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2014-10-27 | Botschaft

Botschaft zum islamischen Neujahr und zum Monat Muharrem

Am Samstag, 25. Oktober 2014 beginnt der Monat Muharrem, den der Prophet der Barmherzigkeit als “den Monat Allahs” bezeichnete. Damit jährt sich ein Wendepunkt in der islamischen Geschichte, der auf die Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina zurückgeht und basierend darauf zur Zeit des Kalifen Ömer als islamisches Neujahr akzeptiert wurde.                             
Die Auswanderung repräsentiert die Auswanderung des Propheten und seiner Gefährten von Mekka nach Medina und hat aus Sicht der Muslime eine bedeutende Stellung. Aufgrund der Unterdrückung und Ungerechtigkeiten der polytheistischen Mekkaner während der Einladung zum Islam in den ersten Jahren der mekkanischen Periode, hat der Erhabene Allah die Erlaubnis zur Auswanderung (Hidschra) erteilt. Die Hidschra, die wegen des Druckes der polytheistischen mekkanischen Gesellschaft stattgefunden hat, lehrt uns Muslimen, dass uns keine Bedrängnis und kein Druck von unserem Ziel und unseren zu erreichenden Zwecken abhalten kann.
Durch die Auswanderung unseres geliebten Propheten ist die Menschheit von Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Tyrannei und Dunkelheit zu einer Zivilisation der Gerechtigkeit, Gleichheit, Barmherzigkeit und des Lichts gelangt. Die Hidschra lehrt uns die Geschwisterlichkeit der Auswandernden (Muhacir) und der Helfenden (Ansar), die einerseits ihre Heimat und ihre Liebsten verlassend auswanderten, und andererseits derjenigen, die ihnen ihre Häuser, Herzen und Esstische öffneten. Die Hidschra erinnert uns daran, unseren Geschwistern in Bedrängnis und Not wie die medinensischen Ansar zu helfen, indem wir unser Essen und unsere Mahlzeiten mit den unterdrückten Geschwistern teilen.
Der Monat Muharrem, der mit dem islamischen Neujahr beginnt, und im besonderen der zehnte (10.) Aschuratag dieses Monats hat, wie für die früheren Propheten und ihre Gemeinschaften, auch aus Sicht der Muslime eine besondere Bedeutung. Der Prophet hat an dem 9., 10. und 11. Tag dieses Monats gefastet und den Muslimen auch empfohlen, an diesen Tagen zu fasten.
Allerdings hat Aschura, der zehnte Muharrem, aus Sicht der Muslime eine noch besondere Bedeutung. Hüseyin - einer der beiden lieben Kinder von Ali und Fatima, die unser geliebter Prophet, als “die zwei Blumen der Welt” und “die Herren der Kinder des Paradieses” lobte- und seine über 70 Freunde wurden am 10. Muharrem 61 (10. Oktober 680 n. Chr.) aufgrund politischer Begierden zuerst in Kerbela dem Verdursten ausgesetzt und erleideten anschließend grausam einen Märtyrertod. Dieser traurige Vorfall hat den Propheten und seine Familie (Ehl-i Beyt) und uns Muslime tief verwundet, egal welcher Region, Kultur, Rechtschule oder mystischen Tradition man angehören mag, alle Muslime von jung bis alt besonders tiefe Schmerzen zugeführt.
Aber traurigerweise stellen wir aus den zu verurteilenden Entwicklungen der letzten Zeit fest, dass wir Muslime aus den erlebten kläglichen Ereignissen in Kerbela keine Lehren gezogen haben. An dieser Stelle ist es unsere Aufgabe, die in der Geschichte erlebten Probleme und Schmerzen als islamische Gemeinschaft (Umma) nicht zu vergessen und aus den Vorfällen in der Geschichte Lehren zu ziehen und somit den aus den Unterschieden zwischen den jeweiligen Rechtschulen und Traditionen resultierenden Verfeindungen ein Ende zu geben.
Aus diesem Anlaß gedenke ich vor allem dem Herren der Märtyrer Hüseyin, sowie allen Märtyrern von Kerbela. Ich wünsche vom Erhabenen Allah, dass wir eine aus diesem traurigen Ereignis erforderliche Lehren ziehende islamische Gemeinschaft (Umma) werden und unabhängig von der Rechtschule und Tradition in der islamischen Gemeinschaft und in der hiesigen Gesellschaft, in der wir leben, die Geschwisterlichkeit, Einheit und Eintracht aufbauen können. Außerdem gratuliere ich allen Geschwistern zu ihrem islamischen Neujahr und wünsche, dass das islamische Neujahr für die ganze islamische Welt und für die ganze Menschheit Frieden, Geschwisterlichkeit und einen Geist der Solidarität bringt, das fließende Blut und die fließenden Tränen in der islamischen Welt ein Ende finden, sowie der Menschheit erneut Leben einhaucht, dem Recht, der Wahrheit, der Gerechtigkeit, dem Wohl und Gutem beiträgt.

Prof. Dr. Nevzat Yaşar AŞIKOĞLU
Vorsitzender