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2016-06-04 | Pressemeldung

Erhobener Zeigerfinger spaltet, statt zu verbinden!

Es ist bedauerlich, dass der Bundestag mit seiner historischen Fehlentscheidung die Chance vertan hat, als Moderator in der Thematik der Geschehnisse im 1. Weltkrieg zu fungieren und eine Aussöhnung zwischen Armeniern und Türken über Deutschland hinaus anzustreben.

Nicht nur, dass die Entscheidung weder juristische noch historische Konsequenzen hat, sie trägt auch nicht zur Aufarbeitung der damaligen Ereignisse bei. Deutschland hätte mit der eigenen Erfahrung, aber auch der Beteiligung bei den Geschehnissen, eine vermittelnde Rolle einnehmen können, um eine historische Aufarbeitung und eine echte Annäherung beider Seiten zu fördern. Dies ist nicht geschehen.

Stattdessen hat man sich damit begnügt, dass eine einseitige Betrachtung der Ereignisse erfolgte, die die Millionen systematisch auf dem Balkan, in Kaukasien und im Nahen Osten ermordeten, vertriebenen und verfolgten Opfer auf osmanischer Seite –zu denen auch die Armenier zählen- vor, während und nach dem 1. Weltkrieg vollends ausblendet.

Für Versöhnung ist gegenseitige Empathie Grundvoraussetzung. Einseitige Schuldzuweisung durch Dritte ist wenig hilfreich. Deshalb betrübt es uns umso mehr, dass all unsere Dialogangebote im Vorfeld ungehört blieben.

Unzählige Anrufe und Mails von türkeistämmigen Menschen zeigen uns, wie sehr diese Fehlentscheidung – selbst wenn Sie nur symbolisch ist- nachhaltig diese Gruppe enttäuscht.

Im Sammelsurium türkeizentrierter oder muslimisch-zentrierter Themen, die ständig zur Ausgrenzung, Diffamierung und Marginalisierung in Politik und Medien, auf Schulhöfen, Ausbildungsstätten oder Arbeitsplätzen instrumentalisiert werden, ist dies ein neuer, bedenklicher Baustein.

Im Bemühen darum, ein Zeichen für vermeintliche Stärke in der Türkeipolitik zu setzen, hat man ein Streit-Thema importiert,  das über 3 Millionen Bürger dieses Landes bewusst vor den Kopf stößt und geeignet ist, unseren gesellschaftlichen Frieden und das Miteinander zu stören.

Wir hoffen, dass dies nicht dauerhaften Schaden anrichtet, dass gesellschaftliche Friede und Eintracht nicht darunter leiden werden.

Deutschland täte gut daran, sich wichtigerer Themen, derer sie genug hat, in dieser Geschlossenheit anzunehmen. Indem man sich zum Richter aufspielt, kann man keine Vermittlerrolle einnehmen – letzteres hätte Deutschland besser gestanden.

Als DITIB möchten wir mit dieser Erklärung den Gefühlen und der Enttäuschung insbesondere unserer türkischstämmigen Gemeindemitglieder eine Stimme geben.

 

DITIB-Bundesverband