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2016-09-30 | Botschaft

Botschaft zur Auswanderung und zum Monat Muharram

Am Sonntag, 2. Oktober 2016 wird der Monat Muharram beginnen, der durch den Propheten der Barmherzigkeit als “Monat Allahs” beschrieben wurde und der als Beginn des islamischen Neujahres akzeptiert wurde. Die Auswanderung unseres geliebten Propheten von Mekka nach Medina markiert einen Wendepunkt in der islamischen Geschichte.                           

Die Auswanderung hat eine bedeutende Stellung für die Muslime, da sie die Auswanderung von Mekka nach Medina verkörpert. Die Erlaubnis Allahs wurde in der ersten Periode des Prophetentums Muhammeds erteilt, weil der Druck und die Unterdrückung der mekkanischen Polytheisten während der Einladungsphase des Islam gipfelte. Die Auswanderung als Folge des Drucks der polytheistischen Gesellschaft lehrt uns Muslimen, dass keine Not und kein Druck uns Muslime von unseren Zielen und dem Willen zum Erreichen der Ziele abhalten kann.

Die Auswanderung lehrt uns die Geschwisterlichkeit der Auswandernden (Muhadschir) und der Ansar, die ihnen ihre Herzen und Esstische öffneten. Wie bei den Ansar zeigt uns die Auswanderung das Teilen unserer Speisen und unserer Tische mit unseren in Not befindlichen Geschwistern. Gleichwohl verkörpert die Auswanderung nicht nur die Migration von einem Ort in ein anderes für die Gläubigen, sondern die Befreiung und Läuterung von jeglichem Bösen und jeglicher Unterdrückung hin zum Guten, Schönen und Gesegneten.

Der Monat Muharram, womit der islamische Mondkalender beginnt, und vor allem der 10. Tag als Aschura-Tag hat eine besondere Bedeutung aus Sicht der vorherigen Propheten und ihrer Gemeinschaften, wie auch für die Muslime. Unser Prophet hat am 9., 10. und 11. Tag des Muharram gefastet und den Muslimen empfohlen, an diesen Tagen auch zu fasten.

Eine Trauer umfasst am 10. Muharrem eines jeden Jahres die Herzen aller Glaubensgeschwister. Denn am 10. Muharram des 61. islamischen Jahres ist das Datum, an dem der Enkel des Propheten, Sohn von Ali und Fatima, unser geliebter Hüseyin (r), sowie 70 Gläubige den Märtyrertod erlangten, wobei sehr viele von ihnen aus der segensreichen Familie des Propheten (Ahlu´l-Bayt) stammten und obwohl der Prophet seinen Enkel Hüseyin als “Meine Blume auf der Welt, mein Quendel” sowie “Herr der Jugendlichen des Paradieses” beschrieb.

Dieses unglückliche Ereignis hat uns -als den Propheten und seine Familie (Ahlu´l-Bayt) liebenden Muslime- tief verwundet, sowie alle Muslime -egal aus welcher Region, Kultur, Rechtschule und mystischer Tradition- von jung bis alt in tiefes Leid versetzt.

Eines der wichtigsten Aufgaben aller Muslime ist es, heutzutage Lehren und Lektionen aus solchen traurigen Ereignissen zu ziehen und von jeglichen Haltungen und Handlungen fernzubleiben, die die Einheit und Zusammengehörigkeit beeinträchtigen.

Auf der anderen Seite ist auch die Tradition der Aschura eine seit Jahren aufrecht erhaltene Praxis in Bezug auf den Monat Muharram. Eine schöne Tradition unserer Gemeinschaft ist es, dass sie ihren Nachbarn, Freunden und Verwandten zweimal im Jahr etwas verteilen: das Opferfleisch und die Aschura.

Aschura ist ein Ausdruck von Teilen, Solidarität, Zusammengehörigkeit und Liebe, sowie das Zeichen von Überfluss und Segen. Dieser übertragene Sinn der Aschura hat für unsere Gesellschaft heutzutage eine noch wichtigere Bedeutung als je zuvor. Unsere Gemeinschaft führt die jahrhundertelange Tradition heutzutage ebenso fort. Sie führen die im Wesen unserer Kultur stets vorhandene Schönheiten im Bewusstsein der “Einheit” fort. Hierzu vermischen sie die Zutaten mit den unterschiedlichen Geschmäckern zugleich  miteinander und bereiten die Aschura-Speise zu, dass die “Unterschiede zum harmonischen Miteinander des gemeinsamen Geschmacks beitragen.” Diese Speise als Symbol des Zusammenlebens und der Liebe teilen sie sodann miteinander und führen diese Tradition immer noch weiter.

Aus diesem Anlass gedenke ich allen Märtyrern von Karbala, allen voran dem Herren der Märtyrer Hüseyin (r). Ich wünsche von unserem erhabenen Allah, dass wir als Gemeinschaft Lehren aus diesen traurigen Ereignissen ziehen und ungeachtet der Rechtschulen und mystischen Traditionen die Geschwisterlichkeit, Einheit und Eintracht in der islamischen Gesellschaft, sowie in dieser Gesellschaft aufbauen können, in der wir hier leben. Außerdem gratuliere ich allen Geschwistern zu ihrem islamischen Neujahr und hoffe, dass das islamische Neujahr zu Frieden, Geschwisterlichkeit und zum Geist der Solidarität beiträgt. Möge es Anlaß dafür sein, dass das fließende Blut und die fließenden Tränen aufhören, wie auch der Menschheit ein neues Leben einhaucht und Anlaß für das Rechte, Wahre, Gerechte, Schöne und Gute sein möge.


Prof. Dr. Nevzat Yaşar AŞIKOĞLU
Bundesvorsitzender