesondere der Drohungen, die immer konkreter werden, steigt, beunruhigt dabei besonders. Auch dies wurden allzu lange ignoriert.

Halle und Hanau haben uns die Augen geöffnet. Sie haben gezeigt, dass Hass und Hetze Nährböden sind für Gewalt und Terror.

Es ist zu begrüßen, dass die Politik wie auch höchste Vertreter unseres Staates das Problem inzwischen beim Namen nennen: Wir haben in Deutschland ein Problem mit rechtsextremistischem, antimuslimischem, islamfeindlichen und antisemitischem Hass und Terror.

Daher muss unsere Prämisse sein:

Kein Millimeter dem Hass und der Hetze weichen. Kein Platz dem antimuslimischem Rassismus, der Islamfeindlichkeit, dem Antisemitismus oder der Menschenfeindlichkeit jedweder Art.

Keine Nachsicht mit Hetzern, kein Verständnis für Täter und ihre geistigen Brandstifter.

Hass und Hetze kann aber jeden treffen, wie uns auch die ersten Wochen nach der Corona-Virus Pandemie gezeigt haben, wobei sich plötzlich asiatisch aussehende Menschen Diskriminierungen und Anfeindungen ausgesetzt sahen.

Daher rufen wir als DITIB auch in dieser Pandemie dazu auf, Verantwortung, Solidarität und Hilfsbereitschaft zu zeigen, besonders den Schwachen gegenüber.

Solidarität und Menschenliebe sind unsere Werte, die es zu verteidigen gilt. Die Würde eines jeden Menschen gilt es als oberstes zu schützendes Gut unermüdlich zu verteidigen.

Wir rufen dazu auf, dem Hass und der Hetze in frühen Stadien entgegen zu wirken.

Wir fordern eine Sprache der Vernunft und der Mitmenschlichkeit. Der Sprache der Ausgrenzung und Entmenschlichung gilt es zu widersprechen. Islamfeindliche oder antisemitische Ressentiments und Diskriminierung haben kein Platz in unserer Mitte.

Wir fordern die Politik auf, sich endlich den Provokationen aus dem rechten Rand entgegen zu stellen, anstatt sich dieser anzunehmen, um Wähler zu gewinnen.

Wir fordern, die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ohne Wenn und Aber für alle Menschen hochzuhalten, anstatt Ressentiments gegen Islam und Muslime zu schüren.

Wir fordern mit allem nötigen Nachdruck den Schutz von Muslimen und Moscheen.

Wir fordern, dass alle Maßnahmen, die von den Islamischen Religionsgemeinschaften nach Hanau gefordert und von der Politik versprochen wurden, zeitnah und nachhaltig umzusetzen.

Wir erbitten allen Opfern von Christchurch, wie auch allen anderen Opfern von Gewalt und Terror auf der Welt, Gottes Barmherzigkeit, den Angehörigen gilt unser Beileid.

DITIB-Bundesverband